Nicht schon wieder!
Erneute Jagd auf ausgebüxte Kamerunschafe

13.06.2018 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
−Foto: Foto: Archiv

Zum Abschuss freigegeben, aber diesmal ziehen Tierschutz und Behörden an einem Strang

FALKENBERG Im Mai letzten Jahres hatten drei ausgebüxte Kamerunschafe, die zwischen Walburgskirchen und Altersham gesichtet wurden, für reichlich Wirbel gesorgt. Tierschützer gingen auf die Barrikaden, als sie erfuhren, dass die Tiere vom Landratsamt zum Abschuss frei gegeben wurden. Es wurde zum Wettlauf gegen die Zeit, am Ende ging es für alle Beteiligten gut aus. Seit fast einem Jahr sind nun erneut Kamerunschafe freilaufend unterwegs, diesmal im Bereich Unterrohrbach-Diepoltskirchen. Nun versuchen Landratsamt, Gemeinde und Tierschützer gleich an einem Strang zu ziehen.

Im Mai 2017 war es ein Wettlauf gegen die Zeit, am Landratsamt stand das Telefon nicht mehr still, weil Tierliebhaber gegen die Abschussgenehmigung der drei Ausreißer vehement protestierten. Der Pfarrkirchnerin Christine Aigner gelang dann gerade noch rechtzeitig, dem Ganzen zu einem guten Ende zu verhelfen.

Sie hatte Kontakt zu einem Experten, der die drei Tiere mit einem Betäubungsgewehr immobilisieren konnte, sodass sie problemlos eingefangen werden konnten. Anschließend erhielten sie auf Gut Aiderbichl ein schönes Zuhause.

„Wir müssen aus der ganzen Sache unsere Lehren ziehen, denn erst am Ende hat alles funktioniert, als Landratsamt, Polizei, Jäger und Betäuber sowie die Tierschutzorganisation Hand in Hand zusammengearbeitet hatten“, erklärte Aigner im Mai 2017. Dass tatsächlich Lehren aus dem ganzen Theater gezogen wurden, zeigt sich jetzt im Gebiet der Gemeinde Falkenberg.

Warnschilder und Tempo 50-Limit

Dort büxten zwei Kamerunschafe schon im letzten Sommer aus und laufen seither frei im Gebiet um Unterrohrbach-Diepoltskirchen herum. Über den Winter hinweg bekam das Paar sogar noch Nachwuchs, inzwischen handelt es sich also um ein Trio. Dieses birgt vor allem für den Straßenverkehr ein nicht einzuschätzendes Risiko, weshalb das Landratsamt erneut eine Abschussgenehmigung erteilt hat.

Ein solches erteilt das Landratsamt übrigens recht selten. Mit „weniger als eine Handvoll pro Jahr“ beziffert Pressesprecher Matthias Kempf die Zahl. Im letzten Jahr waren es die besagten Kamerunschafe bei Pfarrkirchen und ein aus einem verunfallten Tiertransporter geflüchteter Stier, der in einen Supermarkt in Eggenfelden lief.

Im aktuellen Fall bei Falkenberg war der Tierschutz von Beginn an in die „Jagd“ auf die Kamerunschafe, die sich anders als bei „normalen“ Schafen nur sehr schwierig einfangen lassen, eingebunden. Und um die Gefahr für Auto- und Motorradfahrer im Gebiet, wo die drei Schafe gesichtet wurden, zu minimieren, hat die Polizei Warnschilder auf Wildwechsel aufgestellt und das Tempolimit in diesem Bereich auf 50 km/h reduziert, wie Eggenfeldens Polizeichef Armin Zehentbauer dem Wochenblatt bestätigt.

Ein erster Versuch ist gescheitert

In Zusammenarbeit mit Tierschützern setzte die Gemeinde Falkenberg zudem einen Jäger auf die drei Kamerunschafe an, der mittels Betäubungsgewehr das Trio immobilisieren sollte. „Von einer großen Suchaktion halte ich nichts. Wir müssen natürlich auch für die Verkehrssicherheit sorgen. Wenn die Schafe nun lebendig eingefangen werden sollen, ist uns das nur recht“, so Polizeichef.

Und auch der Gemeinde liegt daran, die Schafe lebendig einzufangen, wie Geschäftsleiter Franz Bauer dem Wochenblatt bestätigt. Die Kosten für den Einsatz sollen dem Besitzer der Schafe, der der Gemeinde bekannt ist, übrigens nicht auferlegt werden: „Die Kosten sind überschaubar. Da der Besitzer schriftlich zugesagt hat, die Schafe nicht mehr zurückzufordern, muss er auch nichts bezahlen. Das war Bedingung der Tierschützer, denn sie engagieren sich ja jetzt nicht bei der Aktion und dann werden die Schafe später vielleicht geschlachtet“, berichtet Bauer.

Stattdessen haben die Tierschützer bereits ein Domizil für die Ausreißer gefunden. Nur eins fehlt noch: die Schafe. Denn der erste Versuch, das Trio mittels Betäubungsgewehr einzufangen, ist gescheitert. „Wir haben nun einen anderen Jäger beauftragt, der es versucht“, erklärt Bauer. Bleibt zu hoffen, dass dies dann auch bald gelingt, denn sonst bliebe wirklich nur der Abschuss der Tiere. Und den wollen alle Beteiligten möglichst verhindern.

Rottal-Inn