Verein Herzenssache e.V.
Ein Stück Normalität für Eltern von Sternenkindern und Frühchen

29.11.2017 | Stand 03.08.2023, 23:53 Uhr
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Weil die Industrie keine Bekleidung für ganz kleine Menschen fertigt, gibt es so gut wie keine Anziehsachen für Frühchen und Sternchen. Der Verein Herzenssache springt in die Bresche. Andrea Brunnhuber ist Herzenssache-Ansprechpartnerin für Bayern und organisiert regelmäßige Nähtreffen. Wir haben uns mit ihr unterhalten.

AMPFING Sie haben winzig kleine Hände und Füße. Babys, die zu früh auf die Welt kommen und um ihr Leben kämpfen, sind oft nicht mehr als eine Handvoll zarter Mensch. Eltern von Frühchen können es kaum fassen, wie zerbrechlich ihre Kinder wirken.

Babys, die vor, während oder nach der Geburt sterben, werden liebevoll Sternenkinder genannt. Diese armen Seelen haben nicht einmal die Chance, um ihr Leben zu kämpfen. Ihre Eltern müssen Abschied nehmen. Dabei hätten sie so gerne ein neues, gemeinsames Leben begonnen.

Der bundesweit tätige Verein „Herzenssache - Nähen für Sternchen und Frühchen e.V.“ engagiert sich für die kleinen Helden, die ums Überleben kämpfen oder ihren Kampf verloren haben. Er hat es sich zu Aufgabe gemacht, winzig kleine bunte Kleidungsstücke, Schlafsäckchen, Einschlagdecken und vieles mehr für Frühchen und Sternenkinder zu nähen, zu stricken, zu häkeln oder zu basteln.

Herzenssache wurde Mitte 2015 gegründet. Über Facebook stieß Andrea Brunnhuber aus Ampfing im Oktober gleichen Jahres dazu. Seitdem ist viel passiert. Der Verein ist für sie zur absoluten Herzenssache geworden. Die Mutter eines fünf Jahre alten Mädchens ist inzwischen zusammen mit Sabrina Lessiak aus München regionale Herzenssache-Ansprechpartnerin für Bayern.

Außerdem organisiert und veranstaltet Andrea Brunnhuber alle zwei Monate ein Nähtreffen im Landkreis Mühldorf. Dabei wird sie von ihrem Mann und einem Team von Helferinnen kräftig unterstützt. Das erste Treffen fand bei ihr zu Hause in Ampfing statt. Inzwischen trifft man sich im Pfarrsaal Christkönig in Waldkraiburg. Das ist auch gut so, denn am letzten Nähtreff im September nahmen 35 Helferinnen teil.

Leider bietet die Industrie für die ganz kleinen Menschen keine Kleidung an. „Unsere Kleidungsstücke beginnen bei Kindergröße 32 und enden bei Größe 46. Damit schließen wir die Lücke zu den gebräuchlichen Kleidergrößen“, sagt Andrea Brunnhuber.

Durch die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder und Helfer(innen) wird es den Eltern von Frühchen und Sternenkindern ermöglicht, ein Stück Normalität zu finden. Für die Eltern für Frühchen etwa ist es bestimmt ein ganz besonderer Augenblick, wenn sie ihr im Inkubator liegendes Kind ein erstes Mal in einem bunten Strampelanzug sehen. Das macht Mut.

Eltern von Sternenkindern sind froh und dankbar, dass ihnen der Verein einen würdigen Abschied von ihren viel zu früh gestorbenen Kindern ermöglicht. Ohne die liebevoll gefertigten Kleidungsstücke und Einschlagdecken wäre ihnen nichts anderes übrig geblieben, als ihr Kind in ein weißes Tuch eingewickelt zu bestatten. „Von diesen Eltern bekommen wir sehr viele positive Rückmeldungen“, sagt Andrea Brunnhuber.

Der Verein spendet an über 80 Kliniken und auch Bestatter in ganz Deutschland Kleidungsstücke. In unserer Region werden regelmäßig die Kinderintensivstationen der Kliniken in Altötting und Traunstein beliefert. Auch die Kreiskliniken Mühldorf und Wasserburg, das Kinderkrankenhaus Landshut und regionale Bestatter gehören dazu.

Das nächste Nähtreffen im Pfarrsaal Christkönig in Waldkraiburg findet am 9. Dezember ab 13.30 Uhr statt. Teilnehmen kann jeder, der nähen, stricken, häkeln oder basteln kann. Material und Anleitungen für die Kleidungsstücke Decken etc. sind vorhanden. Teilnehmer sollen Nähmaschinen und Verlängerungskabel bzw. Stick- und Häkelnadeln bitte selbst mitbringen. Anmeldung bei Andrea Brunnhuber unter Tel. 01590-2421076 ist notwendig.

Ausführliche Infos über den Verein „Herzenssache - Nähen für Sternchen und Frühchen e.V.“ findet man unter im Internet.

Mühldorf a.Inn