"Es fehlen schlichtweg die Köpfe"
Abgeordnete diskutieren mit Mittelschul-Lehrern zum Thema Migration und Integration

10.07.2017 | Stand 29.07.2023, 12:33 Uhr
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Mit einer ganzen Reihe von Schulleitern und Förderlehrern der Mittel- und Grundschulen in der Stadt und im Landkreis Passau, haben sich die Abgeordneten Walter Taubeneder und Dr. Gerhard Waschler zum Thema Migration und Integration ausgetauscht.

PASSAU "Wir stehen vor der großen Aufgabe, Kinder mit Migrationshintergrund in den Schulalltag zu integrieren und nach Kräften fit für das Berufsleben zu machen", so Waschler. Der Fokus liege dabei auf der entsprechenden sprachlichen Ausbildung, beziehungsweise dem Sprachförderunterricht.

"Die große Fluktuation innerhalb der Klasse und der wachsende Anteil an Analphabeten unter den eintreffenden Schülern macht uns schaffen", gibt Tanja Tauber, Lehrerin an der Nikola-Schule in Passau, zu bedenken. Immer mehr Schüler würden über keinerlei Sprachkenntnisse verfügen, was eine Aufnahme in die Übergangsklasse an Mittelschulen überaus schwierig gestalte. An der Grundschule Ritter-Tuschl in Vilshofen arbeite man daher bereits mit einem speziellen Sprachförderunterricht – "allerdings alles aus eigener Kraft und mit großem ehrenamtlichen Engagement", betont Rektorin Silvia Thurner. Auch an der Mittelschule Pocking liege der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund bei über 30 Prozent. "Im Sinne einer möglichst schnellen und reibungslosen Integration halten wir in Pocking wenig von einer starren Übergangsklasse mit wenig Spielraum für flexible Entwicklungen während dem Schuljahr. Zudem haben wir mit einem enorm hohen Verwaltungsaufwand zu kämpfen und dafür wiederum zu wenig Personal“, mahnt Rektor Christoph Sosnowski an. In der momentanen Situation sei eine Integration kaum möglich. Auch aus Sicht der Lehrerin Silke Pulec aus Bad Griesbach sei es schwierig Schüler mit derart unterschiedlichen Sprachkenntnissen unter einen Hut zu bringen: „Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters mit ganz unterschiedlichen Sprachkenntnissen stoßen natürlich irgendwann unter dem Jahr zur Klasse hinzu – es ist kaum möglich dies in geregelten Bahnen zu organisieren." Der Zuzug sei zu groß und zu unregelmäßig.

"Es wird mehr als deutlich, dass alle Schulen und deren Lehrerkollegien sich in höchstem Maße der Integrationsthematik annehmen – ihr Einsatz ist herausragend", dankt Josef Schätz, der Bereichsleiter Schulen bei der Regierung von Niederbayern allen Anwesenden für Engagement. Integration sei ein Prozess. „Natürlich wünschen wir uns alle Stabilität, aber erstmal gilt es vernünftig mit den Schülern zu arbeiten, die eben da sind und dafür stehen uns dieser Zeit dank der Bayerischen Staatsregierung in bisher nicht dagewesenem Umfang Haushaltsmittel zur Verfügung“, so Schätz weiter. „Wir wollen alle Schulen bestmöglich unterstützen. Es fehlt jedoch nicht an Geld – es fehlen schlichtweg die Köpfe an Grund- und Mittelschulen“, stellt MdL Waschler mit Blick auf die Einstellungszahlen fest. Schätz ergänzt weiter: "Es gibt praktisch keine arbeitslosen Lehrer mehr, außer sie wollen an der Mittelschule nicht arbeiten." Auch die Zuweisung von sogenannten Drittkräften sei derzeit schnell und unkompliziert möglich. "Die Schule muss lediglich einen Konzept-Antrag an die Regierung von Niederbayern stellen, dieser wird von uns geprüft und vom Kultusministerium schnellstmöglich bewilligt", so Schätz weiter.

Im Namen aller Beteiligten dankte auch Walter Taubeneder für den offenen und effektiven Austausch: "Uns allen ist bewusst, dass wir hier eine nie dagewesene pädagogische Herausforderung zu bewältigen haben und ständig dazulernen. Integration kann nur durch das Dazutun aller gelingen."

Passau