CSU-Abgeordnete zu Besuch an der Mittelschule in Fürstenzell
Asila, Fazluddin und Bahram beweisen: Integration kann funktionieren!

10.10.2017 | Stand 04.08.2023, 8:16 Uhr
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„Mein Berufsziel weiß ich noch nicht. Jetzt will ich erstmal meinen Quali schaffen und dafür habe ich noch ein Jahr Zeit – dann schauen wir mal“, erzählt Bahram motiviert.

FÜRSTENZELL Der 15-Jährige kommt jetzt in die 9. Klasse an der Mittelschule in Fürstenzell. Das Problem: Bahram hat praktisch keine schulische Vorbildung. „Seit 2015 ist er bei uns an der Schule und anfangs hat mich Bahram noch gefragt, ‚was heißt eigentlich „mal nehmen“, was muss ich mit den Zahlen machen?‘ – also auch Mathematik war anfangs ein Problem“, so Schulleiter Johannes Eder in einem Gespräch mit den CSU-Abgeordneten Walter Taubeneder und Dr. Gerhard Waschler, Letzterer in seiner Funktion als bildungspolitischer Sprecher der CSULandtagsfraktion.

Das letzte Schuljahr hat Bahram in Mathe letztlich sogar mit einer ‚Drei‘ abgeschlossen! Im Orientierungspraktikum erhielt er Bestnoten von den Ausbildungsbetrieben. Dennoch: „Im schulischen Kontext brauchen wir auch eine Förderung in Mathematik“, schildert Eder die Problematik. „Wir haben hier eine Schule, die sich intensiv um die Beschulung von Migranten kümmert“, so Schulamtsdirektor Klaus Jeggle. Mittlerweile sind etwa 30 Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an der Mittelschule in Fürstenzell – Tendenz steigend.

„Wir haben viele hoch engagierte und motivierte Schüler, mit unterschiedlichsten, meist aber sehr schlechten Ausgangssituationen“, so der Schulleiter Johannes Eder weiter. Man wolle den Asylanten eine Chance geben, auch wenn dies teilweise schwer umzusetzen sei. Bei Asila hat es funktioniert: „In der 7. Klasse habe ich sie als schüchternes, kopftuchtragendes Mädchen kennengelernt – hochintelligent“, erinnert sich Johannes Eder zurück. „Ich hatte nur Grundkenntnisse: Buchstaben und Zahlen. In Mathe hatte ich kein Problem, aber es war schwer alles auf einmal zu lernen“, erzählt die 16-Jährige heute. Mittlerweile hat Asila nach dem Quali auch den M-Zweig erfolgreich absolviert. „Ich gehe jetzt auf die FOS und dann vielleicht auf eine Universität.“

„Asila wird das schaffen, da sind wir uns sicher“, betont auch der stellvertretende Schulleiter Josef Höcker. Der heute 18-Jährige Fazluddin wurde vor zwei Jahren zunächst von der Mittelschule abgelehnt, da er grundsätzlich auf die Berufsschule gehöre. Seine Pflegeeltern hatten jedoch nicht lockergelassen waren letztlich erfolgreich – Die Schule nahm Fazzludin zunächst als „Gast“ für eine Probezeit auf. „Die ersten Monate habe ich Fazluddin nur mit dem Wörterbuch in der Hand gesehen. Er war immer hoch bemüht, für die mittlere Reife haben die Kenntnisse im Fach Deutsch am Ende leider nicht gereicht, aber den Quali hat er als Zweitbester seines Jahrgangs abgeschlossen“, so Schulleiter Eder. Jetzt steigt Fazluddin in der Wirtschaftsschule ein und wird weiter eifrig arbeiten.

„Mein Wunschberuf ist Polizist. Das wollte ich schon werden, als ich klein war – aus diesem Grund brauche ich eine gute Bildung“, so Fazluddin. „Wir haben hier drei absolut positive Beispiele, für Schüler mit Migrationshintergrund, die eine Chance bekommen haben – aber leider reichen unsere Bemühungen nicht immer ganz aus. Auch als Schule stoßen wir hier an unsere Grenzen“, betont Josef Höcker. Man arbeite eng mit der Berufsschule zusammen und „das klappt gut“, so Höcker. Dennoch bestünde hier Verbesserungsbedarf: „Wir bekommen Schüler mit Migrationshintergrund aus der Berufsschule nur für die Abschlussprüfung, extern für den Prüfungstermin hier an die Schule und nehmen ihnen den Quali ab – was jedoch wegen Sprachproblemen oft schwierig ist.“ Sinnvoll wäre aus Sicht der Schulleitung eine noch engere und längerfristigere Kooperation mit der Berufsschule.

„Wir brauchen die Schüler mindestens für einen Tag in der Woche hier an Schule – nur so haben sie die Chance die Prüfung auch zu bestehen.“ „Das Erlernen der deutschen Sprache hat Priorität und letztlich geht es darum, ihnen zu helfen, Fuß in der Berufswelt zu fassen“, so die Abgeordneten. Grundsätzlich gelte es Berufsschule und Mittelschule hier nochmals an einen Tisch zu bringen, um mögliche Modelle auszuloten. „Wir wollen bei unseren Schulbesuchen gute Vorschläge aus der unterrichtlichen Praxis aufnehmen und begrüßen ausdrücklich das hohe Engagement der Lehrerinnen und Lehrer“, so Taubeneder und Waschler.

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