Zu wenig Personal
Aus für die Geburtsstation Rotthalmünster!

08.02.2018 | Stand 20.07.2023, 19:07 Uhr
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Aber: 66 Millionen Euro für Medizinische Versorgung und Ausbildung – Start für Urologieabteilung

ROTTHALMÜNSTER Als Mischung aus „Optimismus und Realismus für den Krankenhaus-Standort Rotthalmünster“ beschreibt der Verwaltungsratsvorsitzende Landrat Franz Meyer die Beschlüsse des Gremiums auf dessen Sitzung vom Montag, 5. Februar, laut einer Pressemitteilung. Optimistisch, weil die Verwaltungsräte auf die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses setzen und ein 66-Millionen-Investitionsprogramm für Ausbildung und Sanierung auf den Weg gebracht haben.

Derzeit laufen auch aussichtsreiche Gespräche für eine eigene Urologie-Abteilung am Krankenhaus Rotthalmünster. Und realistisch, weil eine Wiedereröffnung der Dezember 2015 geschlossenen Geburtsstation auf absehbare Zeit keine Chance hat. Der dafür gesetzlich vorgeschriebene Personalmindestbedarf ist nicht einmal annähernd zu decken.

Alle Verwaltungsräte hätten dies sehr bedauert, so der Landrat. Aber ebenso wie die im Vorfeld ebenfalls informierten Fraktionsvorsitzenden im Kreistag hätten alle die Tatsache zur Kenntnis nehmen müssen, dass weder eine intensive Personalsuche noch die Kooperation mit dem Krankenhaus Eggenfelden auch nur annähernd die Voraussetzungen schaffen konnten, um die personellen Mindestanforderungen zu erfüllen.

Konkret wären dazu acht Hebammen und ebenso viele (Fach-)Ärzte nötig. Erst so wären die mittlerweile verschärften Vorgaben des G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) sowie die einschlägigen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), welche im Fall einer schicksalhaften, nicht beherrschbaren Entwicklung bei einer Geburt im Streitfall vor Gericht herangezogen werden, überhaupt erfüllt.

Auch Eggenfelden hat Personalprobleme

Und nachdem schon der Kooperationsstandort Eggenfelden mittlerweile selbst mit Personalmangel in diesem Bereich zu kämpfen hat, konnte auch die Zusammenarbeit mit den Landkreis-Kliniken Rottal-Inn keine Entlastung bringen.

Auch das durch die Bayerische Staatsregierung jüngst aufgelegte Förderprogramm zur Stützung betriebswirtschaftlich „notleidender“ Abteilungen ist nicht geeignet, das Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Grund: Hierfür müssten mindestens 50 Prozent der Bürgerinnen einer Region im betroffenen Krankenhaus die geburtshilflichen Leistungen in Anspruch nehmen.

Rückblickend waren am Krankenhaus Rotthalmünster jedoch nur gut 20 Prozent der Geburten im Landkreis zu verzeichnen. Die Mehrzahl der betroffenen Bürgerinnen im Landkreis (80 Prozent) hatte also schon in dieser Zeit perinatale Zentren in Passau oder Deggendorf aufgesucht.

Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter an der Spitze des Verwaltungsrates, Werner Mayer, werteten die einmütige Entscheidung des Gremiums, eine Wiedereröffnung der Geburtsstation nicht mehr ins Auge zu fassen, als eine „Maßnahme der Transparenz und Offenheit“. Es wäre verantwortungslos, nach Vorliegen aller Fakten wider besseren Wissen den Anschein zu erwecken, es gäbe eine realistische Chance, die Geburtsstation wieder in Betrieb zu nehmen.

Monatlich schließen Geburtsstationen

Dies sei letztlich nicht eine Frage der Finanzen, sondern der Fakten, die ein leergefegter Arbeitsmarkt im Bereich der Geburtshilfe schaffe. Dies sei auch der Grund, warum nahezu monatlich in Bayern Geburtsstationen schließen müssen, zuletzt u.a. in Bad Aibling, Bad Tölz, Gräfelfing und Erding.

Nicht zuletzt auch die Beratungen mit den Fraktions-Sprechern haben ergeben, dass sich als bessere Alternative der Aufbau einer hochwertigen gynäkologischen Versorgung mit vier in der Region niedergelassenen Fachärzten für Gynäkologie und Geburtshilfe auf Belegarzt-Basis anbietet.

Der Aufbau einer entsprechenden Abteilung schließt jedoch nicht aus, dass der bisher auf chefärztlicher Basis tätige Dr. Jürgen Terhaag mit dem Schwerpunkt Mamma-Chirurgie über das durch ihn geleitete Brustzentrum auf Honorararztbasis am Standort Rotthalmünster weiter tätig ist. Damit kann für die Bevölkerung ein Angebot im gynäkologischen Bereich dauerhaft erhalten bleiben.

Von der angespannten Situation der Geburtshilfe abgesehen, deren bayernweit negative Trend laut Verwaltungsrat nun auch den Landkreis Passau erreicht habe, bestehen für den Krankenhaus-Standort Rotthalmünster generell hervorragende Aussichten. Dies dokumentiert eines der größten Investitions-Pakete, das der Verwaltungsrat je für einen Standort der Landkreis Passau Gesundheitsentrichtungen geschnürt hat.

Neue Berufsfachschule in Rotthalmünster

Konkret geht es um 66 Millionen Euro. So beginnt am 19. April 2018 der Bau der neuen Berufsfachschulen für Krankenpflege und Physiotherapie. Die Gesamtkosten werden hierfür mit sieben Millionen Euro veranschlagt, die Bauzeit beträgt 1,5 Jahre. Im Herbst 2019 soll der Schulbetrieb im neuen Gebäude starten.

Parallel wird im Stadtkern des Marktes Rotthalmünster von einem privaten Investor die neue Schulwohnanlage errichtet. Bereits bis Ende 2018 sollen hier die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Damit wird Rotthalmünster sowohl in seiner Ortsentwicklung nachhaltig gestärkt als auch auf Dauer als Ausbildungsstandort der Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen gesichert.

Für das Krankenhaus selbst erfolgte das Ja der Verwaltungsräte für eine Modernisierung aller Funktionsbereiche. Nachdem die Krankenpflegeschule im Herbst 2019 ihre neuen Räumlichkeiten bezogen hat, soll das alte Gebäude abgerissen werden. Es folgt dann der Bau des neuen Funktionstraktes für insgesamt 34 Millionen Euro. Hier sollen angesiedelt sein: der neue OP, ein neues Herzkatheterlabor, eine neue Radiologie, eine neue Notfallambulanz sowie eine neue Tagesklinik für ambulante OPs. In einem zweiten Bauabschnitt für 25 Millionen Euro sollen dann die neue Intensiv- und Intermediate Care Station sowie die neue Endoskopie folgen. Mit den modernisierten Funktionsbereichen steht den Patienten eine medizinische Versorgung auf dem aktuellsten Stand der Technik zur Verfügung.PM

Passau