Premiere am 22. Juni
Der „Rottal Identity“-Filmemacher: „Bei uns wird Heimat noch gelebt!“

11.07.2017 | Stand 21.07.2023, 4:09 Uhr
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Neuer Film des Pockinger Regisseurs Nils Diezmann feiert am 22. Juni Premiere in der Filmgalerie Bad Füssing

POCKING „Heimat wird erschaffen und funktioniert bei uns“, davon ist Nils Diezmann (51) überzeugt. Abgesehen von seinem Geburtsort München ist der Lehrer und Regisseur überzeugter Niederbayer. Vor allem das Rottal – sein Wohnort und Lebensraum – hat es ihm angetan, ganz tief im Herzen! Allerdings ist es nicht allein die schöne Landschaft, die ihn zum Schwelgen bringt. Deshalb hat er seiner Heimat und den Menschen darin auch ein filmisches Denkmal gesetzt.

Die PaWo sprach mit dem Macher von „Rottal Identity“.

Sie sind Lehrer und verwehren sich gegen das Stigma Hobbyregisseur. Was war Ihre Motivation für den Film? Ich wollte ganz einfach zeigen, dass Heimat bei uns noch funktioniert. Mit unseren Taten etwa für den heimischen Fußballverein oder die Freiwillige Feuerwehr erschaffen wir Heimat selbst. Etwas tun, für andere einstehen, ohne Geld dafür zu bekommen, das gibt es bei uns noch.

Aber gibt es das nicht auch noch in Oberbayern oder dem Rest von Deutschland? Meine Frau und ich haben mal einige Zeit in Oberbayern gewohnt. Meine Erkenntnis: Da ist es wichtiger, was man für ein Auto fährt, als wer man ist. Ich glaube auch, dass da kaum jemand mit mir für den Film gesprochen hätte. Bei uns in Niederbayern war das dagegen überhaupt kein Problem.

Trotzdem, wollten Sie wirklich noch nie mal ganz woanders hin? Meine Frau und ich haben uns vor etwa 25 Jahren mal damit beschäftigt, eventuell nach Neuseeland auszuwandern. Letztlich entschieden wir uns aber dagegen, weil es nirgendwo so eine Vielfalt an Kultur, Sprachen und Landschaften gibt, wie in Europa oder eben auch bei uns in Niederbayern. Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Sind Ihrer Meinung nach deshalb auch die Bayern- und Niederbayern-Krimis so in? Das ärgert mich eher ein wenig. Denn das Meiste, was über Bayern geschrieben oder gezeigt wird, ist klischeebehaftet. Deshalb wollte ich auch eine Innenansicht liefern und nicht einfach nur von draußen auf alles schauen.

Und Sie haben nie nach der Großstadt gestrebt, etwa für kulturelle Aktivitäten? Hierzu ein Beispiel: Meine Tochter besuchte das Wiener Inselfest und später die „Lake Explosion“ am Pockinger Baggersee. Ihr Fazit: „Die Lake Explosion“ war fünf Mal besser.

Wie „macht“ man Heimat und was macht Heimat aus? Man „erschafft“ Heimat durch viel Engagement in der Freizeit, denken Sie nur an all die Vereine, Bands und Kapellen, aber auch an Kindergärtnerinnen und Lehrer/innen, die zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit durch Aufführungen, Exkursionen, Feste und Rituale schon in der Kindheit Heimat stiften, oder an ein paar Wirtsleute und Geschäftsleute, die seit Jahrzehnten als Privatleute z. B. das Karpfhamer Fest erschaffen. Für Heimat ist es wichtig, das zu erhalten, was wir haben, an das was Wurzeln gibt, glaube ich. Das sollte auch die Politik unbedingt mehr berücksichtigen. Aber jeder kann eben auch selbst Heimat machen. Meine Frau Andrea, die damals noch Reichel mit Nachnamen hieß, und ich haben 1990 die Partei „Studenten für Passau“ gegründet, die bis 1992 bestand. Andrea war damals sogar OB-Kandidatin. Meine Eltern flüchteten im Krieg außerdem nach Bad Griesbach und betrieben dort einen Miederwarenladen. Deshalb gibt es noch heute eine nach meinem Opa benannte Straße – die Max-Köhler-Straße.

„Rottal Identity – Was ist Heimat“ wird ab Donnerstag, 22. Juni (19.30 Uhr),  in der Filmgalerie Bad Füssing gezeigt.

Passau