Der Einzelhandel hat es schwer
Ausverkauf: Wie die digitale Welt den Handel überrollt ...

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 6:33 Uhr

Ausverkauf in Regensburg – so titelte das Wochenblatt im November 2015. Doch was hat sich getan? Wir haben uns umgehört, was sich geändert hat, seit beispielsweise das große s.Oliver-Kaufhaus in der Maximilianstraße schloss.

REGENSBURG Fazit: Regensburg brummt an vielen Stellen, dank der Global Player wie BMW, Osram und Krones im Landkreis. Aber der Einzelhandel hat es derzeit schwer – explodierende Mieten und eine stellenweise sinkende Fußgänger-Frequenz, gleichzeitig eine riesige Baumaßnahme in der Fußgängerzone setzen die Händler unter Druck.

So steht das frühere s.Oliver-Kaufhaus beispielsweise immer noch leer, eine große Fläche mitten in der Altstadt. Das ist nicht nur in Regensburg so. „Deutschlandweit verzeichnet man einen Rückgang der Kunden-Frequenz in Innenstädten“, sagt uns ein Regensburger Immobilien-Experte, der zahlreiche Altstadt-Läden in den vergangenen Jahren vermietet hat. „Das hat natürlich damit zu tun, dass der Internet-Handel in den letzten Jahren stark zugelegt und viele Branchen unter Druck gesetzt hat.“ Bei Regensburg komme aber noch ein Problem mit dazu, das gleichzeitig eine Chance sein könnte: Die Tatsache, dass man zwischen schwierigen Innenstädten wie Schweinfurt und Ingolstadt einerseits und andererseits boomenden Innenstädten wie München und Nürnberg in der Mitte sei. „In die A-Städte gehen die großen Ketten mit einem eigenen Store“, schildert der Experte, „in einer Stadt wie Regensburg sind es oft Franchise- und Handelspartner-Systeme, die durch das Internet noch stärker unter Druck geraten, weil da die Gewinnspannen viel niedriger sind“.

Gegen den Internet-Boom müssen sich große Marken auch insofern zur Wehr setzen, dass sie weiter mit eigenen großen Geschäften sichtbar bleiben. Die könnten es sich nicht leisten, aus den Großstädten abzuziehen. „Immer wichtiger werden Cross- und Multi-Channel-Konzepte“, sagt der Immo-Experte. Heißt zu Deutsch: Statt früher nur auf stationären Handel zu setzen, wird gleichzeitig ein eigener Web-Store aufgebaut. Wer seine Waren lieber liefern lässt, der kann vor Ort ins Geschäft gehen und anprobieren, dann online bestellen. Marken wie der Bekleider Marco Polo ordnen einer Bestellung im Internet bereits Filialen vor Ort über die Postleitzahlen zu, dort kann man die Ware dann abholen oder der Umsatz wird anteilig dem jeweiligen Gebiet zugeordnet. Damit versucht man auch, den regionalen Handel zu stärken.

Wie krass der Wandel derzeit die Wirtschaftswelt umkrempelt, das konnte man auch an dieser Insolvenz ablesen: Butlers, der mit einem Shop in der Gesandtenstraße in Regensburg präsent ist, hat im Februar einen Insolvenzantrag gestellt. Dabei hatte das Unternehmen auch innovative Konzepte entwickelt, die beides verbanden – stationären Handel und e-Commerce.

Zwei Läden dicht am Arnulfsplatz

„Ich bin der Meinung, dass Butlers im Vergleich zum Wettbewerb sehr rührig unterwegs war“, hieß es dazu in einem Fachartikel für den Handel. Und weiter: „Der Jahresumsatz bei Butlers lag zuletzt bei knapp 100 Millionen Euro und der e-Commerce Umsatz in 2016 dürfte sich je nach Quellenlage bei 15 bis 20 Prozent bewegt haben.“ Doch das sei zu wenig.

Wie stark Regensburg im Wandel ist, kann man derzeit am Arnulfsplatz sehen. Plötzlich stehen zwei Läden leer: Die Metzgerei in Richtung Rote-Löwen-Straße hat geschlossen, angeblich, weil der Vermieter nur einen Zehn- statt eines Fünf-Jahres-Vertrags schließen wollte. Und auch die Oberbank ist ausgezogen. Der Platz ist weiterhin für viele Regensburger wegen des starken Verkehrs und der hässlichen Bushalte-Buchten-Lösung nicht attraktiv. Doch wenn er erneuert wird, müssen die örtlichen Geschäfte erst einmal eine Durststrecke überleben.

Durch diese müssen jetzt auch die Geschäftsleute in der Fußgängerzone durch. Der große Bekleider am Eingang zur Altstadt, Pure Fashion gegenüber vom Parkhotel, schließt beispielsweise bald. Überhaupt ist die Maxstraße weit von ihrem Potential entfernt. Andererseits eröffnet in der Königsstraße bald ein Comma-Store, der Frauenmode vertreibt.

Eines ist also sicher in Regensburg: der stete Wandel. Schwieriger wird es für die eigenständigen, kleinen Geschäfte, die nicht von einer Kette abhängen.

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