Nicht nur der „Bua vom Landrat“:
Der Newcomer: Stefan Meyer geht seinen Weg

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 0:37 Uhr
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Erster Schritt Richtung Landtag getan

VILSHOFEN Wenn ein junger Mann in der selben Branche Fuß fassen will, in der sein Vater schon riesige Spuren hinterlassen hat, kann das eher Fluch als Segen sein. Durchaus frustrierend kann es werden, wenn deshalb in Presseberichten oft als Zusatz hinter dem Namen „der Sohn von Landrat Franz Meyer“ steht, quasi als Eigenschaft.

Stefan Meyer, 32, möchte nicht nur als der „Bua vom Landrat, vom Meyer Franze“ wahrgenommen werden. „Ich bin stolz auf meinen Vater, habe ein top Verhältnis zu ihm und frage ihn natürlich auch mal um Rat. Aber ich möchte in der Öffentlichkeit nicht darauf reduziert werden, der Sohn vom Landrat zu sein“, sagt Stefan Meyer, seit 2014 Stadtrat der Jungen Liste in Vilshofen, seit 2011 stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Bayern. Und demnächst Landtagsabgeordneter?

Vergangenen Freitag, als Franz Meyer nach über 20 erfolgreichen Jahren den Vorsitz der Kreis-CSU Passau-Land abgab (siehe Seite 3 sowie im Internet unter www.wochenblatt.de/452166), machte Sohn Stefan einen weiteren wichtigen Schritt in seine politische Zukunft: Die 203 CSU-Delegierten aus dem Landkreis fassten einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss, dass Stefan Meyer der künftige gemeinsame Listenkandidat in den Stimmkreisen Passau-Ost und Passau-West bei den bevorstehenden Landtagswahlen werden soll.

Bei aller Freude bleibt Meyer, als Bankbetriebswirt Leiter der Internen Revision der Raiffeisenbank Ortenburg-Kirchberg v. W. eG, auf dem Boden: „Ich bin einstimmig empfohlen worden, aber ich bin noch nicht Kandidat. Im Juli haben die Delegierten für den Stimmkreis Ost – mit der Stadt Passau und einigen Gemeinden aus dem Landkreis Freyung-Grafenau – und für den Stimmkreis West über den Listenkandidaten für die Landtagswahl 2018 zu bestimmen“, erklärt Meyer der PaWo.

Und erst im kommenden Jahr würde sich dann entscheiden, auf welchen Listenplatz der dann vielleicht nominierte Meyer – wobei daran kaum einer zweifelt – von der niederbayerischen CSU gesetzt wird. „Hans Koller aus dem Landkreis hatte bei der letzten Wahl Platz 7“, so Meyer.

„Ich stehe seit 2001 im Berufsleben, möcht jetzt mit 32 meinen eigenen politischen Weg gehen!“ Den Anstoß gab, wen mag es wundern, tatsächlich Papa Franz, als er den Sohn mit 14 fragte, ob er Lust habe, zur JU zu gehen. Die hatte Stefan. Und drei, vier Jahre später nahm ihn der jetzige CSU-Fraktionssprecher im Vilshofener Stadtrat, Christian Gödel, unter seine Fittiche.

Bei der JU kletterte der Albersdorfer dann beständig die Karriereleiter hoch: seit 2007 Mitglied der JU-Kreisvorstandschaft, von 2008 bis 2014 Ortsvorsitzender der JU Vilshofen, jüngst mit 100 Prozent als Kreisvorsitzender bestätigt; ab 2009 im JU-Bezirksausschuss und seit 2011 im JU-Landesvorstand. 2013 wurde er sogar stellvertretender Landesvorsitzender. Als solcher wurde er 2015 mit dem besten Ergebnis der Vorstandschaft wiedergewählt: mit 97 Prozent!

Vor allem diese Wahl bestätigt den Politiker Stefan Meyer und gibt ihm Auftrieb: „Den 15-jährigen JUler aus Aschaffenburg interessiert nicht, dass mein Vater Landrat in Passau ist. Den muss ich überzeugen“, meint Meyer, der zugibt, zumindest anfangs auf Kreisebene vom Netzwerk des Vaters profitiert zu haben.

Die Junge Union Bayern ist eine hervorragende Gelegenheit für den jungen Politiker Meyer, eigene Netzwerke zu spinnen: „Ich kenne alle jungen Landtagsabgeordneten persönlich aus der JU, wie auch den Deggendorfer Oberbürgermeister Christian Moser.“

Der Weg in die Politik war für den jungen Vilshofener Stadtrat logisch: „Ich möchte mich engagieren, die Zukunft des Landes mitgestalten, nicht nur kritisieren.“ Und dafür sorgen, dass junge Leute in der Region bleiben.

Meyer ist in vielen Vereinen ehrenamtlich engagiert: als Schatzmeister der Feuerwehr Albersdorf; Kassier der ARGE Flohmarkt Vilshofen; als Vorstandschaftsmitglied des Vereins der Freunde und Förderer der Staatlichen Berufsschule und der kommunalen beruflichen Schulen Vilshofen e. V. und als Mitglied diverser Vereine. Und als leidenschaftlicher FC Bayern-Fan ist er dem Fanclub Rot-Weiß Vilshofen beigetreten.

Stadtrat und JU-Funktionär, aber nicht im Passauer Kreistag? „Das wäre rechtlich möglich gewesen, obwohl mein Vater Landrat ist. Aber ich habe mich dagegen entschieden, 2014 zu kandidieren“, sagt Stefan. Vater Franz tritt ja bekanntlich 2020 ab.

Dann Bahn frei im Passauer Land für Stefan? Zumindest möchte der Vater schon jetzt dem Sohn nicht im Wege stehen. Nach dem Empfehlungsbeschluss am Freitag zierte sich der Landrat anfangs sogar, sich für die PaWo mit dem Sohn fotografieren zu lassen: „Es geht um Stefan, nicht um mich!“

Passau