Protest gegen den Circus – Krone setzt auf Offenheit
Circus Krone: Fast 300 Menschen, rund 200 Tiere – und immer auf Achse!

06.07.2017 | Stand 12.05.2024, 2:58 Uhr

Der Circus Krone hat seine Wohn- und seine Spielstadt – so wird das in Circuskreisen unterschieden – auf dem Regensburger Dultplatz aufgeschlagen. Noch bis zum 28. Oktober zeigt der Circus seine wunderbare Glitzerwelt zweimal am Tag. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus? Das Wochenblatt hat sich – genauso wie eine Amtstierärztin der Stadt Regensburg – dort näher umgesehen.

REGENSBURG Dr. Susanne Matzenau, die Pressebeauftragte des Circus, zeigt offen, was sich hinter den Kulissen abspielt, jeder Stall, jedes Gehege kann inspiziert werden, alle Tierbereiche sind öffentlich einsehbar, nichts wird versteckt. Und so schnarcht Nashorn-Bulle Tsavo vor sich hin, die Pferde werden gestriegelt, der Hufschmied ist gerade da. Die Elefanten haben sich wegen des schlechten Wetters in ihr Zelt verzogen und kommen erst nach über einer Stunde wieder raus, Lamas und Zebras laufen umher und kleine weiße Löwenbabys versuchen sich im Nahkampf. Fast wie in einem kleinen Zoo geht es zu beim Circus Krone. Eine Menge Menschen tummeln sich in den einzelnen Tierbereichen, kein Wunder, denn für vier Pferde steht ein Tierpfleger zur Verfügung. Die Pfleger sind meistens im Circus ausgebildet worden und bleiben alle länger, denn der Bezug zu den Tieren ist dem Circus sehr wichtig.

Morgens um sieben geht es los auf dem Gelände. Viermal am Tag werden die Pferde gefüttert, auch Fellpflege und Ausmisten stehten an. Der Schmied kommt alle vier bis sechs Wochen. Die tierärztliche Versorgung läuft über die Ärzte, die die Tiere bereits kennen, in Notfällen wird auf Ärzte vor Ort zurückgegriffen. Und für die Seelöwen wird der Spezialdoktor aus England eingeflogen. 3,5 Tonnen Heu und Stroh braucht der Circus pro Woche, im Seelöwenbecken schwappen 100.000 Liter Wasser umher, die vier Seelöwen, die übrigens aus der Fernsehserie "Hallo, Robbie" bekannt sind, fressen am Tag fünf bis sechs Kilo Seefisch. Dazu kommen Fleisch für die Raubtiere und jede Menge Karotten für Pferde, Lamas und Zebras. „Es gibt immer etwas zu tun“, sagt Dr. Susanne Matzenau. Und genauso geht es auf dem Platz auch zu. "Wir lieben unsere Tiere – und genauso behandeln wir sie auch!"

Die Kritik, die dem Circus auch in Regensburg entgegenschwappt, nimmt der Circus ernst, man begegnet ihr mit Offenheit. "Jeder kann sich hier umsehen, kann schauen, wie es den Tieren geht", sagt Dr. Matzenau. Und tatsächlich haben einige Regensburger den Weg auf den Dultplatz gefunden. Kleine Kinder quietschen vor Vergnügen, als sie die Seelöwen entdecken, die auch schon mal den Kopf aus dem Wasser strecken und laut bellen. Einige Erwachsene laufen über das Gelände, der ein oder andere fotografiert. Dr. Matzenau nimmt das gelassen, das gehört eben dazu, dass sich die Bevölkerung vor Ort auch hinter den Kulissen umsehen will. Auch das Wochenblatt kann fotografieren, teilweise streifen wir alleine übers Gelände, jeder Winkel steht uns offen. Medienkollegen kommen vorbei und zücken Fotoapparat und Videokamera, es gibt keine verbotenen Zonen, jede Ecke kann fotografiert oder gefilmt werden.

Auch die Stadt Regensburg hat sich über die Situation der Tiere im Circus Krone informiert. Eine Amtstierärztin war am vergangenen Freitag vor Ort, um sich die Gehege und Ställe anzusehen und sich vom guten Gesundheitszustand der einzelnen Tiere zu überzeugen. "Sie hat keine Beanstandungen gemeldet", berichtet der Leiter des zuständigen Umwelt- und Rechtsamtes, Ruldolf Gruber, gegenüber dem Wochenblatt. Die Richtlinien für die Haltungsbedingungen werden alle eingehalten, die Ärztin hatte einen "guten Eindruck" gemeldet. Die Frage, ob es überhaupt richtig sei, Wildtiere in einem Circus zu halten, sei bei der Kontrolle aber nicht relevant. Solange dies der Gesetzgeber erlaube, dürfe ein Circus eben auch Löwen oder Elefanten halten. Hier stelle sich der Tierärztin die Frage, ob der Circus die notwendige Erlaubnis zum Halten der Tiere habe. Diese Erlaubnis habe für alle Tiere vorgelegen. Auch die mit der Erlaubnis verbunden Auflagen seien erfüllt, so Gruber.

Der Circus Krone ist mit rund 300 Personen und 200 Tieren der letzte Großcircus in Deutschland, 330 Wohn- und Gerätewagen transportieren Mensch, Tier und Zelt durch Europa. In das große Zelt passen fast 4.000 Besucher, es gibt eine Circus-Schule, eine eigenen Feuerwehr, eine Mannschaftsküche und zahlreiche Werkstätten sowie eine Schneiderei. Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.circus-krone.de. Der Circus Krone gastiert noch bis Sonntag, 28. Oktober, auf dem Dultplatz in Regensburg.

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