Krankenhaus-Odyssee von Freyung über Straubing bis nach Regensburg
Abszess an den Rachenmandeln: Daniel wäre um ein Haar erstickt!

12.09.2017 | Stand 28.07.2023, 20:24 Uhr
−Foto: n/a

Daniel Göttl ist gerade mal 26 Jahre jung, von Beruf CNC-Fräser und er wäre fast gestorben

NEUREICHENAU Es begann am 20. Juni, als Daniel Göttls linke Gesichtshälfte anfing, stark zu schmerzen; auch das Schlucken tat ihm weh. Zwei Tage später, es war Nacht, fing die rechte Gesichtshälfte an wehzutun, bis zu den Mandeln zog sich der starke Schmerz. Freundin Ramona brachte ihren Daniel ins Krankenhaus nach Freyung, wo ein Belegarzt nach Schilderung von Daniels Familie einen „Hexenschuss im Hals“ diagnostizierte. Doch wieder Zuhause brachten Wärmflasche, Erkältungsbad und Wärmesalbe keinerlei Linderung. „Zwei Tage lang war Daniel beinahe bewusstlos vor lauter Schmerzen. Nicht einmal mehr selbst anziehen konnte er sich“, erinnert sich Ramona (25, Nachname d. Red. bekannt). Sie rief einen Krankenwagen, der ihren Daniel ins Krankenhaus nach Freyung brachte. Hier wurde bei einer MRT-Untersuchung eine massive Entzündung festgestellt und Daniel Göttl noch am selben Tag ins Straubinger Krankenhaus gebracht.

Die Diagnose nach einer MRT-Untersuchung (Kernspintomografie – Anm. d. Red.) einen Tag nach Einlieferung: ein vier Zentimeter großer Abszess an der Mandel. Not-Operation!

„Daniel ging es danach erst einmal relativ gut. Aber wegen der Nachblutungsgefahr musste er noch fünf Tage im Straubinger Krankenhaus bleiben“, weiß Ramona. Und so konnte er das Krankenhaus erst am 28. Juni wieder verlassen. Daniels Opa holte ihn ab und fuhr mit seinem Enkel von Straubing nach Neureichenau. „Während der gesamten Fahrt konnte Daniel einfach nicht schlucken“, berichtete Daniel Göttls Opa.

Und dann ging es richtig los. Nach Schilderung von Freundin Ramona und Mutter Carmen Göttl tat Daniels kompletter Oberkörper tagelang weh, er konnte nicht mehr essen, trinken, einfach gar nicht mehr schlucken, auch keine Tabletten gegen die immensen Schmerzen. Nicht einmal mehr Eis brachte er hinunter, husten ging auch nicht, dabei hatte Daniel ständig das Gefühl, er müsse ersticken. „Es war grauenhaft, wie er bei’nand war“, erinnert sich seine Mutter. Bei ihr verbrachte er dann die nächsten Tage, weil sie daheim bleiben und so für ihren Sohn immer da sein konnte. Weil er im Liegen ständig das Gefühl hatte zu ersticken, saß der 1,80 Meter große Mann wie ein Häufchen Elend auf der Couch seiner Mama.

„Mama, ich ersticke, ich kriege keine Luft!“

„Mama, ich ersticke, ich kriege keine Luft!“ Als Daniel diese Worte röchelte, war es Viertel vor elf Uhr nachts. Also wieder ab ins nächstgelegene Krankenhaus nach Freyung. Aussage des behandelnden Belegarztes: „Er ist ein lieber Kerl, aber er ist schwer krank!“, erinnert sich Mutter Carmen, die sogleich wieder heimfuhr, um erneut Sachen fürs Krankenhaus in Straubing zu packen und Daniels Freundin Ramona Bescheid zu sagen. Im Krankenwagen trat Daniel einmal mehr den Weg nach Straubing an. „Behandlungsvertrag, Befunde an Hausarzt, Krankenhaustagegeld – ich musste erst einmal so einiges unterschreiben, bevor ich rund eine Stunde später endlich zu Daniel durfte“, schüttelt Ramona heute den Kopf. Was sie sah, schockierte die 25-jährige Altenpflegerin: „Der Hals schloss mit dem Kinn ab, so geschwollen war er. Daniel atmete nur noch röchelnd. Der Schleim, den er abhustete, war so groß wie Oblaten.“

Eine weitere CT-Untersuchung – Diagnose: mehrere Abszesse rund um den Kehlkopf. Wäre nicht sofort eine Not-OP durchgeführt worden, wäre Daniel erstickt, weiß seine Freundin. Danach wurde Daniel Göttl ins künstliche Koma versetzt. „Daniels Gesundheitszustand war miserabel“, erinnern sich Mutter und Freundin. Wenige Stunden später wurde er mit dem Krankenwagen in die Regensburger Uniklinik gebracht. Hier wurde ein massiver CRP-Entzündungswert von 200 festgestellt (das „C-reaktive Protein wird in der Leber gebildet und im Körper infolge einer Infektion produziert. Normal ist ein Wert von 0 oder 1, aber bei Entzündungen und Verletzungen, auch nach Operationen, steigt dieser Wert mitunter stark an – Anm. d. Red.). Insgesamt fünf Tage verbrachte Daniel im Koma. Er war völlig verschleimt, drei Krankenhauskeime wurden bei ihm festgestellt und eine Lungenentzündung. Ein tragischer Fall. „Es war ziemlich knapp“, meinen Mutter Carmen und Freundin Ramona mit wässrigen Augen dazu. „So viel geweint haben wir noch nie!“

Koma, Keime, Lungenentzündung

Daniel ist jetzt über‘m Berg. Sogar telefonieren konnten sie mit ihm schon, auch wenn ihm das Sprechen noch schwerfällt. Er muss erst wieder lernen, wie man atmet – bis dahin trägt er eine Sauerstoffmaske. „Als ich ihn wieder hören durfte, das war das Schönste seit Langem“, freut sich seine Mutter. Auch Lebensgefährtin Ramona ist überglücklich: „Ich hätte am liebsten geweint vor Glück und Erleichterung.“ Beide hatten die Hoffnung nie aufgegeben. „Als er im Koma lag, haben wir Daniel gestreichelt und derbusselt und er hat reagiert!“

„Wo ist Mona?“, waren Daniels erste Worte, als er aus dem Koma erwachte. Die anfängliche Verwirrung ist weg. Anfangs konnte er den Kopf nicht selbst halten – auch das ist vorbei. Daran zu atmen, muss er auch nicht mehr erinnert werden. Dennoch hat Daniel Göttl ebenso viel Angst vor dem Schlucken wie davor, zu ersticken. Er wird psychologisch betreut. Daniels Familie bedankt sich vor allem bei der Uniklinik Regensburg: „Die sind echt top! Wir haben den Menschen dort viel zu verdanken, wahrscheinlich Daniels Leben!“ Daniel Göttl wurde mittlerweile von der Intensivstation in ein normales Krankenzimmer verlegt. Auch sprechen kann er wieder. Helmut Denk, Pressesprecher des Freyunger Krankenhauses hierzu. „Der Abszess lag hinter der Mandel und war so von außen nicht zu sehen. Das Ganze ist eine tragische Geschichte für den Patienten, die aber auch dank der richtigen Arztentscheidung einer sofortigen Verlegung von Freyung nach Straubing gut ausging.“

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