Humbug oder Realität?
Eine Reise in ein früheres Leben

05.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:25 Uhr

Die Überlegung klingt bizarr – soll es tatsächlich so sein, dass wir Menschen alle schon mal gelebt haben? Vielleicht sogar zwei- oder drei- oder viermal? So wirklich beantworten kann diese Frage niemand. Doch eine Möglichkeit soll es geben, es vielleicht herauszufinden, "Rückführung" ist das Zauberwort. Medienwirksam hatte dies im vergangenen Jahr Katja Burkhard in der RTL-Sendung "Mein erstes Leben" gezeigt. Sie begab sich mit den Probanden in das unter Hypnose gesehene Leben zurück, sie suchte und besuchte die Original-Schauplätze – und tatsächlich, die Probanden erkannten die Orte wieder. Aber ist es wirklich so einfach?

SCHWANDORF In Schwandorf bietet der Hypnose-Coach Dominik Bock solche Rückführungen an. Seine Klientin Monika W. (43) aus Schwandorf erzählt: "Ich war einfach neugierig. Ich hatte viel davon gehört, dass man mit einer Rückführung eventuell herausfinden kann, ob man schon einmal gelebt hat. Ich wollte einfach wissen, ob vor meiner jetzigen Leben schon irgendetwas gewesen ist." Auch Monika W. hatte die Sendungen auf RTL gesehen, "doch das glaubt man eigentlich nicht", erzählt sie skeptisch. Eigentlich war sie bei Dominik Bock, um ein paar Kilo abzunehmen, doch die Neugier siegte – Monika W. entschloss sich, in ihre Vergangenheit zu blicken.

Und tatsächlich, was sie selbst nicht wirklich geglaubt hatte, trat ein. Bei der Rückführung sah sie tatsächlich Bilder. 2Ich habe eine Frau gesehen, die in einem Garten auf einem großen Gut spazieren gegangen ist. Die Frau hat einen langen, schwarzen altmodischen Rock getragen2, berichtet Monika W. von ihrem Rückführungserlebnis. Im Laufe der Sitzung wurde deutlich, dass die Frau nicht verheiratet ist und Lissi Siebenstein heißt. Das herrschaftliche Gut, auf dem sie sich befand, hatte einen großen Garten mit Bäumen, Blumen und auch Pferden. Auch das Jahr, in dem sich diese Lissi befindet, ließ sich herausfinden: Die Szene stammt in etwa aus dem Jahr 1847 in einem Land, in dem Deutsch gesprochen wird. "Es war aber nicht in Deutschland", erinnert sich Monika W.. Die Ablösung von dieser Szene zurück ins aktuelle Leben sei "komisch" gewesen. "Man denkt viel über das Gesehene nach und beschäfti gt sich damit.“ Eines aber ist sicher, Monika W. ist überzeugt davon, dass das, was sie gesehen hat, eines ihrer früheren Leben war. "Das Ganze war zu real, als dass es eine Phantasie sein könnte", meint sie.

Doch wie funktioniert das Ganze? Wie kann es sein, dass man sich bei einer Rückführung an Dinge aus einem früheren Leben erinnert? Warum kann man sich nicht auch bewusst erinnern? Auch Dominik Bock war zunächst skeptisch: "Ich war hin und her gerissen. Ich habe in der Ausbildung Berichte von Kollegen und Ausbildern gehört. Ich habe Aufzeichnungen von Rückführungen gehört und auch gesehen. Das alles brachte mich doch ins Grübeln." Als dann auch die Nachfragen seiner Klienten in der Hypnose-Praxis in Schwandorf immer häufiger das Thema Rückführungen zum Inhalt hatten, entschloss sich Bock, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden.

Der Weg zurück findet bei der Rückführung in Schritten statt. Menschen, die sich gut hypnotisieren lassen, brauchen zwischen 20 und 40 Minuten, um in Hypnose zu sein. Der Klient geht dann zunächst im jetzigen Leben zurück. Schon hier stellt Dominik Bock fest, wie sich die Ausdrucksweise des Menschen verändert. Wenn der Klient unter Hypnose in seinem jetzigen Leben zurückgeht und zum Beispiel wieder drei Jahre alt ist, dann spricht er auch wieder so. Menschen, die mehrsprachig aufgewachsen sind, und eine der Sprache wieder verlernt haben, können diese plötzlich wieder sprechen. Auch ein Dialekt, der im Erwachsenenalter nicht mehr gesprochen wird, taucht vielleicht plötzlich wieder auf. Von der Kindheit geht es dann über den Mutterleib weiter zurück in ein früheres Leben. "Ich spreche mit meinen Klienten ab, was für ein Leben er sich ansehen möchte. Meistens wird vor der Sitzung vereinbart, dass es ein schönes Leben sein soll", so Bock. Die Rückführung in ein unangenehmes Leben ist aber ebenso möglich, wenn hier Dinge vermutet werden, die unterbewusst auf das aktuelle Leben Einfluss haben. Wichtig für den Klienten ist, dass der Hypnotiseur zu jeder Zeit bei ihm ist, er begleitet ihn. Situationen, die als unangenehm empfunden werden, können zu jeder Zeit sofort wieder verlassen werden. Auch hier hilft der Hypnotiseur weiter. Ebenso wird vereinbart, dass der Klient zu jeder Zeit die deutsche Sprache versteht und auch sprechen kann. Ein früheres Leben muss nämlich nicht zwangsläufig in Deutschland oder einem anderen deutschsprachigen Land stattgefunden haben. Ein Klient, der dann kein Deutsch mehr verstehen würde, würde den Kontakt zum Hypnotiseur verlieren. Ebenso hätte der Hypnotiseur Probleme, wenn er die Sprache, die der Klient plötzlich spricht, nicht verstehen und auch selbst nicht sprechen würde. Die Rückkehr ins heutige Leben funktioniert dann wieder in Schritten. Zunächst wird das frühere Leben beendet, indem der Tod des Menschen abgerufen wird. "Ich halte es für wichtig, jedes Leben, in das man zurückgeht, mit dem Tod zu beenden. Die Klienten beschreiben dies als sehr befreiend", so Bock. Über den Mutterleib und die ersten Lebensjahre geht es dann wieder zurück ins Hier und Jetzt.

Oftmals werden die Erlebnisse bei den Rückführungen als pure Phantasie abgetan. Dominik Bock jedoch ist sich mittlerweile sicher, dass da mehr ist als nur die pure Phantasie: "Oft sind die Beschreibungen sehr detailliert, so würde man sich das in der Phantasie nie vorstellen. Auch Landschaften oder Menschen werden sehr genau beschrieben, obwohl die Klienten versichern, im aktuellen Leben noch nie an so einem, Ort gewesen zu sein. Und doch werden Zeit und Umgebung korrekt zusammenpassend beschrieben." Letztlich sei es aber das Ergebnis, was zähle. Wenn der Klient zufrieden ist, dann sei es letztlich egal, ob es tatsächlich ein Blick ins frühere Leben gewesen ist oder "nur" eine eingebildete Geschichte. "Dass es eben keine Einbildung ist, beweist mir auch, dass noch nie jemand bei mir war, der gesehen hat, dass er früher ein Prominenter gewesen ist. Einmal war ein Klient ein Bischof, höhere Positionen hatte ich noch nicht in den Sitzungen, auch meine Kollegen berichten nicht von solchen herausragenden Personen der Zeitgeschichte", weiß Bock.

Hypnotisieren lassen kann sich fast jeder. "Gerade auch Kinder können sich besonders gut darauf einlassen, weil sie noch nicht so verkopft sind wie wir Erwachsenen", beschreibt Bock. Bis etwa zum zwölften Lebensjahr wird eine besondere Form der Hypnose für Kinder angewandt, danach arbeitet der Coach mit den Methoden der Erwachsenenhypnose. Die besondere Form der Kinderhypnose steht für Dominik Bock ganz oben auf seiner Liste der Ausbildungen, die er noch machen möchte. "Ich habe festgestellt, dass gerade die Arbeit mit Jugendlichen besonders effektiv ist. Hier kann man zum Beispiel bei ADHS, bei Problemen mit der Sprache oder auch bei schulischen Problemen mit Hypnose arbeiten und gute Erfolge erzielen. Vorausgesetzt ist allerdings immer die schriftliche Einwilligung der Erziehungsberechtigten." Bei Klienten, die unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Rauschmitteln stehen oder gar süchtig sind, lehnt Dominik Bock eine Hypnosesitzung ab. Personen, die in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung sind, benötigen für Hypnosesitzungen eine Unbedenklichkeitserklärung des behandelnden Therapeuten. "Ansonsten kann sich jeder hypnotisieren lassen. Auch eine Schwangerschaft ist kein Grund, auf eine Hypnosesitzung zu verzichten, im Gegenteil, gerade zur Geburtsvorbereitung gibt es hier gute Möglichkeiten", so Bock.

Der ein oder andere Therapeut behauptet mittlerweile auch, so wie man in ein früheres Leben zurückgehen könne, könne man auch in zukünftige vorausgehen. Hier allerdings zieht Dominik Bock dann seine Grenze. "Ich denke, dass hier dann die Wünsche, Träume und Hoffnungen des Klienten in die Bilder, die gesehen werden, hineinspielen. Das, denke ich, ist dann tatsächlich Phantasie." Phantasie oder nicht – letztlich gibt es keine wirklichen Belege, außer die Erzählungen der Probanden und die Tonbandaufzeichnungen der Rückführungssitzungen. Greifbare Beweise für das Funktionieren der Rückführungen sind das sicherlich nicht. Wer nun neugierig geworden ist, kann sich im Internet unter www.hypnosepraxis-schwandorf.de oder persönlich bei Dominik Bock unter der Telefonnummer 09431/ 550303 informieren.

Eines aber steht fest: Monika W. konnte ihre Neugierde stillen – und hat eine neue geweckt, denn nun möchte sie mehr wissen über Lissi Siebenstein und ihr Leben. Deshalb wird sie bald einen weiteren Termin bei Dominik Bock wahrnehmen, um noch mehr zu erfahren über ihr früheres Leben im Jahr 1847. Sie möchte mehr erfahren, um vielleicht auch ihr heutiges Leben mit seinen Höhen und Tiefen besser zu verstehen …

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