Bundestag
Edelfeder auf Steuerzahler-Kosten: SPD-Bundestagsabgeordnete gönnte sich Montblanc-Füller

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:51 Uhr
−Foto: n/a

Die Bildzeitung berichtet seit Tagen über die sogenannte Montblanc-Füller-Affäre. Auch die für Regensburg zuständige Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder, SPD, steht auf der Liste. Warum?

REGENSBURG_25BERLIN 14 Luxus-Schreibstiffte der Edelmarke Montblanc: So viele Füller und Kugelschreiber konnte wohl auch der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, heute Aspirant um die Nachfolge des Bahn-Chefs, doch gar nicht selbst gebrauchen! Dennoch hat er sie offenbar bestellt – und zwar im Jahr 2009, wenige Monate, bevor die Legislaturperiode des Deutschen Bundestages auslief. Oder aber seine Mitarbeiter, denn die macht nun mancher ertappte Bundestagsabgeordnete für die Bestellungen verantwortlich. Die frühere Bundes- und heutige Landesministerin Ilse Aigner, CSU, hatte sogar Strafanzeige gegen einen Mitarbeiter wegen eines bestellten Füllfederhalters gestellt.

Die Geschichte rund um Pofalla und andere Politiker und ihren Schreibwaren-Fetisch beschäftigt derzeit das politische Berlin, seitdem sie von der Bildzeitung groß aufgerollt wurde. Die hatte seit Jahren versucht, Bundestags-Präsidenten Norbert Lammert dazu zu zwingen, die Liste der Besteller zu veröffentlichen.

12.000 Euro Aufwandspauschale bekommen Bundestagsabgeordnete zusätzlich zu ihren Diäten. Geld, mit dem sie sich so viele Kugelschreiber bestellen können, wie sie wollen. Aber muss das unbedingt für Edelfedern sein?

Mehr als 90 Abgeordnete hatten sich jedenfalls die Stifte und Füllfederhalter bestellt. Mit auf der Liste, die auf Seite 2 der Bildzeitung veröffentlicht wurde, steht auch die für Regensburg zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder. Statt aber, wie Pofalla oder seine Mitarbeiter, allein im Jahr 2009 für 3.300 Euro Montblanc-Schreibgerät bestellt zu haben – insgesamt waren es laut Bild zwischen 2006 und 2009 satte 14.000 Euro für 39 Schreibgeräte, die Pofalla oder seine Mitarbeiter bestellt hatten –, gab Marianne Schieder über ihre Pauschale lediglich 144 Euro für einen Füller aus.

Schieder steht auch dazu: „Ja, es stimmt, ich habe damals einen Füller gekauft, den habe ich heute noch. Damit unterschreibe ich Geburtstagskarten, übrigens auch für die Bürger“, sagt Schieder im Gespräch mit dem Wochenblatt. Auf die Frage hin, ob sie sich erklären kann, warum Pofalla, aber auch Abgeordnete der Linken und ihre Kollegen aus der SPD einige tausend Euro für Montblanc-Schreibgeräte ausgaben, sagt sie trocken: „Ich schwinge mich hier nicht zum Richter auf über meine Kolleginnen und Kollegen.“

Schon einmal sei lauter geworden, dass die Füller-Bestellungen zum Skandal geeignet seien. „Seitdem habe ich soetwas nicht mehr gekauft“, sagt die Abgeordnete aus dem Landkreis Schwandorf. „Aber die Bildzeitung sucht eben jeden Tag Themen, die dazu geeignet sind, die Volksseele in Wallung zu bringen.“

Schieder findet nicht gut, dass sie auf der Liste auftaucht. „Man sollte die benennen, die viele tausende Euro ausgegeben haben, das ist doch ein Skandal. Aber ich mit meinem Füller für 144 Euro? Na ja“, so die SPD-Politikerin.

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