Peter Flessa ist für andere da!
Dieser Regensburger hilft – trotz des eigenen Handicaps

09.07.2017 | Stand 12.10.2023, 11:15 Uhr
−Foto: n/a

Eigentlich könnte sich Peter Flessa gemütlich auf seinem Sofa zurücklehnen. Der 66-Jährige leidet am Guillain-Barré-Syndrom, einer Erkrankung der Nervenwurzeln, die aus dem Rückenmark hervorgehen. Das Laufen fällt Flessa schwer, seine Wohnung kann er nur noch mit Rollstuhl verlassen. Peter Flessa könnte es also ruhig angehen lassen – tut er aber nicht. Flessa setzt sich für die ein, denen es noch schlechter geht als ihm.

REGENSBURG Aus "heiterem Himmel", erzählt Flessa, sei die Krankheit bei ihm vor über 25 Jahren aufgetreten. Er habe damals nur noch den Kopf und den rechten Arm bewegen können, „dass ich mal wieder auf die Füße komme, das ist wie ein Wunder“, sagt Flessa – und hat Tränen in den Augen. Das Schicksal hat es mit ihm und seiner Frau nicht gut gemeint. Das Paar hat eines der drei Kinder früh verloren, Flessas Frau leidet an einer Augenkrankheit, er selbst kann sich nur noch schwer bewegen, musste mit 45 in Rente gehen. So schwer dieses Schicksal auch ist, die Flessas haben nie aufgegeben! Und so geschah ein kleines Wunder: Der ehemalige Geschäftsführer einer Betriebskrankenkasse kann wieder laufen, zumindest in seiner Wohnung kann er sich ohne Rollstuhl bewegen.

Peter Flessa lacht viel, er ist ein lebenslustiger Mensch – trotz allem, was er erlebt hat. "Ich habe im Krankenhaus viel gesehen", erzählt er, "andere sind noch viel schlechter dran als ich". Flessa erkannte, dass viele Betroffene zum Beispiel Hilfe brauchen, um Anträge auszufüllen – und da kam ihm dann sein beruflicher Hintergrund zugute. Seine Kontakte zu den Krankenkassen und Verwaltungen brachten ihm schnell den Ruf ein, erfolgreich helfen zu können. Im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen, wo die Flessas bis vor eineinhalb Jahren lebten, war Flessa bald bekannt wie ein bunter Hund. Irgendwann aber waren die eigenen finanziellen Mittel erschöpft, eine Lösung musste her: Und so gründete Flessa 1993 einen Verein, der heute den Namen Handicap Deutschland trägt. Die Anfragen kommen mittlerweile aus allen Bundesländern, meistens, wenn das Telefon klingelt, ist jemand am anderen Ende der Leitung, der Hilfe braucht – ein tröstendes Gespräch, ein paar Euro für eine Anschaffung oder den Schulausflug der Kinder, ein Schreiben an eine Behörde. Die Anfragen sind vielfältig, die Flessa erreichen.

Peter Flessa hat viele freiwillige Helfer, 200 bis 300 schätzt er. "Wir sind eine große Familie!" Man hilft zusammen. Wenn Flessa nicht vor Ort sein kann, weiß er, wo er anrufen kann, damit einem Betroffene geholfen wird.

Meist, so erzählt Flessa, werde seine Arbeit gut aufgenommen, manchmal aber bekommt er den Hass einiger Menschen zu spüren. Vor allem junge Menschen sind manchmal nicht zimperlich, da will der ein oder andere schon mal "Auschwitz wieder aufmachen", berichtet Flessa. Solche Anwürfe tun weh – doch Flessa denkt dann an die vielen positiven Reaktionen, die er bekommt.

Sein neuestes "Baby" ist ein kostenloser Fahrdienst, den Flessa etablieren will. Nicht jeder mit Handicap kann sich die Fahrt zu den Eltern, Großeltern oder zu Freunden leisten. Und wenn es nur 50 Euro sind, die die Bahnkarte kosten würde, in vielen Haushalten fehlt selbst dieses Geld.

Peter Flessa ist unermüdlich, ohne Rast und Ruh kümmert er sich um Menschen, denen es schlecht geht. Für den Wahl-Regensburger ist es selbstverständlich, sich für andere einzusetzen. Nur auf dem Sofa sitzen? Nur an sich denken? Nein, das ist nicht Peter Flessas Fall!

Weitere Informationen zum Verein Handicap Deutschland gibt es im Internet unter www.handicap-deutschland.de, die Seite befindet sich gerade im Umbau, geht aber in Kürze wieder ans Netz. Peter Flessa selbst ist am besten per Mail an sv@handicap-deutschland.de oder telefonisch unter der Nummer 0941/ 6463-9003 erreichbar.

Wer helfen möchte kann dies mit einer Spende tun:

Spendenkonto: DE16 7625 0000 0040 5092 83

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