20 Jahre nach der Tat geht Polizei in die Offensive
Brutaler Doppelmord im Chiemgau: Leichen im Raum Nürnberg gefunden

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 6:54 Uhr

Eines der brutalsten Verbrechen, das je im Chiemgau begangen wurde, ist nach fast 20 Jahren noch ungeklärt. Ein unbekannter Täter tötete 1997 im Landkreis Traunstein ein holländisches Ehepaar. Man fand die Leichen im Raum Nürnberg. Der Mordfall steht im Mittelpunkt der VOX-Doku „Mörderjagd – Wie Profiler ermitteln“, die am 7. Januar gezeigt wird. Die Kripo Traunstein schaltet ein Hinweistelefon.

TRAUNSTEIN / NÜRNBERG Anlässlich des 20. Jahrestages des grausamen und noch immer nicht aufgeklärten Verbrechens am Stadtrand von Traunstein geht die Kriminalpolizei in die Offensive. Der Fall ruhte über die Jahre nie und wurde als sogenannter „Cold Case“ immer wieder weiterentwickelt. Die Ermittler stützten sich dabei zum einen auf neue Möglichkeiten der Kriminaltechnik, Forensik sowie Spurensicherung und Spurenauswertung und suchten zum anderen intensiv die Kontakte in das immer weiter zusammenwachsende europäische Ausland. Sie wurden dabei auch von den „Profilern“ der operativen Fallanalyse (OFA) des Polizeipräsidiums München unterstützt.

Auf einem Waldparkplatz an der Staatsstraße Nürnberg–Altenfurt/Feucht wurden in der Nacht zum Sonntag, 8. Juni 1997, in einem ausgebrannten Wohnmobil die Leichen der holländischen Staatsangehörigen Truus und Harry Langendonk gefunden. Das Ehepaar war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.

Ermittlungen ergaben, dass der Tatort des Doppelmordes am nördlichen Waldrand neben der Bundesstrasse 304 bei Litzlwalchen, Gemeinde Nußdorf im Landkreis Traunstein, liegt. Die Tatzeit dürfte am Samstag, 7. Juni 1997, gegen 18 Uhr, gewesen sein. Erst gegen 20 Uhr fuhren der oder die Täter mit dem Wohnmobil vom Tatort weg.

Am Sonntag, den 8. Juni 1997, gegen 2.00 Uhr nachts, nahm ein Taxifahrer unweit des Brandortes in Nürnberg-Altenfurt, Löwenberger Straße, einen männlichen Fahrgast auf, der am Hauptbahnhof in Nürnberg ausstieg. Von dort aus fuhr diese Person mit einem weiteren Taxi in den Landkreis Traunstein und ließ sich kurz nach 5.00 Uhr an der Bundesstraße 304 zwischen Aiging und Matzing in der Nähe des Tatortes absetzen. Dort verliert sich seine Spur.

Die Polizei und die Hinterbliebenen haben gemeinsam eine Summe von insgesamt 51.000 Euro zur Belohnung ausgesetzt.

Die Beamten der Kriminalpolizei Traunstein, die trotz jahrelanger intensiver Anstrengungen den Täter bisher nicht identifizieren konnten, beabsichtigen begleitend zur Ausstrahlung der Dokumentation ein Hinweistelefon zu schalten. Unter der Telefonnummer 0861/9873-444 werden Anrufe entgegen genommen, die vor allem nachfolgende Fragen beantworten sollen:

Aus dem Verhalten des Täters lassen sich Rückschlüsse auf dessen Ortskenntnis in unmittelbarer Tatortnähe schließen. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Täter einen Ortsbezug hat bzw. hatte.

Wer, insbesondere Anwohner oder Personen aus dem regionalen Umfeld des Tatortes, Gemeinde Nussdorf im Landkreis Traunstein, kann eine Person benennen, die zur fraglichen Tatzeit auf die Täterbeschreibung oder das Phantombild passen?

Täterbeschreibung:

• Ca.180 bis 185 cm groß, damals ca. 30 Jahre alt, schlanke Figur, blonde bis dunkelblonde Haare, nackenlang mit gleicher Länge auch über die Ohren reichend, sprach deutsch mit bayerischem oder österreichischem Dialekt.

• Während der Taxifahrt von Nürnberg zurück in die Nähe des Tatortes war der Unbekannte bekleidet mit dunklem, evtl. braunem Sakko, Hemd und Krawatte.

• Alle Beschreibungen zum tatverdächtigen Taxifahrgast beziehen sich auf das Jahr 1997! Der Mann sieht heute möglicherweise ganz anders aus. Auch könnte er bereits nach der Tat sein Aussehen deutlich verändert haben.

Derart schwere Delikte können den Täter über Jahre psychisch belasten. Dies führt oft dazu, dass sich dieser gegenüber Freunden und Bekannten anvertraut oder mit der Tat prahlt.

• Wer kann sich möglicherweise an ein solches Gespräch erinnern?

Die letzten Stunden des Ehepaars Langendonk:

Die letzten Tage und Stunden vor dem Gewaltverbrechen können recht genau nachvollzogen werden. Demzufolge dürften sich die Langendonks am Freitag, 6. Juni 1997, auf der Insel Herrenchiemsee aufgehalten haben. Dort wurden sie zwischen 9 Uhr und 11 Uhr am Bootsanlegesteg gesehen. Am Samstag, 7. Juni 1997 befand sich das Ehepaar zwischen 12.30 Uhr und 14.00 Uhr im Wirtshaus zum Schlossberg in Marquartstein, gegen 14.30 Uhr erfolgte ein Telefonat aus einer Telefonzelle in Siegsdorf, Bahnhofstraße. Anschließend fuhren sie nach Litzlwalchen und hielten sich zur Rast am Waldrand auf. Dort wurde gegen 18 Uhr ihr Leben gewaltsam beendet.

• Wer konnte das kontaktfreudige Ehepaar am Freitag, 6. Juni, oder Samstag, 7. Juni, zusammen mit anderen Personen beobachten?

• Wer ist am Freitag, 6. Juni, oder Samstag, 7. Juni, möglicherweise selbst mit dem kontaktfreudigen Ehepaar ins Gespräch gekommen?

Informationen werden auch auf den Auftritten in den sozialen Netzwerken des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, www.facebook.com/polizeiOBS und https://twitter.com/polizeiOBS, zur Verfügung gestellt.

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