Schauspieler sind auch nur Menschen. Und selbst wenn ein solcher am Abend in einer Komödie brilliert und auf der Bühne ein Pointen-Feuerwerk abbrennt, so kann er doch tagsüber schlecht gelaunt sein.
FREISING Aber anders wie bei den meisten „normalen“ Menschen wird bei Schauspielern am Ende trotzdem noch eine sympathische Geschichte draus. So geschehen zum Beispiel am vorletzten Wochenende in Freising:
Am Samstagabend stand im Asamtheater die Komödie „Der Vorname“ auf dem Programm, eine der Hauptrollen besetzte der in Berlin lebende Mime Christian Kaiser (auf dem Szenenbild oben 2. v. li.). Als dieser am Samstagmittag in der Buchhandlung Rupprecht in der Oberen Hauptstraße das vorbestellte Buch „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff abholte, vergaß er kurzzeitig seine gute Kinderstube.
Eine Verkäuferin hatte sich bereit erklärt, das Buch als Geschenk zu verpacken. Als sie Kaiser fragte, ob er lieber die hellblaue oder dunkelblaue Seite des Papiers außen haben wolle, entfuhr es ihm: „Das ist mir scheißegal!“ Schon im nächsten Moment wurde ihm diese sprachliche Entgleisung bewusst, Kaiser entschuldigte sich mit den Worten: „Das war sehr unhöflich von mir, so etwas sagt man nicht!“
Die Reaktion der Buchhändlerin machte dann selbst den bühnenerfahrenen Wortjongleur sprachlos, sie lautete nämlich: „Wofür entschuldigen Sie sich, ich habe Sie sagen hören, Ich danke Ihnen, dass Sie mir die Auswahl der Farbe überlassen, fühle mich aber damit überfordert und freue mich, dass Sie das für mich übernehmen‘.“
Das machte massiv Eindruck auf den Schauspieler: „Nachdem ich aus dem Laden geschwebt war, bemerkte ich, dass die Sonne draußen heller schien und die Leute alle freundlicher lächelten“, fasst er sein Freisinger Erlebnis zusammen. Sollte er es jemals auf die Bühne bringen wollen, müsste das Stück wohl „Vom kurzzeitigen Verlieren und schnellen Wiederfinden der guten Manieren“ heißen …
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