Richard Palmer-James
Ex-Supertramp: Mit 65 denkt er noch lange nicht an Rente

06.07.2017 | Stand 10.05.2024, 10:39 Uhr

Am 11. Juni wird Richard Palmer-James, Gründungsmitglied von „Supertramp" 65 Jahre alt.

ARNSTORF Er war Ende der 60er Jahre Gründungsmitglied der Band „Supertramp“, textete in den 80er Jahren Hits für La Bionda („One For Me. One For You“), Moti Special („Cold Days. Hot Nights“), Sandra („Maria Magdalena“), Haddaway oder Mireille Mathieu: Richard Palmer-James, der seit 25 Jahren in der Nähe von Arnstorf lebt. In einigen Tagen wird der gebürtige Engländer 65 Jahre alt, an Rente denkt der Vollblut-Musiker aber noch lange nicht.

Als Mitte der 70er Jahre der Stern von „Supertramp“ aufging, da hatte sich Richard Palmer-James schon verabschiedet von der Gruppe um Sänger Roger Hodgson. Dass „Supertramp“ einmal solche Erfolge feiern würde, hätte Palmer damals nicht gedacht: „Wir waren ständig unterwegs, verdient haben wir aber nicht viel. Einmal erhielten wir für einen Auftritt gerade mal 29 Mark pro Nase“, erinnert sich Palmer.

Bis vor zehn Jahren hatte Richard Palmer zu seinen einstigen Supertramp-Weggefährten auch noch Kontakt. „2003 telefonierte ich zuletzt mit Rick Davies, es ging um das letzte Supertramp-Album. Dave Winthrop, der auch zur Gründungsmannschaft zählte, habe ich letztes Jahr zufällig in England getroffen. Roger Hodgson habe ich seit dem Jahr 2000 nicht mehr gesehen“, sagt Palmer. „Das ist eine andere Welt, in der sie leben“, fügt er nachdenklich hinzu.

Seine Welt ist seit 25 Jahren das beschauliche Rottal. „Es war damals eine Entscheidung für die Familie“, lächelt Palmer. Weg aus München, Rückzug aus der Pop-Musikszene, für die er fleißig Songs textete. „Ich war Haustexter von Ariola, habe 400 GEMA-Copyrights“, sagt er stolz. Nur wenige aber würden Geld in seine Kasse spülen, auch wenn darunter Chart-Hits waren. Und auch für das Fernsehen textete Palmer, wie für Helmut Dietls „Münchner Geschichten“.

 Heute schreibt er eher Songs für seine alten Weggefährten, wie John Wetton. Den Mainstream hat er hinter sich gelassen, auch wenn er ihn nicht verteufelt: „Auch da gab es einige ganz tolle Sachen“, stellt er fest. Heute sähe die Ausarbeitung eines Songs ganz anders aus als noch in den 70er und 80er Jahren: „Früher war das Teamarbeit, heute wurschtelt jeder allein an seinem Mac – wie ich auch“, schmunzelt Palmer.

 Vor acht Jahren tat er sich mit dem klassischen Gitarristen Erich Schachtner, der aus Unterdietfurt stammt und heute in Berlin lebt, zusammen. Unter dem Titel „Blues meets Classic“ traten die beiden bundesweit auf. „Ich war ja erst skeptisch, ob das wirklich was wird. Ich hatte noch nie zuvor einen rein akustischen Auftritt ohne technische Unterstützung und dementsprechend Bammel. Aber es klang toll“, grinst Palmer.

Inzwischen firmieren Palmer und Schachtner unter dem Namen „Two Heads“. Und auch ihre Musik hat sich verändert. „Wir spielen eine Art Mischung aus Folk, Blues und Country, darunter auch einige Titel aus den frühen Supertramp-Jahren und von King Crimson“, erklärt der bald 65-Jährige. Es sei die wichtigste Entscheidung der letzten zehn Jahre gewesen, endlich auch eigene Kompositionen zu singen. „Dazu musste ich 60 Jahre alt werden“, schüttelt Palmer den Kopf. „Aber ich habe mich früher nie getraut dazu, weil ich in all den Jahren mit tollen Vocals zusammengearbeitet habe. Das hat mich eingeschüchtert.“

Nach einigen Auftritten plant das Duo nun, im Sommer ein Album aufzunehmen. Die Musik der Singer/Songwriter, wie sie das Duo „Two Heads“ verkörpert, erfreue sich einer wachsenden Fangemeinde, wie Palmer feststellt: „Die Leute sehen sich in dieser schnelllebigen Zeit nach etwas mehr Ruhe.“ Und ihm selbst macht es großen Spaß: „Ich liebe es, engen Kontakt zum Publikum zu haben. In großen Hallen möchte ich nicht spielen.“

Seinem 65. Geburtstag am 11. Juni sieht Richard Palmer gelassen entgegen. „Ich war nie der Geburtstags-Freak. Wir werden wohl mit der Familie schön essen gehen. Eigentlich war geplant, dass ein paar Kollegen von früher zu Besuch kommen, aber das hat sich zerschlagen. Vielleicht nächstes Jahr“, zuckt er mit den Schultern.

Seine Entscheidung für das Rottal habe er nie bereut, beteuert er, auch wenn es ihm beruflich sicher geschadet habe. An Rente denkt Richard Palmer-James aber auch nicht: „Als Musiker bist du dazu verdammt, solange weiterzumachen, bis es nicht mehr geht. Auch prominente Kollegen hören nicht auf, sie leben für die Musik. Es ist eben so: That's what we do...“ 

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