Landkreis-Zukunftskonferenz gestartet
Alles, bloß keine Quasselbude

05.07.2017 | Stand 26.07.2023, 13:41 Uhr
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Die Auftaktveranstaltung zur Zukunftskonferenz „gemeinsam wachsen" im Landkreis Dingolfing-Landau zeigte ein durchdachtes Konzept. Für den Erfolg kommt es jetzt darauf an, wie viele Unternehmer und Funktionäre sich zur weiteren Teilnahme entschließen.

DINGOLFING Ein „Experiment, das aber nicht auf unsicheren Beinen steht“ – so nannte Landrat Heinrich Trapp die von der Wirtschaftsförderung am Landratsamt initiierte Zukunftskonferenz im Landkreis unter dem programmatischen Motto „gemeinsam wachsen“ bei der Auftaktveranstaltung Montagabend in der Dingolfinger Herzogsburg. Schließlich stünden „hervorragende Köpfe des Landkreises“ hinter dem Konzept der Konferenz.

Was natürlich noch nichts über deren Erfolg aussagt. Immerhin scheint das Interesse der Unternehmerschaft im Landkreis an der Weiterentwicklung des Standorts recht groß. Dafür spricht die von Wirtschaftsförderin Nadja Beutl­hauser erwähnte beachtliche Rücklaufquote einer vom Landratsamt im Vorfeld durchgeführten Unternehmerbefragung von 35 Prozent. Dafür spricht auch, dass neben zahlreichen Funktionären, darunter fast alle Landkreisbürgermeister, auch etliche Unternehmer zum Auftakt gekommen waren.

Die bekamen von Professor Peter Schmieder, der an der FH Deggendorf und seiner eigenen „Schools of Skills“ Schlüsselqualifikationen lehrt, zu hören, warum kooperative Gesellschaften wettbewerbsorientierten immer überlegen sind. Und eine ganz wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Zukunftskonferenz ist ja zweifellos die Bereitschaft zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit.

Anzupacken gäbe es jedenfalls genug, trotz hervorragender wirtschaftlicher Kennzahlen des Landkreises, die sich in zunehmend guten Bewertungen in diversen Standortrankings niederschlagen, wie Professor Klaus Wollenberg von der Uni München betonte. Zu den von Wollenberg identifizierten Problemfeldern zählen eine vergleichsweise niedrige Absolventenquote an Gymnasien, die starke Ausrichtung auf den Automobilsektor, und vor allem die demografische Entwicklung. Diese wird sich auf mittlere und längere Sicht in einer sinkenden Landkreisbevölkerung niederschlagen.

Dagegen setzen will die Zukunftskonferenz eine gemeinsame Zielrichtung, eine Zukunftsvision für den Landkreis, die auf dem Zusammengehörigkeitsgefühl als Landkreisbürger fußt und bestenfalls in einen Strategieplan (auch, aber beileibe nicht nur) für die Wirtschaftsförderung mündet. So stellt es sich zumindest Kommunikationstrainer Thomas Weiß vor, der wie Schmieder an der „School of Skills“ und der Hochschule Deggendorf lehrt. Weiß erläuterte Methodik und Ablauf der Konferenz, als deren Prozessbegleiter und – falls nötig strenger – Moderator er fungieren wird. Schließlich solle es eine innovative Veranstaltung werden und keine „Quasselbude“, so Weiß.

Als praktisches Hindernis für eine hohe Beteiligung könnte sich allerdings gleich die erste Phase erweisen. Die besteht aus einem eineinhalbtägigen Orientierungsseminar auf Schloss Poxau, das der Identifizierung eigener Stärken und Schwächen und dem Nachspüren zukünftiger Entwicklungen und Trends dienen soll. Was an sich nicht schlecht klingt, doch erscheint die Terminierung für Montag und Dienstag, 26. und 27. September, eher unglücklich. Besonders da laut Weiß ausdrücklich keine „Schnuppermöglichkeiten“ vorgesehen sind – wer sich anmeldet, soll auch alle Termine wahrnehmen.

Ob dies einem vielbeschäftigten Unternehmer so ohne weiteres möglich ist, darf zumindest bezweifeln werden. Aber das wird sich in den kommenden Wochen ja sehr schnell herausstellen.

Dingolfing-Landau