Inklusion
Arbeit behinderter Menschen im Museumscafé Flossenbürg begeistert Bezirksräte

12.07.2017 | Stand 21.07.2023, 9:41 Uhr
−Foto: n/a

Seit rund zwei Jahren umsorgt ein Team des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) Irchenrieth die Gäste des Museumscafés in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (Kreis Neustadt an der Waldnaab).

FLOSSENBÜRG/REGENSBURG Nun tagten die Mitglieder des Sozialhilfeausschusses des Bezirkstags der Oberpfalz im angegliederten Seminar- und Bildungshaus und informierten sich über die engagierte Arbeit der Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung. Schließlich finanziert der Bezirk Oberpfalz im Rahmen der Sozialhilfe diese Arbeitsplätze des HPZ. Bezirkstagspräsident Franz Löffler zeigte sich begeistert, wie "an dieser markanten Stelle Inklusion betrieben wird. Besser kann man's nicht machen." Dass nicht nur die Besucher der KZ-Gedenkstätte das Café besuchen, sondern auch die einheimische Bevölkerung gerne auf Kaffee und Kuchen vorbeischaut, stellte Flossenbürgs Bürgermeister Thomas Meiler heraus: "Der gesamte Ort freut sich, dass wir die HPZ-Personal hier haben." Auch die 14 Mitarbeiter der HPZ-Werkstätte profitieren von ihrer Tätigkeit: "Wir hätten nicht gedacht, dass es so gut läuft und wie Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit unserer Mitarbeiter wachsen", erläuterte Gruppenleiterin Natalie Grünwald vom HPZ.

Zahlreiche Anträge bewilligt

In der Sitzung widmeten sich die Bezirksräte auch zahlreichen Anträgen von sozialen Dienstleistungen und Einrichtungen, die das Angebot in der Oberpfalz weiter ausbauen. So wird in der Region Amberg-Sulzbach die Versorgung psychisch kranker Menschen und behinderter oder von Behinderung bedrohter Kinder verbessert: Die Bezirksräte bewilligten zum einen sechs Plätze in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen, die Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH und Co. KG in Auerbach schaffen wird, zum anderen eine ambulant betreute Forensische Wohngemeinschaft mit ebenfalls sechs Plätzen, die von Sozialteam-Soziotherapeutische Einrichtungen für Nordbayern gGmbH in der Stadt Amberg errichtet wird. Als "schwierig" wird die bisherige Versorgungssituation für behinderte oder von Behinderung bedrohte Kinder in der Region Auerbach beschrieben. Sie werden bisher von der interdisziplinären Frühförderstelle in Sulzbach-Rosenberg mobil betreut. Um die Situation zu verbessern, bewilligten die Bezirksräte eine Außenstelle für interdisziplinäre Frühförderung durch die Lebenshilfe Amberg-Sulzbach e. V. in Auerbach. Sie ist ein niedrigschwelliges und wohnortnahes Angebot und wird die Frühförderstelle in Sulzbach-Rosenberg wesentlich entlasten.

Außerdem unterstützen die Bezirksräte die bei der Stadt Amberg neu entstehende Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen mit jährlich 5.000 Euro. Für die Erstellung eines Wegweisers Gerontopsychiatrie für die gesamte Oberpfalz bewilligten die Bezirksräte dem Diakonischen Werk Sulzbach-Rosenberg 1.000 Euro. Eine besondere Art Außenwohngruppe für psychisch kranke Menschen entsteht in der Versorgungsregion Nordoberpfalz: Die Sozialteam-Soziotherapeutische Einrichtungen für Nordbayern gGmbH errichtet die zehn Plätze im Sinne des Projekts "Soziale Landwirtschaft" auf der Straußenfarm Mitterhof in Waldsassen (Kreis Tirschenreuth). Dort haben die Bewohner die Möglichkeit, im Rahmen der Arbeits- und Beschäftigungstherapie niederschwellig auf dem landwirtschaftlichen Anwesen mitzuarbeiten. Damit wird nach Ansicht von Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher ein wichtiger "Zwischenschritt" zwischen stationärer und ambulanter Versorgung psychisch kranker Menschen geschaffen, der in der nördlichen Oberpfalz bisher fehlte.

Auch im Raum Regensburg verbessert sich die Versorgung:

Die Bayerische Gesellschaft für psychische Gesundheit e.V., das Diakonische Werk Regensburg e. V. und die Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH und Co. KG können jeweils vier Plätze in ambulant betreuten Wohngemeinschaften für psychisch kranke Menschen schaffen. Die Bezirksräte stellten ferner den Bedarf von neun zusätzlichen Wohnplätzen für Kinder und Jugendliche mit Blindheit beziehungsweise Sehbehinderung am Blindeninstitut Regensburg fest. Durch die neuen Plätze werden das heimatnahe Angebot und die umfassende Versorgung von blinden beziehungsweise sehbehinderten Kindern und Jugendlichen in der Oberpfalz weiter verbesert. Auch der Erweiterung des Angebots im Sozialpsychiatrischen Dienst Schwandorf durch das Diakonische Werk Sulzbach-Rosenberg steht nichts im Wege. Die Bezirksräte stimmten einer Aufstockung der bestehenden Fachkraftstelle um zehn Stunden zu. Die stark gestiegene Zahl an Klienten und die weiten Entfernungen im flächenmäßig großen Landkreis Schwandorf machten die Stellenerweiterung nötig. Die zusätzlichen Stunden sollen vor allem für notwendige Hausbesuche sowie für Außensprechstunden und Gruppenangebote außerhalb der Stadt Schwandorf genutzt werden. Damit verbessert sich der derzeit unter dem Oberpfalzweiten Durchschnitt liegende Versorgungsschlüssel im Raum Schwandorf deutlich.

Konkrete finanzielle Zuschüsse beschlossen die Bezirksräte für die grundlegende Modernisierung der Förderstätte und deren Erweiterung um 21 Plätze in Heilpädagogischen Zentrum Irchenrieth (Kreis Neustadt an der Waldnaab). Für das Vorhaben bewilligten die Bezirksräte insgesamt 378.000 Euro für die Jahre 2017 bis 2019. Auch die Mehrkosten für die Errichtung der Wäscherei in Irchenrieth werden über die bereits erfolgte Förderung von rund 245.000 Euro mit weiteren 39.700 Euro bezuschusst. Die Barmherzigen Brüder Reichenbach erhalten für den Bau des neuen Wohnheims für Menschen mit Autismus in Bernhardswald (Kreis Regensburg) insgesamt 399.100 Euro für die Jahre 2017 bis 2019, und der Aus- und Umbau der ehemaligen Klosterschmiede des Klosters Waldsassen (Kreis Tirschenreuth) zu 14 Wohnplätzen für Menschen mit Behinderung wird ebenfalls gefördert: Die Bezirksräte bewilligten der Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen insgesamt 242.000 Euro für die Jahre 2017 und 2018. Außerdem fördert der Bezirk Oberpfalz gemeinsam mit den anderen Bezirken auch in diesem Jahr soziale Dienste, Maßnahmen und Einrichtungen von überörtlicher und landesweiter Bedeutung, wie beispielsweise die Bayerische Blindenhörbücherei, mit rund 80.000 Euro.

Schwandorf