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Anrührender Abschied: Sogar Schaidingers Mutter (92) war dabei

08.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:30 Uhr
−Foto: Foto: Eckl

Anrührender Abschied des scheidenden Schaidinger: Sogar seine 92-jährige Mutter war gekommen, freute sich über Horst Seehofers Aufwartung und das Brimborium für ihren Sohn.

REGENSBURG Die Sonne strahlte um die Wette vor dem Historischen Reichssaal zu Regensburg und Hans Schaidinger hüpfte schwer aufgeregt mit Amtskette über den Rathausplatz. „Ausschlafen“ war seine Standardantwort gegenüber den Journalisten, wenn die ihn fragten, was er den am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, seinem ersten Pensionstag tut.

Und weil Schaidinger zwar mitunter ein harter Hund, aber eben doch ein Überzeugungstäter ist, der sein Herz am rechten Fleck trägt, entglitten ihm in manchem Moment die Gesichtszüge vom lachenden Hans zum weinenden Ex-OB, als er mit Ministerpräsident Horst Seehofer in den Historischen Reichssaal einmarschierte. „Wie auf der Richterbank sitzt man ja da“, schmunzelte Seehofer, als ob er etwas angestellt hätte. Die Stadt hatte die letzte Stadtratssitzung der Schaidinger-Ära an den historischen Ort verlegt.

Mit Hans Schaidinger waren die drei Frauen gekommen, die ihn in seinem Leben bis auf seine Tochter Saskia wohl am meisten beeinflusst haben: Neben Ehefrau Edelgard, der man so manchen machtpolitischen Schachzug während seiner Amtszeit zuschrieb, bis hin zu Schwester Maria Ziegler, die auf die Frage Seehofers, wie er wohl so als Bruder war, trocken antwortete: „Wie als Bürgermeister auch!“

Wer Schaidinger als Mensch erleben wollte, der war von dieser Szene einigermaßen ergriffen. Seine Mutter Maria Schaidinger war gekommen. Die 92-Jährige war tief gerührt vom Abschied, während der Sitzung saß er zusammen mit Seehofer vor dem Baldachin, der einst die Reichsprinzipale, die Vertreter des Kaisers, „behütete“.

Auch fürs Wochenblatt hatte Schaidinger einen trockenen Spruch über, als er sagte: „Jetzt sind Sie mich endlich los!“ Wir aber antworteten ehrlich und aufrichtig mit diesen Worten: „Jede Woche werden wir Sie vermissen.“

Nach 18 Jahren Amtszeit ist Hans Schaidinger an diesem 30. April 2014 aus dem Amt geschieden. Wenn seine Ecken und Kanten vergessen sein werden, wird man über ihn sicher sagen: Er war einer der besten Stadtoberhäupter, die diese an Geschichte so reiche Stadt im Laufe der Jahre je hatte.

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