Der Amtsschimmel wiehert
Auto in der Regensburger Altstadt zertrümmert – der Stadt ist‘s wurst

16.01.2019 | Stand 13.09.2023, 1:44 Uhr
−Foto: n/a

Anwohner klagen über Ruhestörungen und Vandalismus in der Regensburger Altstadt seit Jahren. Jetzt meldete sich eine Betroffene bei Regensburgs Bürgermeisterin – Unbekannte haben ihr das Auto zerlegt. Doch statt zu helfen, teilt das Stadtoberhaupt der Frau mit, dem Ordnungsdienst sei von Patrouillen-Gängen spätnachts polizeilich abgeraten worden.

REGENSBURG So ziemlich jedes Wochenende berichtet die Polizei von solchen Fällen, wie diesem: In der Nacht von 11. auf 12. Januar zwischen 22 Uhr abends und 4 Uhr früh haben unbekannte Täter sieben Autos beschädigt, die Außenspiegel abgetreten und sich aus dem Staub gemacht. Tatort, wieder mal: irgendwo in der Nähe der Regensburger Partymeile, diesmal am Emmeramsplatz.

Sarah Ferstl (Name geändert, der Redaktion bekannt) hatte einen solchen Fall im Oktober. Sie wandte sich an diese Zeitung: „Heute Nacht hat jemand mein Auto am Obermünster-Parkplatz schwer demoliert. Das Dach ist eingedrückt, die Windschutzscheibe kaputt, ein Spiegel abgeschlagen, der andere zerkratzt. Am ganzen Auto finden sich diverse Dellen, die durch Tritte mit Latten verursacht wurden.“

Sarah Ferstl sucht die Täter, doch wie so oft sind die verschwunden. Das Auto ist ein Totalschaden.

Weil die Altstadt-Bewohnerin aber daran glaubt, dass die Stadt, in der sie lebt, ihre ist, wendet sie sich an die Bürgermeisterin.

Ferstl habe von Anwohnern am Obermünsterplatz erfahren, „dass der Platz dafür bekannt ist, dass sich dort nach Eintritt der Sperrzeit der Diskotheken und Bars in Regensburg ein bestimmtes Klientel trifft. So haben mir die Anwohner berichtet, dass ihnen regelmäßig vor die Haustür – entschuldigen Sie die Wortwahl – geschissen und gepisst wurde, die Polizei nichts unternehme“, so Ferstl an die Bürgermeisterin. Sie bat um Hilfe: Statt aber zu helfen, musste Ferstl die Gebühr für einen neuen Anwohnerausweis bezahlen. Sie hatte ja das Auto gewechselt. Auch ein Schlummerticket in den Parkhäusern habe sie nicht bekommen, klagt die Regensburgerin.

Unmittelbar in der Nähe der Regensburger Disko-Meile in der Altstadt wurde das Auto von Sarah Ferstl zertrümmert. −Foto: ce

Zwei Wochen nach ihrer Mail an die Bürgermeisterin antwortete Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Der entstandene Schaden am Auto stehe in keinem Zusammenhang mit einer Baustellenanordnung, schreibt sie in Beamtendeutsch. „Von Seiten der Stadt Regensburg besteht auch keine besondere Obhutspflicht für im öffentlichen Straßenraum abgestellte Kraftfahrzeuge.“ Frau Ferstl empfindet schon diesen Satz als Schlag ins Gesicht, doch es geht noch weiter. Sie hatte gefragt, warum der städtische Ordnungsdienst die Anwohner nicht vor Vandalen schützen würden. „Allerdings ist er auf Anraten der Polizei und aufgrund seiner personellen Kapazitäten zu den von Ihnen erwähnten Problemzeiten nicht im Dienst“, so Maltz-Schwarzfischer. „Zu gefährlich?“, fragt Ferstl ungläubig. „Das ist doch ein Witz!“

Aber es geht noch weiter: Die Gebühren für die Ummeldung des Anwohnerausweises muss Ferstl übrigens selbst bezahlen. „Der Grund für den Fahrzeugwechsel spielt hierbei keine Rolle“, attestiert die Bürgermeisterin. Noch ein Schlag ins Gesicht für die junge Frau, deren geliebte Altstadt nach ihren Angaben „immer mehr in Kotzhaufen und Müll erstickt.“

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