50 Jahre danach
Die letzte Schicht

06.07.2017 | Stand 26.07.2023, 21:05 Uhr

Am 26. Mai 1962 – also vor 50 Jahren - war die letzte Schicht im Bergwerk Bodenmais. In einer Feierstunde wurde an die Bergmanns-Tradition in der Gemeinde gedacht. Und: Heute ist das Bergwerk eine Touristenattraktion und hat damit eine neue Zukunft gefunden

BODENMAIS So nah liegen Ende und Anfang, Niedergang und Neubeginn beieinander, wie man am Beispiel des Silberbergwerks erkennen kann. Über 60 geladene Gäste hatten sich im vorderen Bereich des Silberbergstollens eingefunden, um zum einen der letzten Schicht am 26. Mai 1962 zu gedenken, zum andern aber auch, um den Beginn des Historischen Besucherbergwerks zu feiern. Martin Schreiner, der Geschäftsführer des Historischen Besucherbergwerks, begrüßte die Gäste, vor allem auch Landrat Michael Adam, die ehemaligen Bergleute Xaver Drexler und Karl Schreiner, seine Miteigentümer des Besucherbergwerks und im besonderen Prof. Dr. Reinhard Haller.

Landrat Michael Adam freute sich über den Termin in seinem Heimatort und auch darüber, dass das Historische Besucherbergwerk eine Sehenswürdigkeit für die Touristen ist und nicht mehr aus Bodenmais wegzudenken. Ganz besonders begrüßte er die Tatsache, dass sechs ehemalige Bergleute den Silberberg erworben haben und seither in Eigenregie führen. Der Landrat zeigte sich stolz über dieses Wahrzeichen von Bodenmais, wie er den Silberberg bezeichnete, auch wenn es traurig sei, dass das Bergwerk als solches nicht weitergeführt werden konnte.

„Bis aufs Blut ausgesaugt habe ich die ehemaligen Bergleute, den Schroada Xav und den Schreiner Karl“, erzählte Professor Dr. Reinhard Haller bei der Laudatio, um möglichst viele Information über das Bergwerk und den Erzabbau zu erhalten und schriftlich festhalten zu können. Des weiteren führte Prof. Dr. Haller wie folgt aus: Am Barbarafest 1952 sagte der Obersteiger Peter Josef Klee zur versammelten Belegschaft des Berg- und Hüttenwerkes Bodenmais: „Der Zeiger der Uhr ist wieder um ein Jahr vorwärts gerückt und wir stehen wieder an dem Meilenstein unseres Werkes: dem Barbarafest 1952. ...“ Was Klee an jenem 4. Dezember 1952 vermutlich schon weiß, aber mit Rücksicht auf den Werksfrieden noch verschweigt, wird im Jahr darauf bittere Realität. Ein loses Blatt vermeldet: „Letzter Sprengtag im Silberberg 27. August 1953. Pulverausgabe an Stefan Bauer und Xaver Drexler. Der regelmäßige Untertagebetrieb wird eingestellt. Die Bergleute schenken ihrem Betriebsleiter und Obersteiger Peter Josef Klee einen schönen Brocken Schwefelkies von der letzten Sprengung. Klee ist gerührt.“

Und der Aufruhr im Ort ist gewaltig, aber es hilft alles nichts. „Bis zum Jahr 1954 werden dann noch Aufräumungsarbeiten getätigt und kleinere Schüsse gemacht“, so Karl Schreiner, der noch bis 1987 Sprengungen durchführen darf. Die finanzielle Situation des Erzbergwerks als auch einfachere Metholden der Poteegewinnung, geben schließlich den Ausschlag, das Bergwerk zu schließen, aber nicht nur Bodenmais ist davon betroffen, sondern Bayern generell hat mit dem Niedergang des Montanwesens zu kämpfen. Roherz wird keines mehr abgebaut, nur in der Rösthütte werden von einigen Arbeitern noch die Reste des verwitternden Erzes verarbeitet. Dieser Vorrat reichte noch für etwa zehn bis 15 Jahre. Aber am 26. Mai 1962, ein Jahr vor dem bevorstehenden 500-jährigen Werksjubiläum, wurde das Hüttenwerk endgültig geschlossen. So kann man dieses Datum nicht losgelöst vom Jahr 1952 betrachten, sondern muss dies als Einheit sehen, denn der zweite Schritt ist ohne den ersten nicht denkbar.

Die sechs neuen Betreiber des Historischen Besucherbergwerks Martin Schreiner, Josef Hutterer, Johann und Albert Gstöttner, Heribert Bauer und Adolf Kapfer (Bild) mit ihren Familien geben nun dem Silberberg in Bodenmais neues Leben mit dem Besucherbergwerk, der Bergmannschänke und der großen Außenterrasse, so dass die Bergmannstradition, genau wie im Knappschaftsverein und der Knappschaftskapelle hier am Silberberg weitergeführt werden kann.

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