Verkehr
Ein langer Arm – die Osttangente soll die Autobahnen um Regensburg entlasten

08.03.2018 | Stand 13.09.2023, 7:06 Uhr
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Ein Gutachten hat Auskunft über eine mögliche Wirkung des Osttangenten-Ausbaus auf den Verkehr gegeben.

REGENSBURG Verkehrsprojekte enden oft – an der Landkreis-Grenze. Der ewige Streit um die Brücken – die Kneitinger Brücke wäre eine Variante, die der Landkreis will und die Stadt ablehnt – schwelt seit vielen Jahren. Zudem stehen die Interessen von Stadt und Landkreis oft diametral entgegen – ein Beispiel war die Ansiedlung eines Logistik-Werks in Niedertraubling. Für den Landkreis drohte in Sachen Verkehr ein Horror, für die Stadt war es eine verlockende Ergänzung zu den zahlreichen Ingenieurs-Stellen, denn auch Niedrigqualifizierte brauchen Lohn und Brot.

Und so horchten viele Beobachter kürzlich auf, als Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer zusammen mit Landrätin Tanja Schweiger ein Gutachten vorstellte, das genau das thematisierte: Wie kann eine bestehende Verkehrsroute so in den Landkreis erweitert werden, dass sie den Verkehr insgesamt entlastet?

Gemeint ist die Osttangente, die von den Regensburgern seit vielen Jahren als Umgehung des Stadtkerns geschätzt wird. Sie verbindet den Stadtnorden mit dem Gewerbegebiet Bajuwarenstraße sowie der Universität. Seit dem Ausbau der Osttangente Richtung Haslbach dient die Osttangente auch dazu, den Stadtnorden zu entlasten.

Am heutigen Mittwoch jedenfalls wird der Regensburger Stadtrat beziehungsweise der Ausschuss für Verkehr und Stadtplanung über das Gutachten des Münchner Professors Harald Kurzak informiert. Untersucht hat er den Norden der Stadt Regensburg bis nach Wenzenbach, Regenstauf und Lappersdorf entlang der A93.

Vor allem im Hinblick auf eine Sanierung des Pfaffensteiner Tunnels, der in den kommenden zehn bis 15 Jahren ansteht, ist eine solche Untersuchung dringend nötig gewesen. In Auftrag gegeben wurde sie 2015. Gesprochen hat der Münchner Experte dazu nicht nur mit Verkehrsexperten der Region, sondern auch mit Unternehmen aus der Automobilindustrie sowie Vertretern von Institutionen wie der Handwerkskammer und der IHK.

Fazit der Untersuchung: Die Verlängerung der Osttangente durch eine Anbindung der B16 nordöstlich von Haslbach sowie eine Anbindung der Kreisstraße R6 wäre eine Lösung, um den nördlichen Landkreis besser anzubinden. Der Verkehrsexperte legte mehrere mögliche Varianten vor. Alle haben eines gemeinsam: Der dreispurige Ausbau der B16 sowie eine neue Anschlussstelle wären notwendig, ein „Verflechtungsstreifen“ müsste ebenfalls eingerichtet werden. Ob die Osttangente über die B16 dann sogar noch bis Regenstauf zur B15 hin verlängert wird, war nicht Gegenstand der Untersuchung – soll aber weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Stadt und Landkreis könnten also schon bald ein Stück weiter zusammen rücken. Doch der fließende Individualverkehr ist nicht das einzige, was einer Entzerrung der immer weiter überlasteten Straßen dienen könnte. In Regensburg diskutiert man beispielsweise die Errichtung einer Stadtbahn, die von der Uni aus Y-förmig in Richtung Stadtnorden und Burgweinting führen könnte. Die CSU im Kreistag beispielsweise forderte daraufhin eine Stadtbahn, die zur Landkreis-Bahn wird und die an der Stadtgrenze keinen Halt macht.

Alles ist also im Fluss. Sicher ist nur, dass die Verkehrskonzepte, die in den letzten Jahrzehnten gegolten haben, längst an ihre Grenzen gekommen sind. Länger hinauszögern kann man die Probleme jedenfalls nicht mehr.

(Christian Eckl)

Regensburg