Kronzeugenbonus
Drogen-Schmuggler lässt Hintermänner auffliegen

11.07.2017 | Stand 21.07.2023, 19:40 Uhr
−Foto: n/a

Sicherheitskraft Diyan D. (43) kommt für den Schmuggel von 3,1 Kilo Kokain mit knapp vier Jahren davon

LANDSHUT / FLUGHAFEN MÜNCHEN Nach seiner Festnahme am Münchner Flughafen, wo in seinem Gepäck 3,1 Kilo Kokain gefunden wurden, packte der 43-jährige Kurier Diyan D. über seine Hintermänner aus. Dafür sicherte er sich vor der 6. Strafkammer des Landgerichts ein moderates Strafmaß von drei Jahren und zehn Monaten.

Der Bulgare, der zuletzt in Sofia als Sicherheitskraft und Kellner arbeitete, war am 25. Juli mit der Maschine aus Lissabon kommend auf dem Münchner Flughafen gelandet und wollte noch am selben Tag nach Athen weiterfliegen. Nachdem allerdings in seinem als Transitgepäck aufgegebenen Rollkoffer - versteckt im doppelten Boden - bei einer Routinekontrolle das Kokain gefunden wurde, klickten die Handschellen.

Bereits bei seinen ersten Vernehmungen legte der 43-Jährige ein umfassendes Geständnis ab. Er habe sich, so berichtete er, in finanziellen Nöten befunden, vor allem, nachdem sich seine Freundin einem operativen Eingriff unterziehen musste. Dafür habe er bei einem Kredithai Schulden in Höhe von 1500 Euro aufnehmen müssen und sei wegen der Rückzahlung unter Druck geraten.

Aber bei dieser Erklärung, die sich wenig von den Geschichten vieler Drogenkuriere abgehoben hätte, beließ es der Sicherheitsmann nicht, sondern packte auch über die Hintermänner aus, um sich einen „Kronzeugenbonus” zu sichern. Wie schon im Rahmen der Ermittlungen, so bestätigte er auch im Prozess vor der 6. Strafkammer des Landgerichts, dass er in seiner damaligen Situation quasi ohne Zögern das Angebot eines Landsmanns angenommen habe, als Kurier tätig zu sein und sich damit 2000 Euro zu verdienen.

Von ihm habe er dann auch das Ticket für den Flug, der ihn zunächst nach Brasilien geführt habe, sowie ein Tablet, mit dem man quasi eine permanente Verbindung aufrecht erhalten habe, bekommen.

Im brasilianischen Urlaubsort habe er dann im Hotel die Nachricht bekommen: „Die Frau wird morgen kommen, um dir die Flöten zu bringen.” Tatsächlich seien zwei Frauen mit zwei Koffern aufgetaucht. Einer davon sei für eine anderen Kurierin, eine Bolivianierin, gewesen, die nach Dubai fliegen sollte. Die aber habe kein Ticket bekommen und sei dann in ihre Heimat zurückgereist.

Der 43-Jährige nannte dann auch Namen und stellte seinen Facebook-Chat zur Verfügung: So den mit Danny D., dem eigentlichen Auftraggeber, der dann tatsächlich im September vergangenen Jahres in Bulgarien festgenommen werden konnte und auf seine Auslieferung wartet. Angeworben worden sei er von Denis B., so der 43-Jährige. Gegen wurde inzwischen ebenfalls ein Haftbefehl erlassen.

Angesichts des umfassenden Geständnisses war es auf Anregung von Verteidiger Thomas Fauth zu Verständigungsgesprächen gekommen, in deren Rahmen man sich in Anbetracht der großen Menge des geschmuggelten Kokains, das einen Wirkstoffgehalt von knapp 80 Prozent hatte und damit das 484-fache der so genannten nicht geringen Menge ausmachte, auf ein moderates Strafmaß einigte.

Staatsanwältin Maria Offenbeck beantragte vier Jahre und zwei Monate und rechnete dem 43-Jährigen vor allem seine detaillierten Angaben zu den Hintermännern strafmildernd an. Verteidiger Fauth warf noch die Haftempfindlichkeit seines Mandanten in die Waagschale, außerdem treffe es - wie in all den Kurierfällen - das schwächste Glied in der Kette.

Vorsitzender Richter Ralph Reiter stellte in der Urteilsbegründung fest, dass der 43-Jährige einfach der Verlockung des leicht verdienten Geldes erlegen sei. Allerdings habe er auch frühzeitig mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Der Ermittlungserfolg habe sich dann auch strafmildernd niedergeschlagen.

Erding