Amoklauf, Geiselnahme, Terroranschlag
Ehrenamtlicher Rettungssanitäter aus Neustift absolviert TECC-Lehrgang

11.06.2018 | Stand 29.07.2023, 14:32 Uhr
−Foto: n/a

Taktische Verwundetenversorgung in zivilen Bedrohungslagen wie zum Beispiel Amoklauf, Geiselnahme, Terroranschlag oder Gewaltverbrechen jeder Art: Auch in Deutschland gab es in der Vergangenheit solche Bedrohungslagen.

Die Akademie des Deutschen Berufsverbandes Rettungsdienst (DBRD) hat sich diesem Thema angenommen und bietet seit 2015 den zweitägigen sogenannten TECC-Lehrgang an, in dem das erforderliche Wissen und Training vermittelt wird. TECC bedeutet „Tactical Emergency Casuality Care“ und leitet sich aus den militärischen Versorgungsstrategien des US-Militärs ab, wurde vom Board der National Association of Emergency Medical Technicians (NAEMT) in den USA entwickelt und wird in Deutschland durch den DBRD vertreten.

Samereier Michael aus Neustift (Markt Ortenburg) ist ein ehrenamtlicher Rettungssanitäter in der BRK Bereitschaft Bad Höhenstadt und hat sich ebenfalls die Frage gestellt, wie bei solchen zivilen Bedrohungslagen zu handeln wäre. Daher hatte er sich dazu entschlossen diesen Lehrgang auf eigene Kosten, ca. 950{*e}, zu absolvieren und ist vom 26. bis zum 27. Mai nach Burbach (NRW) an den Siegerland-Flughafen gefahren. „In diesem Lehrgang geht es grob gesagt um die medizinische Versorgung unter taktischen Bedingungen in zivilen Lagen wie zum Beispiel Anschläge oder Amokläufe. Es soll theoretisch und praktisch erlernt werden, wie man in solchen Extremsituationen adäquat miteinander agieren kann, um eine professionelle Traumaversorgung zu gewährleisten.“ berichtet Samereier Michael. Gerade zivile Einsatzkräfte, die mit dieser „neuen“ Situation in der Vergangenheit einige Male konfrontiert wurden (z.B. München oder Ansbach), haben in der taktischen Verwundetenversorgung Nachholbedarf. Den zum einen weicht die Patientenversorgung im taktischen Umfeld teilweise erheblich von den üblichen Verfahrensprotokollen ab und zum anderen ist in dieser Situation die Verletzungsart etwas Besonders. „Es ist ein Unterschied ob man in einer absoluten Stresssituation oder in einer normalen ruhigen Lage arbeiten kann.“ sagt Samereier Michael.

Das Besondere an dem TECC-Lehrgang sind die absoluten realitätsnahen Übungen der einzelnen Stationsübungen und der Gesamtszenarien mit Kunstblut, Platzpatronen und Pyrotechnik. An diesem Maiwochenende kamen 17 Lehrgangsteilnehmer aus ganz Deutschland und sogar ein Kamerad aus Österreich am Siegerland-Flughafen zusammen. Nach dem Theorieunterricht und den Praxis-Stationsübungen wurden drei Szenarien simuliert, eine Anschlag auf einen Bus, ein Amoklauf in einer Schule und ein Anschlag auf ein Flugzeug. Das Ausbilderteam, das als simulierte Polizeikräfte bei den Szenarien dabei war, hatte für die Realitätsnähe einiges auf Lager und so setzten sie Platzpatronen in ihren Schusswaffen ein, Pyrotechnik für das Lagebild und natürlich Kunstblut bei den Opferdarstellern. Durch die Schüsse uns Explosionen soll die Situation so realistisch wie möglich dargestellt werden und die Lehrgangsteilnehmer sollen dadurch an ihre physischen und auch psychischen Grenzen herangeführt werden, das macht TECC aus.

Nach den zwei Tagen stand für die Lehrgangsteilnehmer sowohl ein schriftlicher als auch ein praktischer Abschlusstest an. Erst wenn beide Tests erfolgreich bestanden werden erhält man das Zertifikat inklusive Abzeichen, das auch international anerkannt ist.

Samereier Michael, sowie alle anderen Teilnehmer haben diesen Lehrgang erfolgreich abgeschlossen und sind nun ausgebildete TECC-Provider und berechtigt das TECC-Abzeichen zu tragen.

Rettungssanitäter Samereier Michael mit Zertifikat und Abzeichen. −Foto: BRK Bereitschaft Bad Höhenstadt

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