Schlachthofstempel
Als hierzulande Hund noch auf dem Speisezettel stand

11.07.2017 | Stand 03.08.2023, 6:44 Uhr
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Schaurig! Das Handwerksmuseum Deggendorf zeigt einen Hundestempel aus dem Schlachthof.

DEGGENDORF Der Hund ist seit Jahrtausenden nicht nur der treue Begleiter des Menschen. Das Tier diente seit Alters her auch als Nahrungsmittel – nicht nur in exotischen Ländern, sondern auch hierzulande. Selbst im Deggendorfer Schlachthof gab es einen Stempel für Hunde.

Man weiß, dass Indianer offenbar gerne Hundefleisch zu sich nahmen. In Südchina, vor allem in der Provinz Kanton, isst man bis heute traditionell Hunde und Katzen – was regelmäßig geharnischte Proteste im Rest der Welt hervorruft. Dort sollen sogar rund 100.000 Menschen in der Hundefleisch-Produktion tätig sein. Kantonesen, so heißt es, würden alles essen, was vier Beine hat, außer Tische und Stühle.

In westlichen Ländern einen Hund zu essen, erscheint uns heutzutage widerlich und barbarisch. Der treueste Freund des Menschen ist längst zu einem vollwertigen Familienmitglied geworden. Das war jedoch nicht immer so. Es ist noch gar nicht so lange her, da stand Hundefleisch auch in Deutschland auf der Speisekarte – und das beileibe nicht nur in Notzeiten.

Besonders in Sachsen scheint es viele Hundemetzger gegeben zu haben. In den Jahren 1904 bis 1924 sollen in den deutschen Städten Chemnitz, Breslau und München insgesamt etwa 42.400 Hunde für den Verzehr geschlachtet worden sein. Wilhelm Busch beschrieb laut Wikipedia das Schlachten eines Hundes in den Münchener Bilderbogen um 1866. Zu dieser Zeit habe das Fleisch in manchen Bevölkerungsschichten als besondere Delikatesse gegolten. Erst 1986 wurde in Deutschland die Hundeschlachtung zur Fleischgewinnung verboten.

Wie es sich in Deutschland gehört, unterlag das Hundefleisch der gesetzlichen Fleischbeschau, durchgeführt von einem Tierarzt. Wohl auch deshalb fand sich auch im ehemaligen Deggendorfer Schlachthof, der im Jahr 2008 geschlossen wurde, ein Fleischbeschaustempel für Hunde. Ulrike Schwarz vom Handwerksmuseum informierte Mitte Januar in ihrer Sonntagsführung über einige Kuriositäten des Museums, unter anderem über den ominösen Hundestempel aus dem Schlachthof.

„Der Stempel stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert“, sagt sie. Die ehemalige Schlachthofleiterin habe den Hundestempel dem Handwerksmuseum übergeben. Was genau es damit auf sich hat, sei jedoch unklar. Ob auch in Deggendorf Hundefleisch auf dem Speisezettel stand? Davon ist wohl auszugehen.

Hundefett (Axungia Canis) galt hierzulande zudem als Heilmittel und wurde noch in den 50er Jahren zur äußerlichen Einreibung bei Tuberkulose verwendet. 

Deggendorf