Ausstellung "animalia"
Franz Weickmann zeigt in Abensberg seine Tiergestalten

11.07.2017 | Stand 20.07.2023, 15:24 Uhr
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Am Donnerstag, 27. April, wurde die neue Ausstellung des Stadtmuseums Abensberg "animalia – Franz Weickmann" eröffnet. Das Publikum war begeistert von den Skulpturen des Landshuter Bildhauers.

ABENSBERG Majestätisch schreitet Hanglip durch die Savanne, Dschinn schleicht sich im Dunkel der Wüstennacht an ihre Beute heran und Covadonga nimmt Witterung in der würzigen asturische Abendluft auf. Wer sich den Arbeiten Franz Weickmanns nähert, wird sofort von deren Lebendigkeit in Bann gezogen. Nicht umsonst gibt Franz Weickmann seinen Geschöpfen einen Namen und damit eine eigenständige Persönlichkeit mit auf den Weg. Und diese Persönlichkeit spürt man deutlich!

Die Darstellung von Tieren ist so alt wie die Kunst selbst. Die ältesten altsteinzeitlichen Höhlenmalereien in Spanien und Frankreich zeigen Mammuts, Bisons oder Pferde. Und in Höhlen der Schwäbischen Alp fanden sich die elegante Silhouette eines Wildpferdes, ein graziler Wasservogel mit lang gestrecktem Hals oder ein gedrungenes, kraftvolles Mammut aus Elfenbein. Die steinzeitlichen Künstler hatten bereits ein scharfes Auge und eine ruhige Hand, um diese treffsicheren Abbildungen zu schaffen.

Gleiches gilt für Franz Weickmann. Wie ein steinzeitlicher Jäger pirscht er sich bewaffnet mit dem Fotoapparat an seine Beutetiere heran und hält sie schließlich in Tausenden von Bildern fest. Dabei studiert er nicht nur akribisch die Anatomie der Tiere, sondern versucht gleich einem Schamanen deren Geist zu ergründen. Der tierische Animus wird zur Inspiration für Weickmanns Zeichnungen und Plastiken.

Die ausgestellten Kohle-, Kreide- und Rötelzeichnungen sind eine Auseinandersetzung mit den tierischen Geistern. Weickmann zeichnet schnell, intuitiv und energisch, fast als ob er die anatomisch korrekte Form des Tieres stets aufs Neue hart erkämpfen und ausfechten müsste. Insbesondere die seriellen Zeichnungen wagen dabei den Schritt in die Abstraktion und muten kalligraphisch an. Zeichnungen dienen dem Künstler nicht nur als Grundlage für spätere Plastiken, sondern stehen als Werke selbstbewusst und eigenständig für sich allein.

Franz Weickmann führt seine Plastiken vornehmlich in Holz oder Edelstahl aus. Äußerst gezielt setzt er dabei deren Materialität als Gestaltungselement ein. Die in der Ausstellung zu sehenden Holzplastiken sind nicht im klassischen Sinne aus dem Holz gearbeitet, sondern werden gleich einem komplexen dreidimensionalen Puzzle zusammengesetzt und verstiftet. Der Künstler bevorzugt Linde, Robinie, Kirsche oder Ulme. Weickmann nutzt dabei äußerst geschickt die strukturellen und haptischen Qualitäten seines Ausgangsmaterials, welche die organische Plastizität und die Anatomie der dargestellten Tiere zusätzlich unterstreichen. Dabei zeigt sich: Je weniger Weickmann in das Holz eingreift, desto ausdrucksstärker werden die Skulpturen schlussendlich. Er begegnet seinem Material auf Augenhöhe, er macht es sich nicht untertan, sondern lässt zu, dass bereits in jedem Stück Holz selbst begründet, ob es zur Mähne eines Pferdes oder eines Löwen werden wird. Dies ist eines der Geheimnisse, die den Skulpturen ihre Ausdruckskraft und Persönlichkeit verleihen.

Weickmanns Tiere sind im Gegensatz zu den Werken eines August Gaul, Max Esser oder Renée Sintenis – und den Legionen von Tierskulpturen, welche im Barock herrschaftliche Tafeln und im langen 19. Jahrhundert bürgerliche Stuben schmückten –weder domestiziert, noch verniedlicht oder gar mythisch überhöht. Wie der italienische Bildhauer Rembrandt Bugatti nimmt Franz Weickmann Tiere als individuelle, geistbeseelte Wesen ernst und erschafft so seine animalia.

Kelheim