Wirtschaft
Bei BMW sind Betriebsrat und Werksleitung im Krieg

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:47 Uhr
−Foto: Foto: Christian Eckl

Der Konzern investiert 500 Millionen Euro, neue Modelle kommen, doch gleichzeitig will man fremd vergeben.

REGENSBURG Bei BMW ist ein offener Konflikt zwischen der Werksleitung und dem Betriebsrat ausgebrochen. Das geht aus zwei konzerninternen Publikationen hervor, die unserer Zeitung vorliegen. Zum einen äußerte sich Werksleiter Andreas Wendt in der BMW Werkszeitung zum Thema, gleichzeitg gab der Betriebsrat ein Gutachten bei einer Beratungsfirma in Auftrag und äußerte harsche Kritik an der Werksspitze in der internen Zeitschrift „Fakt“.

Offenbar steht der Konflikt auch im Zusammenhang mit der Ankündigung von BMW, das leidige Thema Zeitarbeit dadurch zu lösen, dass viele dieser Arbeitsverhältnisse in unbefristete Werksverträge umgewandelt werden. Der Betriebsratsvorsitzende Werner Zierer beklagt dabei, dass eigentlich zahlreiche Zeitarbeiter solche Verträge bis Ende 2012 hätten bekommen müssen – „auf Nachfrage“, so Zierer, habe man schließlich erfahren, dass die Zeit nicht gereicht habe, um das umzusetzen.

„Eine Erklärung, die wir nicht akzeptieren können, wurden doch bis Jahresende neben den Festeinstellungen auch viele Zeitarbeiter nur befristet übernommen“, so Zierer. „Eher vermutet der Betriebsrat, dass der anhaltende Kostendruck und Kennzahlenziele zum Jahresende dahinter stecken.“

Zudem plant BMW am Standort Regensburg, im Bereich Logistik massiv outzusourcen. Betriebsrat Zierer findet das naturgemäß nicht prickelnd, wohl auch, weil man ja in gewisser Weise wieder ein Zwei-Klassen-System bei BMW etabliert, wie das bei den Zeitarbeitern ohnehin bereits der Fall ist. Der Betriebsratsvorsitzende: „Eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit über den Abbau von Logistikarbeitsplätzen zu erreichen, das kann ich nicht nachvollziehen.“

Wendt: „Entscheiden über unsere Zukunft“ Ganz anders sieht das naturgemäß Werksleiter Andreas Wendt. In einem Interview mit der Werkszeitung bei BMW sagte Wendt: „Wir entscheiden heute über unsere Zukunft.“ Dabei betonte der Ingenieur, dass BMW derzeit 500 Millionen Euro in den Standort investiert – gleichzeitig ist davon auszugehen, dass in Harting bald ein wichtiger Teil der automobilen Zukunft hergestellt wird. Auf die Frage hin, warum man die Betriebsabläufe umbauen müsse, antwortet er: „Wir führen unser Unternehmen in eine neue Ära, die Ära der Elektromobilität.“ In Regensburg sei man Spezialist „für kleine Fahrzeuge. Das ist unsere Kernkompetenz.“

Am Standort Harting habe man von der BMW-Firmenleitung entschieden, dass man ab 2015 „hier das große Wachstumssegment der Unteren Kompaktklassen bedienen und BMWs mit Frontantrieb bauen“ werde. Gleich mehrere Modelle sollen in Regensburg hinzukommen, wohl auch im Bereich Elektromobilität – eine Weichenstellung für Regensburg.

Warum gleichzeitig die Konfrontation mit dem Betriebsrat nicht gescheut wird, ist zwar ein Rätsel – doch offenbar soll Wendt im Auftrag des BMW-Managements den Standort fit machen für die Zukunft. Harting soll ein wichtiger Bestandteil der BMW-Erfolgsgeschichte bleiben. Die zukünftig outgesourcten Mitarbeiter werden das wohl nicht so prickelnd finden.

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