In Krisenzeiten
Den Menschen Mut machen

31.03.2020 | Stand 03.08.2023, 8:26 Uhr
−Foto: n/a

Da derzeit keine Gottesdienste und Andachten stattfinden, wendet sich Dekan i. R. Jochen Hauer an die Menschen.

Region. „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ fragt einer in einem Psalm und wundert sich sehr.

Ich gehöre zu einer Menschengruppe, der derzeit viel gedacht wird, weil ich zur Risikogruppe gehöre. Aufgrund meines Alters bin ich besonders gefährdet von dem Corona-Virus.

Ich bin dankbar dafür, dass meiner gedacht wird, auch wenn ich mich selber gar nicht als gefährdet empfinde. Ich danke den Politikerinnen und Politikern, die in der Verantwortung stehen und so weitreichende einschneidende und auch unpopuläre Entscheidungen treffen müssen. Nicht um ihretwillen, sondern um des Menschen willen, um unserer aller willen.

Ich bin auch dankbar dafür, dass Menschen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, diese Entscheidungen akzeptieren und erhebliche Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität dafür in Kauf nehmen. Meiner wird gedacht. Ein sehr sehr gutes Gefühl.

Meiner wird gedacht und ich gedenke selber neben den Politikerinnen und Politikern auch anderer Menschen. Menschen, die das tägliche Leben am Laufen halten. Menschen, die in den Krankenhäusern und Pflegeheimen da sind und um jedes einzelne Leben kämpfen. Ich bin ihnen sehr dankbar und gedenke ihrer jeden Tag aufs Neue. Auch um ihretwillen, um ihrer Gesundheit willen, um sie zu schützen, müssen wir uns einschränken.

Wie sehr in diesen Zeiten des Menschen gedacht wird – des Lebens gedacht wird – das finde ich trotz aller Einschränkungen dieser Tage großartig.

Das Leben des einzelnen Menschen schützen, auch wenn er schon alt ist, auch wenn sie Vorerkrankungen hat – das ist die Leitlinie des Handelns. Was heißt: auch wenn -; nein, es heißt besser: weil sie schon alt, weil er schon eine Vorerkrankung hat, werden sie bestmöglich geschützt.

Hier blitzt für mich etwas davon auf, dass der Mensch Ebenbild Gottes ist. Weil er Verantwortung übernimmt, weil er des Anderen, auch des Schwachen gedenkt und für ihn sorgt.

„Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?“ – das Ebenbild Gottes.

Freising