Asyl
Die Karte der Schande: Diese widerlichen Falschmeldungen kursieren über Flüchtlinge!

10.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:07 Uhr
−Foto: Foto: Hoaxmap.org

Die Karte der Schande: Hier wurden Flüchtlinge fälschlich für Straftaten verantwortlich gemacht, die es gar nicht gab. Regensburg indes ist sauber.

REGENSBURG Seit der Kölner Silvesternacht werden Flüchtlinge für Straftaten in ganz Deutschland verantwortlich gemacht, die teilweise gar nicht passiert sind. Gerade im Internet verbreiten sich Gerüchte über angebliche Vergewaltigungen oder Vergehen an Kleinkindern rasend schnell. Selbst wenn etablierte Medien nachrecherchieren, glauben manche das Dementi der Polizei einfach nicht. Bekanntestes Beispiel war der Fall des Berliner Mädchens Natalie, das angeblich von Flüchtlingen missbraucht wurde – dabei hatte sie nur bei einem Freund übernachtet. Doch in ganz Deutschland gingen daraufhin Vertreter der russlanddeutschen Minderheit auf die Straße, auch in Regensburg.

Ein Internet-Projekt hat sich des Themas nun angenommen und eine Art „Karte der Schande“ veröffentlicht. Hier kann man deutschlandweit nachvollziehen, wo Falschmeldungen lanciert wurden. 

Spitzenreiter bei den Falschmeldungen ist ausgerechnet Nordrhein-Westfalen, wo in der Silvesternacht in Köln insgesamt mehr als 1.054 Strafanzeigen gestellt wurden, die die Polizei sehr ernst nimmt. Auch hier waren kaum Flüchtlinge unter den mutmaßlichen Tätern, es waren vorwiegend Zuwanderer aus Nordafrika.

Zahlreiche Falschmeldungen (45) beziehen sich auf Raub und Diebstahl, 39 auf erfundene Vergewaltigungen. Aber auch durchaus kuriose Falschmeldungen sind darunter, beispielsweise der Fall aus Prien am Chiemsee, in der behauptet wurde, das Landratsamt habe eine Haarverlängerung für 720 Euro gezahlt – aus religiösen Gründen. Die Meldung stellte sich als frei erfunden heraus. Oder die erfundene Geschichte, dass Asylsuchende ein Kaufhaus in Pfarrkirchen gestürmt und geplündert hätten – alles Humbug. Oder die Geschichte aus Kreuzau in Nordrhein-Westfalen, wo angeblich ein 86-Jähriger aus dem Seniorenheim geworfen wurde, damit seine Wohnung für Geflüchtete genutzt werden konnte. Alles Schmarren. 

Aber auch krasse Geschichten waren unter den Gerüchten: Etwa in Singen, wo behauptet wurde, dass eine 19-Jährige an einer Berufsschule von sechs Flüchtlingen vergewaltigt wurde oder gar die Geschichte aus Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg, wo drei Mädchen von 300 Männern missbraucht worden sein soll.

Am Ende fragt man sich: Was geht in solchen Menschen vor, die so einen Unsinn in die Welt setzen? Und warum scheint es Menschen zu geben, die offenbar windige Internet-Meldungen glauben? 

Auf der Seite kann man jedenfalls nachvollziehen, wie die Meldungen widerlegt wurden. Oft stehen natürlich etablierte Medien hinter dem Dementi, die nachrecherchierten. Und das ist auch gut so: Denn das ist die Aufgabe beispielsweise von Zeitungen: Nichts verschweigen, weil es irgendjemand nicht ins politische Bild passt, was am Ende der Recherche rauskommen könnte. Aber auch dann Fakten zusammen tragen, wenn die Phantasie mit manchen durchzugehen scheint.

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