Umweltzone
Dieser wunderbare Oldtimer soll eine Umwelt-Dreckschleuder sein?

23.03.2018 | Stand 13.09.2023, 6:21 Uhr
−Foto: n/a

Offenbar kennen nicht mal Blaujacken Ausnahmen bei der Umweltzone! Zumindest legt das ein saftiges Knöllchen für einen wunderbaren alten Alfa Romeo nahe.

REGENSBURG Die Stadt geht mit voller Härte gegen Autofahrer vor – und scheint dabei auch übers Ziel hinauszuschießen! Denn offenbar kennen die eigenen Blaujacken nicht alle Ausnahmen, die es von der Pflicht gibt, innerhalb der neuen Umweltzone nur mit grüner Plakette einzufahren! Nur so lässt es sich erklären, dass nicht nur zahlreiche geparkte Fahrzeuge mittleren Alters in der Helenenstraße direkt beim Fürstlichen Schloss eine Verwarnung mit Ankündigung einer saftigen Geldstrafe an der Fensterscheibe hängen hatten. Eine Blaujacke hat auch einen wunderschönen, alten Alfa Romeo ohne Grüne Plakette mit einem Strafzettel versehen!

Was für ein wunderschönes Auto! Der Alfa Romeo Giulia 1.300 TI wurde im Jahr 1962 der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Die Limousine kam damals alltagstauglich daher, doch unter der Motorhaube steckte schon damals ein echter Sportwagen. Damals aber waren Feinstaub- und Stickoxidwerte noch keinem Menschen geläufig. Das Auto war ein Statussymbol, eine Investition, die man sich erst mal leisten können musste. Heute ist das Auto zwar das Rückgrat der deutschen Industrie – aber offenbar auch der Feind der Politik. Der „Liebesbrief“ der Blaujacken an den Fahrer dieses Traumfahrzeugs hat es auch in sich. „Sie parken Ihr Fahrzeug in der Regensburger Umweltzone ohne eine grüne, gültige und deutlich sichtbare Feinstaub-Plakette an der Innenseite Ihrer Windschutzscheibe angebracht zu haben“, steht auf dem Zettel, der am Samstag, 17. März, ausgestellt wurde. „Dies stellt einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung dar. Wir sind daher leider gezwungen ein Ordnungswidrigkeitenverfahren einzuleiten.“ Und das Bußgeld ist saftig: 80 Euro kostet es Autofahrer, ihr Fahrzeug in die Umweltzone ohne Grüne Plakette zu steuern. Was die Blaujacke dabei allerdings nicht beachtet hat: das H-Kennzeichen, das den Alfa als historisches Kulturgut, nämlich als Oldtimer markiert. Zwar trägt die Verwarnung das richtige Kennzeichen des Fahrzeuges, die Karte wurde also nicht einfach von einem anderen Fahrzeug entwendet. Aber das H fehlt.

Bundeswehr-Fahrzeuge sind auch ausgenommen

Dabei sind Oldtimer ebenso ausgenommen wie faktisch alle Fahrzeuge, mit denen die Polizei in der Umweltzone ebenfalls Bußgelder verteilen darf. Und nicht nur das: Zivile Fahrzeuge der Bundeswehr, soweit sie hoheitliche Aufgaben erfüllen, Nato-Fahrzeuge, „soweit die Fahrten aus dringlichen militärischen Gründen genutzt werden“, ja, aber auch die Müllabfuhr, Straßenfahrzeuge der Stadt und die Feuerwehr müssen keine Grüne Plakette an der Windschutzscheibe vorweisen.

Bei Handwerkern, die ihr Fahrzeug nicht umrüsten wollen, besteht die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen. Die lässt sich die Stadt mit bis zu 120 Euro für die maximale Zeit von einem Jahr bezahlen.

Überhaupt spült die neue Umweltzone kräftig Geld in die Kassen: Bisher hat man schon etwa 1.000 Bußgelder verhängt. Das sind 80.000 Euro an Einnahmen, wenn jeder Fahrer 80 Euro berappen muss. Ob die Umweltzonen überhaupt etwas bringen, ist höchst umstritten. Eine Studie in Leipzig, die nun seit 2011 die Umweltzone hat, kam kürzlich zu einem zweischneidigen Ergebnis: Zwar sei die Belastung mit Feinstaub gesunken, die Ursache dafür könnte aber auch eine deutliche Verbesserung der Fahrzeuge selbst sein. Gar nicht zurückgegangen sind Feinstaubpartikel und Stickoxide. Die Autoren der Studie benennen auch die Gründe: Zum einen die zunehmende Zahl von Holzöfen, aber auch die Binnenschifffahrt. Und die Donau ist keine Umweltzone, weil sie Bundeswasserstraße ist. Allerdings haben die Stadtwerke den Diesel-Aggregaten einen Riegel vorgeschoben.

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