Demografischer Wandel im Modellprojekt „Parlament der Generationen“
Einblicke in den Bayerischen Landtag des Jahres 2050

10.07.2017 | Stand 28.07.2023, 10:28 Uhr
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Wie entwickelt sich die Altersstruktur der Bevölkerung über die Zeit und welchen Einfluss hat das auf unsere politischen Entscheidungen?

PASSAU Im Rahmen des Projekts „Parlament der Generationen“ am 2. und 3. Juni im Bayerischen Landtag haben sich Robert Scherer aus Passau und Hilde Greiner aus Grafenau zusammen mit rund 140 Bürgerinnen und Bürgern dieser zentralen Frage gewidmet. Bei der Simulation wurden die Teilnehmer in zwei Parlamente geteilt – eines entsprechend der Altersstruktur zum aktuellen Zeitpunkt und eines gemäß der demografischen Prognose für das Jahr 2050. Unabhängig voneinander beschäftigten sich beide Parlamente mit Maßnahmen zur Erhaltung der Lebensqualität in schrumpfenden Regionen sowie mit einer Bildungsoffensive.

„Das Modellprojekt verfolgt zwei wichtige Ziele.“, erklärt der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard Roos, der die beiden Teilnehmer aus seinem Betreuungsgebiet für die Politiksimulation gewinnen konnte. „Zum einen ist es interessant zu sehen, wie sich die Altersstruktur auf eine politische Entscheidungsgewalt wie das Plenum auswirkt. Zum anderen soll es Bürger anregen, sich vermehrt mit Politik zu beschäftigen.“ Letzteres war auch die Motivation von Robert Scherer von der IG Metall in Passau. Er sieht es als großes Privileg, Teil der Simulation zu sein, die in dieser Form bisher nur im Bundestag durchgeführt wurde. „Es ist eine gute Möglichkeit als Normalsterblicher, sich im Landtag frei zu bewegen und die politischen Strukturen kennenzulernen.“, so Scherer. Die SPD-Ortsvorsitzende in Grafenau Hilde Greiner ergänzt: „Ich habe richtig Lust auf Politik und seine Gestaltungsmöglichkeiten bekommen.“

In sogenannten Generationenräten, die gemäß der Altersklassen „Starter“ (15-30 Jahre), „Macher“ (30-50 Jahre), Könner“ (50-65 Jahre), und „Kenner“ (> 65 Jahre) zusammengesetzt waren, wurden die Themen diskutiert und beraten. „Das Modellprojekt hat gezeigt, welche Altersgruppen mit welchen kooperieren. Ob die Meinungen der Starter beispielweise stärker mit denen der Könner oder der Kenner übereinstimmen oder welche Position die Macher einnehmen.“, schildert Scherer seine Beobachtungen. Tatsächlich war es weniger das Diskussions- sondern eher das Entscheidungsverhalten, das durch den demografischen Wandel beeinflusst wurde, heißt es von Seiten der Akademie für Politische Bildung Tutzing, die das Projekt zusammen mit dem Bayerischen Landtag durchgeführt hat. Die zahlenmäßig kleinste Gruppe der 15-30-Jährigen agierte diszipliniert, organisiert und taktisch klug, um ihre Interessen durchzusetzen.

In der im Jahr 2050 deutlich größeren Gruppe der Älteren traten verschiedene Meinungen über das Vorgehen auf, nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Gerade hier bestand aber eine größere Bereitschaft, mit den anderen Generationenräten zu kooperieren. „Es war sehr angenehm, denn es herrschte kein Konflikt zwischen Jung und Alt.“, freut sich Hilde Greiner. Es gebe nur den Unterschied zwischen guter und schlechter Politik und die gelte für alle Generationen, so Greiner weiter. „Die SPD arbeitet hier seit jeher an gerechten Lösungen.“

Auch Robert Scherer als Teil der Macher hat erkannt: „Um politisch durchsetzungsfähig zu sein, muss man kompromissbereit sein und darauf schauen, mit wem Koalitionen gebildet werden können.“ Nachbesserungsbedarf gebe es allerdings bei der Zusammensetzung der Gremien. „Die Menschen sind über eine Parteizugehörigkeit ausgewählt worden und damit kein Abbild unserer Gesellschaft. Vor allem in den Generationenräten hat man gemerkt, dass die Lebenswirklichkeit der Menschen nicht mit der Lebenswirklichkeit unserer Gesellschaft übereinstimmt.“, so Scherer. Dennoch lobte er die hervorragende Organisation und Gestaltung der beiden Projekttage.

Aus Sicht der Veranstalter war das „Parlament der Generationen“ ein großer Erfolg, nicht zuletzt, um der Politikverdrossenheit der Bürger vorzubeugen. "Als Teil der "Könner" und aktiver Metaller und Abgeordneter danke ich Hilde und Robert für ihren Einsatz für gelebte Demokratie über diese Simulation hinaus.", so Bernhard Roos, der die Ergebnisse in seine Arbeit einfließen lassen wird. Das Simulationskonzept soll in Zukunft weiterentwickelt und vorangetrieben werden.

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