Vierbeiner helfen Menschen
Assistenzhunde willkommen – „Verein für helfende Hunde“ leistet wichtige Aufklärungsarbeit

26.08.2020 | Stand 13.09.2023, 6:50 Uhr
−Foto: n/a

Der „Verein für helfende Hunde“ aus Regenstauf klärt über Assistenzhunde auf und unterstützt Betroffene finanziell und beratend. Die Mitglieder des Vereins, der erst 2019 gegründet wurde, sind alle ehrenamtlich tätig.

Regenstauf. Moritz (9) ist Autist und ist auf die Unterstützung seines Labradors „Wutz“ angewiesen. „Wutz“ ist ein sogenannter Autismus-Assistenzhund. Wenn er sein Assistenzgeschirr trägt, ist er im Arbeitsmodus und hilft Moritz beispielsweise im Straßenverkehr, denn Moritz erkennt keine Gefahren. Auch wenn Moritz alleine das Haus verlassen will, gibt „Wutz“ ein Warnzeichen. Und beim sogenannten „Kontaktliegen“ sorgt der Labrador mit seinem Gewicht für Ruhe und Entspannung bei Moritz.

Moritz‘ Mutter Sabrina Lettmeier ist Mitglied im „Verein für helfende Hunde“ aus Regenstauf. Der junge Verein wurde im August 2019 gegründet und besteht aktuell aus 21 Mitgliedern. Finanziell, beratend und als Vermittler unterstützt der „Verein für helfende Hunde“ Menschen wie Moritz mit Assistenzhundeprojekten. Einer jungen Frau mit einer psychischen Erkrankung wurde so bereits erfolgreich ein Assistenzhund ermöglicht. Einige Gründungsmitglieder kennen selbst Betroffene und wissen, dass eine Finanzierung oftmals schwierig ist, weil vieles aus der eigenen Tasche bezahlt werden muss. Andere sind selbst nicht involviert und wollen einfach nur helfen, dass Assistenzhunde durch die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins bekannter werden.

„Assistenzhunde sind speziell ausgebildete Hunde für Menschen mit Beeinträchtigungen verschiedener Arten“, erklärt der Kassiererin des Vereins , die Hundetrainerin Sandra Polan. Dazu gehören beispielsweise motorisch Beeinträchtigte wie Rollstuhlfahrer, psychisch Erkrankte, Menschen mit Down-Syndrom, Epileptiker, Diabetiker oder Gehörlose. Der „Verein für helfende Hunde“, berät Betroffene und Angehörige, schaut, was die jeweiligen Bedarfe sind und sucht dementsprechend einen Hund und einen Trainer. So unterschiedlich wie die Bedürfnisse der Betroffenen sind, so individuell läuft auch die Ausbildung ab. Denn Assistenzhunde sind im Gegensatz zu Hunden für tiergestützte soziale Arbeit, wie zum Beispiel Vorlesehund, Schulhund oder Therapiehund, immer für eine ganz bestimmte Person im Einsatz – so wie „Wutz“ für Moritz.

Leider sind Assistenzhunde nicht sehr bekannt, sodass es nicht selten zum Beispiel in Läden oder Supermärkten zu Problemen kommt. Mit der Aufklärungsarbeit des Vereins soll sich dies ändern. Immer mehr – und dennoch noch viel zu wenige – Geschäfte, Restaurants, Behörden und so weiter gestatten Assistenzhunden mittlerweile den Zutritt und machen dies mit einem Aufkleber des Vereins an der Tür erkennbar. Im Internet unter www.rote-pfote.de/Hundekarte gibt es eine Übersicht, wo Hunde und Assistenzhunde in Stadt und Landkreis Regensburg erlaubt sind und wo nicht. Auch das Landratsamt Regensburg brachte kürzlich den Aufkleber an. „Mit dem Aufkleber wollen wir ein Zeichen setzen und visualisieren, dass Inklusion im Landratsamt Regensburg einen hohen Stellenwert einnimmt und gelebt wird“, so Landrätin Tanja Schweiger.

Der erste Vorsitzende des Vereins, Martin Schneider, erklärt, dass die meisten Menschen sehr interessiert seien, dass es jedoch schwierig sei, überhaupt erst mit Menschen in den Dialog zu treten, sei es in Geschäften oder auf Messen, da viele sofort an eine Tierschutzorganisation denken und nicht stehen bleiben würden. Wichtig ist dem Verein auch, über den richtigen Umgang mit Assistenzhunden aufzuklären. Assistenzhunde „im Dienst“ erkennt man an der Kenndecke, dem Führgeschirr oder dem Halstuch. Dann sollte man Abstand halten und ausweichen, den eigenen Hund anleinen und fernhalten und nur den Halter, nicht aber den Hund, ansprechen. Streicheln, anstarren, füttern und zu viel fragen sollte man sein lassen. Denn ein Assistenzhund im Einsatz muss sich auf seinen Halter konzentrieren und auf seine Aufgaben.

In der Regel hat ein Assistenzhund drei festgelegte Aufgaben, die er nach der Grundausbildung in einer speziellen Assistenzhundeausbildung erlernt. Bei „Wutz“, der auf das Kommando von Moritz‘ Mutter hört, sind dies die Begleitung auf der Straße, das Kontaktliegen und die Warnung, wenn Moritz das Haus verlassen will. Nachdem der Assistenzhundetrainer mit einem Züchter einen Hund ausgewählt hat, der die optimalen Bedingungen für seine Aufgaben mitbringt, zieht der Hund in der Regel direkt bei der betroffenen Person oder Familie ein. Dies ist sehr wichtig, denn man entwickelt sich zusammen, kennt so alle Eigenheiten des Hundes und stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch.

Die Assistenzhundeausbildung wird mit einer Prüfung abgeschlossen und kann sich auf durchschnittlich circa 12.000 Euro belaufen. Die Kosten werden nicht durch gesetzliche Krankenkassen übernommen, hier unterstützt aber der „Verein für helfende Hunde“. Martin Schneider würde sich eine Gesetzesgrundlage für die Ausbildung wünschen, denn bisher könne jede Assistenzhundeschule ausbilden, „wie sie will“, und auch selbst prüfen. Der Beruf des Assistenzhundetrainers ist nicht geschützt. Sandra Polan erklärt: „Ein Draht zum Pädagogischen oder Sozialen sowie dementsprechendes Fachwissen sollten vorhanden sein“.

Auch hier leistet der Verein, der selbst weder Assistenzhunde verkauft noch ausbildet, wichtige Aufklärungsarbeit. Die Mitglieder sind dabei ausschließlich ehrenamtlich tätig. Wer den Verein unterstützen will oder sich informieren will, findet den Verein im Internet unter www.rote-pfote.de, auf Facebook unter „VereinhelfendeHunde“ oder auf Instagram unter „verein_fuer_helfende_hunde“.

Regensburg