Ökonomen-Team der Universität Passau belegt
Blitzmarathons sind für die Katz‘!

05.02.2020 | Stand 31.07.2023, 19:55 Uhr
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Studie: Fahrverhalten ändert sich dadurch nicht nachhaltig

PASSAU. Blitzmarathon – so nennt die Polizei die Überwachung des Straßenverkehrs, die meist einen Tag andauert, und systematisch Geschwindigkeitsüberschreitungen sanktioniert. Ein paar Tage vorher kündigt sie die Offensive an und informiert in einer Kampagne über die Gefahren des Rasens. „Nudging“ heißt diese Methode in der Forschung. Sie soll Menschen dazu „anstupsen“, ihr Verhalten in eine bestimmte Richtung zu verändern. Im konkreten Fall also: weniger zu rasen.

Prof. Dr. Stefan Bauernschuster, Ökonom an der Universität Passau, und Dr. Ramona Rekers weisen in ihrer Studie „Speed Limit Enforcement and Road Safety“ nach, dass diese Kampagne nichts bringt. Zwar halten sich Fahrerinnen und Fahrer während der Blitzmarathons häufiger an die Geschwindigkeitsbeschränkungen, doch bereits am Tag danach ist der Effekt gleich Null. Auf Autobahnen wird selbst während der Blitzmarathons weiter gerast.

„Unsere wichtigste Erkenntnis: Gut zureden hilft bei Raserinnen und Rasern nichts. Die Menschen fahren nur langsamer, wenn sie Sorge haben müssen, geblitzt und bestraft zu werden“, fasst Prof. Dr. Bauernschuster den Kern der Studie zusammen, die als IZA Discussion Paper erschienen ist. Dr. Ramona Rekers ergänzt: „Sobald die Blitzerei vorbei ist, konnten wir keine Veränderung mehr feststellen. Blitzmarathons haben keinen anhaltenden Effekt für Sicherheit auf den Straßen.“

Weitere Erkenntnisse im Überblick:

• Blitzmarathons führen dazu, dass die Geschwindigkeit sinkt. Während der Aktion fahren die Menschen langsamer und vorsichtiger.

• Die Zahl der leichten Unfälle geht in dieser Zeit signifikant um 8 Prozent zurück. Ähnlich ist die Tendenz bei schweren und tödlichen Unfällen.

• Unfallverursacher sind mehrheitlich männlich und keine Fahranfänger.

In die Passauer Studie flossen Forschungsdaten der Landesämter für Statistik zu 1,5 Millionen Unfällen in den Jahren 2011 bis 2014 ein. Diese beinhalteten Informationen zu Ort, Zeit, zu den Beteiligten und zur Unfallursache. Hinzu kamen Daten zu allen Blitzern an Blitzmarathon-Tagen und normalen Tagen sowie Daten von mehr als 2.400 Messstationen, die stündlich Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen erfassten. Um die Wirkung der begleitenden Kampagne zu untersuchen, wertete das Team 60 Millionen Presseartikel kombiniert mit Daten von Google Trends und Twitter aus. So konnten die Ökonomin und der Ökonom belegen, dass das Publikum die Medienberichterstattung zu den Blitzmarathons auch tatsächlich wahrnahm.

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