Die ganz erstaunliche Fernsehkarriere von Hans Wernthaler aus Altdorf
Alles klar, Herr Kommissar?

08.07.2017 | Stand 28.07.2023, 8:54 Uhr
−Foto: n/a

Nein, als Schauspieler würde sich Hans Wern-thaler nicht bezeichnen – „da braucht man eine Schauspielausbildung“, wie er selbst sagt. Und doch ist der 46-jährige selbstständige Architekt und Energieberater aus Altdorf in den letzten beiden Jahren häufiger in diversen Fernsehserien zu sehen als so mancher „Gelernte“. Was wohl heißt, dass er seine Sache recht ordentlich macht.

ALTDORF Entstanden ist Wernthalers Fernsehkarriere „eher aus Spaß. Ich war mit einem Spezi auf dem Oktoberfest, und da haben wir aus Jux gesagt, das wollen wir auch mal machen.“ Wie es der Zufall so wollte, saß auch ein Mitarbeiter einer Castingagentur mit am Biertisch. „Kurz darauf kam ein Anruf. Für ‚Dahoam is dahoam‘ wurden zwei Leute gesucht.“ Und so saßen Wernthaler und sein Freund in einer Szene der bayerischen Daily Soap an einem Wirtshaustisch und unterhielten sich. Zwar nur im Hintergrund, aber deutlich sichtbar.

Offensichtlich wurde der Altdorfer seiner Rolle dabei gerecht – oder fiel zumindest nicht negativ auf. Denn seitdem taucht Hans Wernthaler in schöner Regelmäßigkeit auf dem Bildschirm auf. Interessanterweise zu einem Gutteil in Krimis im weiteren Sinn wie „Mord in bester Gesellschaft“, „Lebenslänglich Mord“ oder „Aktenzeichen XY … ungelöst“. „Ich werde schon oft als Kommissar, Polizist oder Spurensicherer besetzt“, schmunzelt der Altdorfer. „Anscheinend schaue ich so ehrlich aus.“

Schon mit Oscar-Anwärter gedreht

Abseits von Krimipfaden wirkte der 46-Jährige beispielsweise bei „Um Himmels Willen“ mit. Auch im neuen Film von Michael Verhoeven, dem bekannten, bereits einmal Oscar-nominierten Regisseur, mit dem Titel „Let‘s go“ (eine Geschichte aus dem Nachkriegsdeutschland von 1951), hat Wernthaler eine Szene. Die reinen Statistenrollen hat er hinter sich gelassen. Für erneut „Dahoam is dahoam“ schlüpfte er in die Rolle des Brückenwirts von Bad Tölz und teilte sich den Bildschirm mit einer der Hauptfiguren. „Und bei meinem ersten Mal ‚Aktenzeichen XY‘ war ich ein Kommissar auf der Suche nach einem verschwundenen Mädchen.“

Als Schauspieler sieht er sich, wie schon erwähnt, dennoch nicht – „aber ich habe Rollen, ohne die es in der jeweiligen Szene nicht gehen würde“. Dabei komme ihm wohl eine gewisse Ausstrahlung zugute: „Ich höre öfter, dass ich das Bayerische so natürlich rüberbringe. Und wahrscheinlich habe ich ein Gesicht, das einigermaßen sympathisch wirkt.“ Dazu sei laut Wernthaler sehr wichtig, dass man stets pünktlich erscheine und seinen Text kenne. Den übt er übrigens vorher oft mit seiner elfjährigen Tochter: „Die ist streng, die erlaubt keinen Fehler.“ Pünktlichkeit, gute Vorbereitung – die unverzichtbaren Sekundärtugenden eines Darstellers: „So sagen die Leute, der ist zuverlässig, den kann man wieder besetzen.“

Mit Film- und Fernsehschaffenden habe er bislang nur gute Erfahrungen gemacht: „Man lernt viele Leute kennen, Regisseure, Techniker, natürlich auch Schauspieler – das sind in der Regel Menschen wie du und ich, mit denen man sich ganz normal unterhalten kann.“

Was auch eine lustige Begebenheit zeige: „Das war bei ‚Die Chefin‘ mit der Katharina Böhm, wo ich einen Polizisten gespielt habe. Da kam eine Frau von der Crew vorbei, die ich nicht kannte, und ich frage sie auf Bayerisch: ‚Servus, ich bin der Hans. Bist du auch eine Polizistin?‘ Da sagt sie: ‚Nein, ich bin die Chefin.‘ Da mussten wir beide lachen.“

„Ich bin der Hans. Bist du auch Polizistin?“

Bei aller Freude an der Arbeit am Set: die „große“ Fernsehkarriere strebt Wernthaler bestimmt nicht an. „Der Beruf geht vor“, stellt er klar. „Deshalb sind mir Dreharbeiten am Freitagnachmittag oder am Wochenende am liebsten. Sonst muss ich eben auch mal absagen. Und leben könnte man davon auch nicht, außer man hätte mehrere Engagements pro Woche.“ Und das, davon können viele professionelle Schauspieler ein Lied singen, ist alles andere als selbstverständlich. So sieht der Altdorfer seine Fernsehtätigkeit am ehesten als bezahltes Hobby.

Für anderes bleibt da natürlich nicht mehr viel Zeit. Für seine drei Kinder etwa – „ich scherze manchmal, dass sie mich ja auf dem Bildschirm sehen können“ – oder für den Sport. Wernthaler ist passionierter und aktiver Schütze bei der Reservistenkameradschaft Landshut und bei der Krieger- und Soldatenkameradschaft Altdorf. Da gilt es, sich die Freizeit gut einzuteilen. Aber wenn man in Serien wie „Der Alte“ mitwirken will (in der neuen Staffel wird man Wernthaler gleich mehrmals sehen), die man noch aus der eigenen Kindheit kennt, muss man eben manchmal Opfer bringen.

Landshut