Einzigartige Fundstelle
Feuerstein-Eldorado Flintsbach! Hier waren die Flintstones daheim

05.09.2018 | Stand 28.07.2023, 22:32 Uhr
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Ort bei Winzer lieferte den Stahl der Steinzeit.

WINZER Die Familie Feuerstein hätte hier ihre wahre Freude gehabt: Denn was heute das Silicon Valley ist, war für die Menschen der Steinzeit in der Region wohl Flintsbach bei Winzer. Ein seltenes geologisches Phänomen schuf hier ein steinzeitliches Feuerstein-Eldorado.

Diesem Phänomen ist es laut Dr. Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Diensts am Landesamt für Umwelt (LfU), zu verdanken, dass bei der Ortschaft Flintsbach bei Winzer massenhaft Feuersteine erhalten blieben.

„Vor Jahrmillionen schufen geologische Naturkräfte beim heutigen Flintsbach eine viereckige Vertiefung im harten Urgestein. In diese rutschte der aufliegende Kalkstein und wurde deshalb dort nicht wie überall sonst im Laufe der Zeit abgetragen“, weiß er. „Für die Menschen der Steinzeit war das ein Glücksfall, denn dieser Kalk enthielt unzählige Feuersteine.“

Die Folge: Flintsbach entwickelte sich zu einer steinzeitlichen Boom-Region. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bereits vor 7000 Jahren ein regelrechter Bergbaubetrieb entstand. Spuren des intensiven Abbaus seien noch heute sichtbar.

Das wertvolle Gut war quasi der Stahl der Steinzeit. Unsere Vorfahren stellten aus dem namensgebenden Flintstein von Flintsbach überlebenswichtige Geräte wie Schaber, Messerklingen und Pfeilspitzen her. Der Flintsbacher Feuerstein war äußerst begehrt und wurde bis ins heutige Oberösterreich exportiert. Was heute vielleicht Klingen aus Solingen darstellen, waren zur Urzeit Feuersteine aus Flintsbach. Der Ort bei Winzer lieferte quasi den Stahl der Steinzeit. Der Flintstein aus Flintsbach war von ausgezeichneter Güte und ließ sich hervorragend bearbeiten.

Der Übergang von Donautal zu den Hängen des Bayerwaldes gilt als eines der ältesten Gebirge der Erde. Hier sind noch Gesteine aus der Zeit der Dinosaurierer zu finden. Rund zwei Jahre haben LfU-Geologen den Untergrund erkundet, um den Aufbau der Erdschichten auf mehr als 260 Quadratkilometern rekonstruieren zu können. Dr. Eichhorn: „Die Mühe lohnt sich. Damit lassen sich wichtige Rückschlüsse auf Grundwasser, Boden und nutzbare Rohstoffe erzielen.“

Mit modernen Methoden wurde die Region vom Tal der Donau bei Osterhofen bis nach Schöllnach im Bayerischen Wald erforscht. Feldcomputer und GPS kamen bei den Geländearbeiten ebenso zum Einsatz wie die traditionellen Arbeitsgeräte Hammer, Lupe und Kompass. Historische Karten, Luftbildaufnahmen des Geländes und Sondierungsbohrungen lieferten Auskunft über den steinigen Untergrund: Junge, in den letzten 10.000 Jahren abgelagerte Schotter des Donautales sowie bis zu zehn Meter dicker Löß und Lehm überdecken über 300 Millionen Jahre alte Gneise und Granite.

Mitten in den Gneisen und Graniten befindet sich der exotische Fundort der Feuersteine. Aus dem leicht verwitterbarem Kalkstein ließen sich die harten Feuersteinknollen mit den damaligen steinzeitlichen Werkzeugen ohne großen Aufwand heraus lösen.

Deggendorf