Lösegeldforderung ist eingegangen:
Entführung – die Kneitinger vermissen ihren Zunftbaum

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 18:52 Uhr

Zwei Jahre war der Kneitinger Zunftbaum am Rande des Spielplatzes gelagert und hat dort auf die längst fällige Restaurierung gewartet. Kurz vor der Fertigstellung war er nun über Nacht weg!

KNEITING Das mutet umso erstaunlicher, da der 18 Meter hohe Eisenmast stattliche 1,2 Tonnen Gewicht mitbringt und nur mit schwerem Gerät oder eben mit viel, viel Muskelkraft bewegt werden kann.

So war man sich auch sicher, dass ein "Diebstahl" wohl nicht gelingen kann. Bis zur Nacht vom 28. auf den 29. April. Nicht schlecht staunte die betroffene Vorsitzende des Vereins, Reinhilde Rösch, und auch der eingeschaltete Pettendorfer Bürgermeister Eduard Obermeier glaubte zunächst an einen Scherz. Die Fakten zeigten jedoch was anderes, zumal auch noch eine Handynummer hinterlegt war, die unzweifelhaft auf ein "Verhandlungsangebot" hinwies.

Im Rahmen der Dorferneuerung Kneiting hat der eigens für den Zunftbaum gegründete Verein die längst fällige Sanierung der Zunfttafeln und das Streichen des Metallmasten verwirklicht und die Finanzierung mit Fördermitteln des Amtes für ländliche Entwicklung erreichen können. Allerdings liegt die verbliebene Eigenbeteiligung bei 50 Prozent der Kosten und damit immer noch bei über 10.000 Euro. Und an diesen Kosten knabbert der Verein seit einiger Zeit, denn die 31 Mitglieder können dies alleine nicht Schultern. So ist man mit Veranstaltungen und Spenden aktiv, um die Finanzierungslücke zu schließen. Da kommt so ein Ereignis mit unbekannten Ablöseforderungen alles andere als gelegen und so hoffen die Vereinsmitglieder auf eine gnädige Gestaltung des "Lösegeldes".

Der erste Baum aus Holz wurde auf Initiative von Prof. Dr. Karl Erlinghagen bereits im Juli 1983 aufgestellt. Der Theologe betreute früher die Pfarrei und wollte Kneiting damit zum schönsten Dorf Bayerns machen und dazu gehöre eben auch ein Zunftbaum. Die Zunfttafeln wurden vom Lüftlmaler Günther Wasmeier, dem Vater von Skirennläufer Markus Wasmeier, bemalt. Er fiel allerdings am 1. März 1990 dem Sturm Wibke zum Opfer. 1993 gründeten 7 Kneitinger Den Förderverein Zunftbaum Kneiting, der sein Ziel in der Finanzierung und Instandhaltung hat. Seit 1993 stand der neue Stahlmast am Rande des Kapellenplatzes und wurde nun im Rahmen des ersten Bauabschnittes zeitgleich mit dem Platz und der Kapelle von der Parsberger Firma Fromm restauriert.

Am 9. Juni soll er wieder stehen und mit einem Dorffest gefeiert werden – wenn er bis dahin wieder da ist!

Regensburg