Biomasseheizwerk Brunnwiese in Betrieb genommen
Erfolgreicher Tag für die Energiewende in Traunstein

06.07.2017 | Stand 27.07.2023, 22:06 Uhr

Die Traunsteiner Stadtwerke setzen weiter auf regenerative Energien aus heimischen Brennstoffen. Am 20. Oktober wurde das Biomasseheizwerk Brunnwiese in Betrieb genommen.

TRAUNSTEIN Nach
der feierlichen Einweihung des Wasserkraftwerks am Triftweg (wir haben 
berichteten) vor einigen Monaten wurde nun am Samstag Vormittag, 20. Oktober, im Rahmen eines Tags der offenen Tür das Biomasseheizwerk Brunnwiese eingeweiht.

Der Biomassekessel (800 kW) und der Gaskessel (1.500 kW) des Biomasseheizwerks bringen es zusammen auf eine
Leistung von 2.300 kW und mit einer Netzlänge von 840 Meter wird außer dem Chiemgau-Gymnasium und dem Sonderpädagogischen Förderzentrum mit Turnhallen auch die höher gelegene Ludwig-Thoma-Schule
 versorgt.

Vorgesehen ist nach Fertigstellung auch der Anschluss des
 Bauareals Altes Kurhaus, sowie gegebenenfalls auch der Klosterkirche und der
 Städtische Galerie.

 Zu der Einweihung waren rund 150 geladene Gäste aus Kommunalpolitik,
 Behörden und der ausführenden Planer und Firmen gekommen.

Der
 Geschäftsführer der Stadtwerke Traunstein, Stefan Will, betonte in seiner
Begrüßungsrede, dass das Projekt zwar eine lange Vorgeschichte in der
 Planung gehabt habe, die Umsetzung dann aber sehr schnell geschehen konnte.

Nach
dem Spatenstich im August 2011 habe man um die Weihnachtszeit das Heizhaus
errichtet, die großen Teile eingebracht und das Dach geschlossen. Parallel
dazu wurden 600 Meter des nun insgesamt 840 Meter langen Leitungsnetzes
gebaut. Ab April diesen Jahres habe man die Inbetriebnahme stückchenweise
vorgenommen, der Kostenplan von rund 1,6 Millionen Euro konnte eingehalten
werden. Vorsicht ließ er beim Dauerbetrieb trotzdem noch walten: „Die echte
Bewährungsprobe steht erst im Winter bevor.“

Oberbürgermeister Manfred Kösterke nahm zur aktuellen Debatte um die
Strompreiserhöhungen in Verbindung mit der EEG-Umlage Stellung: „Die
’Nur-Fokussierung‘ auf die Kosten zeigt das Dilemma der Energiewende.“ Dabei
sei das zentrale Thema die Frage, wie man von hohen CO2-Emissionen
herunterkomme. Seine Forderung: „weg von ideologischen Diskussionen hin zu
ganzheitlichen Lösungen.“

Deutschland habe in der Welt eine Vorbildfunktion
und müsse die Energiewende schaffen, „die Welt schaut in dem Punkt auf uns.“
Das jetzt realisierte Projekt sei ein gelungenes weiteres ÖPP-Projekt
(Öffentlich Private Partnerschaft) „erster Güte“, das in einem ersten
Schritt neben den genannten Schulen und dem Alten Kurhaus später durchaus
auch quer durch die Stadt erweitert werden könne. Entscheidend sei hierbei
die Wirtschaftlichkeit, man dürfe die Stadtwerke nicht überfordern.

Stellvertretender Landrat Sepp Konhäuser sagte in seinem Grußwort dass
dem Landkreis gerade die Themen „Bildung und Infrastruktur“ sehr am Herzen
liegen würden. Man sei stets bemüht „optimale Voraussetzungen für die
Schüler zu schaffen“ so Konhäuser im Hinblick auf die Trägerschaft der
beiden Schulen, die mit Wärme aus dem Heizwerk versorgt würden. Die
Diskussion der vergangenen Wochen um die Strompreiserhöhungen spiegelten
kein energietechnisches Problem wieder. Wenn sich Menschen in Deutschland
eine Strompreiserhöhung um gesamt 60 Euro pro Jahr nicht mehr leisten
könnten, dann sei dies vielmehr ein soziales Problem betonte der
Stellvertretende Landrat. Gleichzeitig müsse Energie bezahlbar bleiben.

Der
 Landkreis setzte weiter konsequent auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Die
 Landkreisziele, bis 2020 den gesamten Strom privater Haushalte, Kleingewerbe
und kommunale Liegenschaften aus regenerativen Energien zu decken sei
ehrgeizig. „Entscheidend ist das Ziel, und dass wir daran arbeiten“ so
 Konhäuser. Dies wolle man in Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, Städten
und dem Landkreis unter Einbeziehung regionaler Stadtwerke umsetzen.

Im Rahmen der ökumenischen Segnung betonte der Evangelische Pfarrer
Sebastian Stahl, dass die Menschen den Auftrag hätten die Schöpfung zu
nutzen und zu bewahren. „Darüber freut sich Gott.“ Stadtpfarrer Georg Lindl
machte deutlich, dass sich das „Haus Gottes“ nicht nur auf die Kirchen
beschränke. Auch das Biomasseheizwerk sei ein Haus Gottes, „wenngleich in
einer anderen Funktion als eine Kirche“. Auch Christ sei man nicht nur in
der Kirche sondern überall. Folgerichtig segnete er nicht nur das neue
Gebäude, sondern auch die Menschen, die dort arbeiteten und alle Anwesenden.
Von dem Heizwerk solle ein Segen für die Stadt Traunstein ausgehen.

Dass sich die gut nachgespielten Lieder der Big Band der CHG („Smoke on
the water“, Smog am Wasser) im Rahmen der musikalischen Untermalung der 
Einweihungsfeier nicht bewahrheiten, dafür soll künftig eben auch das
saubere Biomasse Heizwerk in der Brunnwiese sorgen.

 Viele Bürger nutzten bei bestem Herbstwetter die Möglichkeit und machten
sich selbst ein Bild von der neuen Anlage und besuchten das neu eröffnete
 Wasserkraftmuseum. (Hier finden Sie einen ausführlichen Artikel über das neue Traunsteiner Museum.)

Berchtesgadener Land