Zwei Tiere bereits gestorben
Der gefährliche Pferdeherpes grassiert im Landkreis

07.07.2017 | Stand 28.07.2023, 2:27 Uhr
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Ein Mensch riskiert bei Herpes nur eine juckende Lippe und ein paar Bläschen – ein Pferd kann das Virus das Leben kosten. In einem Aktivreitstall im Landkreis Erding sind mehrere Pferde am Pferdeherpes erkrankt, zwei sind bereits gestorben.

ERDING Es beginnt – und darin liegt auch schon die Krux – mit Fieber. Das kann bis 40,5 Grad ansteigen, dazu kommen Husten und ein Ausfluss aus Augen und Nase, wie bei einem Schnupfen. Selten greift das Virus das zentrale Nervensystem an: Dann verläuft die Krankheit tödlich. Doch gerade im Fellwechsel und bei wechselhafter Witterung kann ein Pferd geschwächt sein und ein wenig fiebern. Deshalb wird nicht jedes Pferd mit Fieber gleich auf Herpes getestet. Und deshalb kann sich das Virus auch über mehrere Wochen lang unbemerkt in einem Stall ausbreiten. Wie Evelyn Schwaiger, Pressereferentin des Landkreises Ebersberg, mitteilt, verbreitet sich die Krankheit sehr leicht über eine Tröpfcheninfektion von Pferd zu Pferd. Gegen das verbreitungsfreudige Virus hilft die Standardschutzimpfung, die allerdings nicht verpflichtend ist. Und selbst geimpfte Pferde erkranken noch manchmal. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des betroffenen Hofes ist Pferdeherpes nicht meldepflichtig, „weil es keine Seuche ist“. Der Hof habe sich aber vom Veterinäramt in Erding über notwendige Schutzmaßnahmen beraten lassen. Mittlerweile wurden die erkrankten Pferde isoliert und die umliegenden Höfe über die Krankheit informiert. „Außerdem besteht derzeit für alle erkrankten Pferde Ausreitverbot bis drei Wochen nach dem letzten Fieber.“ In einschlägigen Internetforen machen sich die Reiter einstweilen große Sorgen um ihre Tiere. Manche machen dem Stall sogar Vorwürfe. So schreibt einer: „Leider wurde vonseiten des Stallbetreibers (...) verharmlosend und verantwortungslos damit umgegangen.“ Ein anderer zieht alle Register, um seinem Pferd zu helfen, „von Homöopathie über Akupunktur und Humanmedizin. Erst vorhin habe ich eine Medikation für 2.000 Euro geordert“. Auch Reiter, Stallangestellte oder Hufschmiede können das Virus übertragen. Deshalb rät der Bayerische Reit- und Fahrverband im Internet allen, die „direkten Kontakt zu den erkrankten Pferden haben, ihre Kleidung zu wechseln und Hände zu waschen, wenn sie den Stall verlassen“. Umliegende Reitställe seien nicht gefährdet, wenn diese einfachen Hygienemaßnahmen beachtet würden. Das Landratsamt Erding rät Pferdebesitzern, bei einem Verdacht zweimal täglich bei ihrem Tier Fieber zu messen. Pferde mit einer Temperatur über 38 Grad gelten als verdächtig.

Erding