Brandbrief vom Ortsverband
FDP Kelheim erzürnt über Kreisverband

05.07.2017 | Stand 25.07.2023, 8:46 Uhr

Die FDP im Landkreis Kelheim gerät durch den beruflichen Wegzug des (Ex-)Kreisvorsitzenden Tobisch in die Klemme. Während MdL Fischer nun Interims-Vorsitzender ist, schlägt der Kelheimer Ortsverband Alarm.

KELHEIM „Wir vom Stadtverband Kelheim haben gehört, dass Herr Tobisch von seinem Amt als Kreisvorsitzender zurückgetreten ist. Unsere Information bezieht sich auf interne FDP - E-Mails. Deshalb die Frage: Stimmt das?” – Eine Email, abgeschickt vom Kelheimer FDP-Stadtrat und Fraktionssprecher Reinhard Listl und dem Vorsitzenden des FDP-Ortsverbandes Kelheim, Robert Kreitmeier, ebenfalls im Stadtrat, sorgt für Aufregung in der FDP. Listl und Kreitmeier, Freunde des klaren Worts, halten nicht hinterm Berg mit parteiinternen Vermutungen:

„Nach einem E-Mail von Ihnen, Frau Raum, kommt es dazu, dass die Kreis-FDP bis zu den ordentlichen Neuwahlen einen Übergangsvorsitzenden mit Herrn Dr. Fischer installiert. Du, lieber Andreas, hast bei der letzten Wahl Herrn Tobisch den Kreisvorsitz zugespielt, obwohl dieser nicht mal Mandatsträger ist. Du selber wolltest nach eigenen Worten das Amt wegen Zeitmangel nicht ausführen. Jetzt hast du plötzlich doch Zeit!? Hatte Herr Tobisch wirklich nur die Aufgabe zu verhindern, dass ein FDP´ler gegen Landrat Dr. Faltermeier bei der letzten Wahl antreten konnte? Wenn Herr Fischer jetzt wirklich antritt, dann sollte er auch klar und deutlich sagen, dass dies ein Zeichen für die Kandidatur zum Landrat ist, wenn Landrat Dr. Faltermeier abtritt. Herr Dr. Fischer sollte jetzt nicht so tun als ob er dem Kreisverband großzügig aus der Klemme hilft, weil sein Satellitenmann Tobisch sich aus dem Staub gemacht hat.” – Kräftig hingelangt haben die beiden Herren da.

Allerdings muss man sich erinnern: Tobisch, Vorname Jürgen, war eigentlich nicht der favorisierte Mann von Fischer. Fischer schwebte eher vor, Frau Raum, Vorname Maria, den Kreisvorsitz übernehmen zu lassen. Jürgen Tobisch wurde für Fischer überraschend vorgeschlagen - ihn heute als Satellitenmann darzustellen, wird ihm nach Wochenblatt-Informationen nicht gerecht. Er versuchte wohl lediglich, die FDP-Arbeit im Kreis mit dem Landtagsabgeordneten Fischer abzustimmen, was grundsätzlich keine schlechte Idee ist.

Dass Tobisch seinen Posten Hals über Kopf abgeben musste, liegt in seiner Karriere begründet - er geht für seinen Arbeitgeber nach Prag, die Familie bereitet gerade den Umzug vor; geplant war das, so ist jedenfalls aus seinem parteilichen Umfeld zu hören, keinesfalls. Allerdings: Von Prag aus kann man die FDP Kelheim nicht leiten. Und so gab es kürzlich eine Zusammenkunft, bei der Tobisch bekannt gab, was nun die Kelheimer FDP via interner FDP-Emails offenbar erst erfahren hat.

Fischer konnte gar nicht anders, als sich als Übergangsvorsitzender anzubieten - von der Versammlung wird berichtet, keiner habe sich wirklich in den Vordergrund gedrängt. Und so ist es nun der Landtagsabgeordnete, der auch noch den Kreisverband leiten soll. Das ist keinesfalls ein Novum, aber die Ämterhäufung hat bei Fischer doch ein Ausmaß erreicht, das nicht allen in der FDP schmeckt. 

Und dann die Landrats-Frage! Die Kelheimer FDP war ja dafür, sich an der letzten Landratswahl zu beteiligen. Nur der Kreisverband zog nicht mit. Allerdings weiß man: Nach der Wahl ist vor der Wahl, und Dr. Hubert Faltermeier kann nach Ablauf seiner jetzigen Amtszeit nicht mehr antreten. Dann wird es spannend im Landkreis - und auch für die FDP. Wer wird als Kandidat antreten? Sollte Fischer weiter Kreisvorsitzender bleiben und die FDP an der nicht mehr vorhandenen Wählergunst nichts mehr ändern, ist ein Einzug in den Landtag für Fischer keine sichere Sache mehr. Dann könnte er sich als Landratskandidat positionieren. Als (Interims-)Kreisvorsitzender hat er dafür schon mal einen Fuß in der Tür.

Für die Kelheimer Begehrlichkeiten gäbe es dann Schwierigkeiten. Entsprechend zürnt Listl. Er sieht, dass Fischer seine Landrats-Kandidatur verhindert habe (bei der letzten Wahl), um bei der folgenden selbst aufgestellt zu werden. Dann aber hätte Fischer wissen müssen, dass die FDP kurz vor dem Absturz ist, denn was will er im Landratsamt, wenn er doch vermeintlich sicher im Landtag sitzt? Vor zwei Jahren strotzte die FDP bundesweit vor Übermut.

Am Ende ist es wohl wie so oft: Die FDP Kelheim kann nicht mit dem Kreisverband. Das hat Tradition. Das war schon so, als Dr. Heinz Kroiss noch der Kreisvorsitzende war, und daran hat sich eben (noch) nichts geändert. 

Hinweis: Die Wochenblatt-Redaktion hat mit keinem der im Artikel erwähnten Personen gesprochen. Wir haben lediglich die vorliegenden Emails sowie Gespräche mit Eingeweihten als Grundlage für die hier zu lesende Veröffentlichung verwendet. 

Unser Foto haben wir dem Archiv entnommen; es zeigt den Landtagsabgeordneten Dr. Andreas Fischer (rechts) bei einer FDP-Versammlung.

Kelheim