Burghauser Edelbrandsommeliers
Botschafter geistreichen Genusses

07.07.2017 | Stand 02.08.2023, 2:12 Uhr
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Mit ihrem „Brennstüberl Geistreich” erfüllen sich Jochen Kuntz und Horst Karaosmangil einen langgehegten Traum

BURGHAUSEN Männer, so hat die Recherche zu diesem Artikel ergeben, träumen nicht nur von schönen Frauen, schnellen Autos oder von Fußball. Zu den „echten Männerträumen” zählt es auch, seinen eigenen Schnaps zu brennen.

Die beiden Burghauser Jochen Kuntz und Horst Karaosmangil sind diesbezüglich nicht bloß Träumer, sondern Macher: Bei befreundeten Schnapsbrennern in Österreich haben sie sich mit dem „Feinschmeckerhandwerk” des Schnapsbrennens vertraut gemacht. Sie haben erfolgreich eine Ausbildung zu Edelbrandsommeliers an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf absolviert und schließlich auch das durchaus aufwändige Genehmigungsverfahren für ihre Destille hinter sich gebracht. Schließlich  muss für jeden der edlen Tropfen die Branntweinsteuer abgeführt werden, was akribisch vom Zoll kontrolliert wird.

In den Räumen des ehemaligen Glaspunktes, in den Grüben 145, haben sie nun auch die geeignete Lokalität für ihre Schau-Brennerei gefunden: Am 1. Juni eröffnet hier das „Brennstüberl Geistreich”. Die kupferblanke Verschlussbrennanlage und die etwas kleinere Geistanlage ziehen bereits jetzt die neugierigen Blicke der Passanten auf sich. An vier Tagen der offenen Baustelle erhielten die beiden Schnapsbrenner viel positives Feedback – sowohl grundsätzlich zur Idee, in den Grüben eine Schaubrennerei zu eröffnen, als auch wahrlich „begeisterte” Lobeshymnen über die angebotenen Edelbrände, Geiste und Spirituosen.

Auch wenn bis zur Eröffnung die Einrichtung noch komplettiert werden muss – schon jetzt macht das Ambiente deutlich: Mit schnell hinter die Binde gekipptem Schnaps aus dem Stamperl hat man hier nichts im Sinn. „Wir haben den Namen Geistreich – wie übrigens das gesamte Konzept unserer Brennerei – mit viel Bedacht gewählt. Wir wollen die Kunst des Genießens vermitteln.” Dabei halten es Kuntz und Karaosmangil mit Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.”

Was bei ihnen gemächlich aus dem Geistrohr tropft, das sind hochwertige Geiste und Edelbrände – und von den beiden Sommeliers erfährt man, wie man diese richtig genießen kann: „Üben ist dabei das A und O: Die meisten Menschen kennen zwar die Aromen, können sie aber nicht zuordnen.” Die beiden Edelbrandsommeliers vermitteln Tipps, wie man herausragende Qualität erkennt. Sie erklären, welches Essen und welche Brände harmonieren, geben ihren genussorientierten Besuchern Einblicke in die Geheimnisse des Brennens und erklären, worin der Unterschied zwischen Bränden und Geisten besteht. „Zunächst wird unser  Brenn­stüberl wochentags nur stundenweise und nur an den Wochenenden ganztägig geöffnet sein, da wir weiterhin unsere Berufe ausüben. Aber wir wollen – nach Anmeldung – Gruppen in unserer Schaubrennerei über die verschiedenen Stationen des Schnapsbrennens informieren und dabei auch zu Schnapsverkostungen einladen”, erklären Jochen Kuntz und Horst Karaosmangil.

Seit sie im April begonnen haben Schnaps zu brennen, sei ihnen eigentlich kein größeres Malheur passiert, sagen sie. Mit vier Bränden und fünf Geisten begründen sie zunächst ihr Sortiment, wobei sie u.a. auf alte heimische Obstsorten wie Schlehe oder Traubenkirsche setzen. Abgefüllt werden die hochprozentigen Edelbrände übrigens in eigens von der Emmertinger Glasbläserei von Paul Stollwerk fürs Brennstüberl gefertige Flaschen. Zudem sind die beiden sehr experimentierfreudig: „Wir haben bereits Walderdbeeren, Bananen und kürzlich sogar Spargel gebrannt. Man kann aus fast allem etwas Feines brennen. Wir  haben auch ein neues frisches Sommergetränk kreiert: den Zipro. Dafür erzeugen wir einen Zitronengrasgeist. Gemischt mit Prosecco ergibt der eine besonders spritzig-frische Mixtur”, weckt Jochen Kuntz die Lust auf eine Kostprobe. Wer weiß, vielleicht läuft der „Zipro made in Burghausen” dem derzeitigen Kult-Getränk Hugo in diesem Sommer sogar den Rang ab ...

Mit Blick auf Burghausens „weltlängste Burg” haben sich Jochen Kuntz und Horst Karaosmangil eigens einen speziellen Burghauser Burggeist ausgedacht. Was es damit auf sich hat, können Eröffnungsbesucher im „Brennstüberl Geistreich” am 1. Juni ab 10 Uhr erfahren – und zugleich darüber abstimmen: Die erste Flasche Burggeist wird bei dieser Gelegenheit verlost.   Die Definition, was ein wirklich guter Brand ist, fällt den beiden Sommeliers natürlich nicht schwer: Klar in der Optik und im Geruch muss er sein und die Zunge umschmeicheln. Und wenn sich dann auf der Zunge ein wahres Geschmackskino entfaltet – dann ist das der schöne Moment, den wahre Genießer erleben können.  

Oder – um noch einmal auf den bereits zitierten Paracelsus zurückzukommen: „Geistige Nahrung ist der Adel der Seele” ­ – warum sollte nicht auch Geistreiches die Seele adeln?

Altötting