Aids
Eine schlimme Krankheit und Regensburgs Antwort darauf

13.11.2017 | Stand 13.09.2023, 0:43 Uhr

Regensburg feierte am Samstagabend die 15. Aids-Tanzgala. Sie ist längst mehr als ein wunderbarer Abend mit Hochkultur. Sie zeigt, wie tolerant unsere Gesellschaft geworden ist.

REGENSBURG Es gab Zeiten, da machten CSU-Politiker wie Peter Gauweiler mit Forderungen Politik, alle in Register einzutragen, die HIV-positiv sind. Damals schreckte die Gesellschaft auf, so mancher Konservative glaubte nicht nur insgeheim, Aids; diese schreckliche Erkrankung des Immunsystems, sei eine Strafe Gottes für liederliches Verhalten.

Wer am Samstagabend im voll besetzten Theater-Velodrom saß und als Gast der Aids-Tanzgala, der 15. zwischenzeitlich, einen Beitrag zur Linderung der AIDS-Folgen leistete, der konnte davon kaum mehr etwas spüren. Hollywood leistete mit Filmen wie „Philadelphia“ seinen Beitrag dazu, die angstbesetzte Krankheit und die Infizierten vom Rande der Gesellschaft wegzuholen, in eine solidarische Mitte.

Gerade deshalb ist es so wichtig, dass diese Idee des Regensburger Jazzclubs, der als Mitveranstalter mit dem Theater für den Abend Jahr für Jahr verantwortlich zeichnet, zeigt, wie solidarisch und weltoffen, tolerant und hilfsbereit unser Regensburg ist. Peter Jungblut, seines Zeichens Kultur-Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, der wie selbstverständlich von seinem Mann und seinem eigenen Coming out auf der Bühne erzählte, machte das immer wieder deutlich.

Hochkarätig war dann auch das, was Tanztheater-Leiter Yuki Mori und sein Chefdramaturg Christian Meier da auf die Bühne holten: Wunderbare Künstler, die ganz unterschiedliche Stücke inszenierten und so eindrücklich zeigten, dass der Tanz vielleicht nicht die Leichteste aller Künste ist, aber sicher die Eindrücklichste, wenn es darum geht, menschliche Gefühle auszudrücken.

Wenn ein Betroffener keine acht Euro hat

Bewegend war wie die letzten Jahre auch, was die drei Hauptakteure zu erzählen hatten, die Jungblut auf die Bühne holte. Hans-Peter Dorsch von der Aidshilfe Oberpfalz schilderte, wie nicht nur die Belastung der unheilbaren Krankheit, sondern auch finanzielle Probleme die Betroffenen belasten: „Da werden acht Euro für eine Lesebrille zum riesigen Problem“, schilderte Dorsch. Viele Betroffene hätten gute Jobs, lebten ganz normal, aber es gibt eben auch die andere Seite. Bernd Salzberger, einer der renommiertesten Immunologen des Landes, erneuerte das, was er auch letztes Jahr sagte: Neue Behandlungsformen wie PreP, ein Präparat, das nach Einnahme vor dem Sex vor einer Infektion schützt, seien im Verbund mit anderen Formen der Prävention notwendig, um Aids endgültig zu besiegen. Bedrückend waren dann auch die Schilderungen von Professor N.M. Samuel, der die Arbeit des Care-Health-Centers in Südindien beschrieb. Es gibt dort keine Krankenversicherung, die indische Regierung kürzt die Zuschüsse für die Behandlung der Aids-Kranken und die internationale Hilfe werde auch gekürzt. „Ich bin ihr größter Fan“, sagte der Professor in Richtung Regensburger Publikum.

Ein wunderbares kleines Jubiläum also, dem man nur hinterherrufen mag: „Ad multos annos“: Hoffentlich gibt es sie noch viele Jahre, wenngleich der Grund, warum es die Tanzgala gibt, nämlich Aids, hoffentlich nicht mehr lange geben wird.

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