Sozialverwaltung: Mysteriöse gesundheitliche Beschwerden
Behörde in Sorge: Amtsstuben machen Mitarbeiter krank

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 3:27 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Seit dem Umzug der Sozialverwaltung des Bezirks in ein renoviertes Gebäude in Landshut-Schönbrunn klagen Mitarbeiter über gesundheitliche Beschwerden. Experten stehen vor einem Rätsel.

LANDSHUT „Es ist das schönste Gebäude dort und liegt direkt hinter einer Grünfläche.“ So beschreibt Pressesprecher Walter Ragaller den neuen Amtssitz des Bezirks in Schönbrunn, in dem seit letztem Sommer die Sozialverwaltung untergebracht ist. Tatsächlich strahlt das frisch verputzte Anwesen, das Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, geradezu in der Frühjahrssonne. Die blitzsaubere Rasenfläche mit dem gekiesten Weg vor dem Haus verleiht ihm etwas Herrschaftliches. Was wie der Gutshof eines wohlhabenden Landadeligen aussieht, bereitet dem Bezirk seit Monaten große Sorgen.

18 der 142 Mitarbeiter in vereinzelten Büros klagen zum Teil über gesundheitliche Beschwerden. Bei einigen sind die Symptome sogar so massiv, dass sie in ein anderes Gebäude umziehen mussten. „Was man machen kann, um das Problem abzustellen, das machen wir“, sagt Ragaller. Bislang sind die Vorfälle allerdings ein Rätsel für den Bezirk.

„Losgegangen ist es im September“, erzählt Herrmann Baier, Geschäftsleiter der Sozialverwaltung des Bezirks. „Da klagte eine Mitarbeiterin plötzlich über Beschwerden.“ Kurz darauf häuften sich die Probleme. Mittlerweile stehen fünf Büros leer. „Wir haben sofort reagiert und die Zimmer geräumt“, erzählt er.

Die fünf Räumlichkeiten in verschiedenen Stockwerken stehen jetzt leer. Das stellt das Amt wiederum vor Raum-Probleme anderer Art. „Wir wissen schon gar nicht mehr, wo wir die Mitarbeiter unterbringen sollen“, sagt Maier. 18 Kollegen seien betroffen. Die Frage ist nur: Was löst die Symptome aus?

Betroffene klagen über Kopf- und Atembeschwerden, Juckreiz und Ausschlag. Die Symptome seien zum Teil schwer und auch „keine Einbildung“, sagt Maier. Fast schon mysteriös ist, dass sich die Büros eigentlich nicht von denen unterscheiden, in denen es keine Klagen gibt. Immerhin gibt es einige Auffälligkeiten. Drei der betroffenen Räume liegen direkt übereinander. „Auffällig ist auch, dass es erst gegen Ende des Sommers losgegangen ist“, so Maier. Das, so glaubt man jetzt, könne daran liegen, dass in der kalten Jahreszeit nicht mehr so häufig gelüftet wird. Mehr als Vermutungen sind das aber nicht.

Mittlerweile hat der Bezirk ein Spezialunternehmen, das Ingenieurbüro „Igutec“ beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Bodenproben wurden genommen, auf Schimmelbefall geprüft, die verbauten Materialien – sogar die EDV-Kabel – auf Schadstoffe untersucht. Es gab ein „Staubscreening“, kritisch beäugt wurden sogar die Kabelpläne, um die Konzentration von Leitungen in den Büros beurteilen zu können. Die drei übereinander liegenden betroffenen Büros liegen nämlich in der Nähe eines Verteilerraumes.

Jeder Stein wurde und wird im sprichwörtlichen Sinn zweimal umgedreht. Gefunden wurde bisher aber nichts. „Keine Untersuchung“ habe „einen Hinweis auf eine Gesundheitsgefährdung gebracht“, heißt es in einem Schreiben an die Mitarbeiter. Ausschließen kann man mittlerweile lediglich, dass es Schwebstoffe aus den Wasserleitungen sind, die beim Einzug gespült wurden, um Ablagerungen zu lösen. Ragaller: „Wir haben den Leuten deshalb Mineralwasser zur Verfügung gestellt.“ Geändert hat sich aber nichts.

Fest steht auch, dass die Probleme mit der Modernisierung gekommen sein müssen. Vor der Sozialverwaltung war die staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hier untergebracht. Deren Mitarbeiter hatten offenbar keine Beschwerden an ihrem Arbeitsplatz.

Beim Bezirk wartet man jetzt gespannt auf weitere Untersuchungsergebnisse. Ragaller: „Momentan stehen wir da und wissen einfach nichts.“

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