Selbsthilfegruppe
78 Kilo sind weg – Magen-OP lässt Regensburgerin strahlen

05.03.2018 | Stand 12.10.2023, 11:25 Uhr
−Foto: n/a

Christine Liedl hat es geschafft, die Regensburgerin wiegt nur noch 88 Kilo! Nur noch, denn die 36-Jährige hat nach einer Magen-OP rund 78 Kilo abgenommen. Sie leidet an Adipositas, der so genannten krankhaften Fettsucht. Seit Januar 2016 leitet sie die Selbsthilfegruppe „Adipositas-Chirurgie“ in Regensburg.

Weit über 60 Mitglieder hat die Adipositas-Gruppe mittlerweile, etwa 20 bis 40 kommen zu den regelmäßigen Treffen, die immer am zweiten Mittwoch eines Monats bei den Barmherzigen Brüdern im Kulturraum P4 im Haus St. Pius in Regensburg stattfinden. Ab 19 Uhr kann hier jeder kommen, der sich austauschen möchte. Die Gruppe will unterstützen, denn viele Menschen sehen Adipositas nicht als Krankheit, sie denken nur, der oder die Betroffene sei einfach dick, faul und unbeherrscht, wenn es um das Thema Essen geht.

Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 gilt man als Adipositas-Betroffener. Aus dem Übergewicht heraus kommt es zu zahlreichen Folgeerkrankungen, die das Leben der Erkrankten sehr einschränken. Viele können kaum noch Treppen steigen, leiden an Bluthochdruck oder Diabetes. Auch die Gelenke spielen oft nicht mehr mit. Zu diesen körperlichen Beschwerden kommen dann oft auch psychische Probleme, weiß Liedl. Man werde „begutachtet und abgestempelt“, sagt sie. Dick sein, das ist für viele Menschen nur ein Mangel an Selbstdisziplin. Dass eine Erkrankung dahinter stecken könnte, daran denken viele nicht!

Langer Leidensweg belastet Betroffene

Insgesamt sind etwa 20,8 Prozent der deutschen Bevölkerung von einer Adipositas betroffen, sagt Dr. Otto Dietl von der Chirurgischen Klinik München-Bogenhausen. Die Kriterien für eine OP sind streng, die Erfolgsaussichten aber sehen gut aus: „Im Rahmen einer großen Studie – einer Kohortenstudie mit rund 200.000 Personen – konnte gezeigt werden, dass im Mittel nach einer solchen Operation die Lebenserwartung einer 45-jährigen Frau mit Diabetes mellitus Typ 2 und einem BMI von 45 um sieben Jahre erhöht wird. Diese Daten zeigen die Überlegenheit der Adipositaschirurgie zu allen konservativen Verfahren im Langzeitverlauf“, sagt Dietl. Mit der Operation geht für die Betroffenen zudem ein langer Leidensweg seinem Ende entgegen.

Auch Christine Liedl hat solch einen langen Leidensweg hinter sich. Selbst um die Magenverkleinerung musste sie kämpfen, denn die Krankenkasse wollte zunächst nicht zahlen – und alleine die Operation kostet rund 7.000 Euro! Am 7. Dezember 2016 war es dann endlich soweit, die 36-Jährige ließ sich in München operieren, zuvor hatte sie sich intensiv mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Heute, gut ein Jahr nach der OP, zeigt sich der Erfolg: Vom „Startgewicht sind noch 88 Kilo geblieben – das wäre ohne OP nicht möglich gewesen“, sagt Liedl.

Seit 2010 gibt es in Regensburg die Selbsthilfegruppe „Adipositas-Chirurgie“, im Januar 2016 übernahm Liedl die Gruppe. Aus der ganzen Oberpfalz kommen Betroffene zu den Treffen nach Regensburg, um sich zu informieren. Dort bekommen sie das Verständnis, das ihnen die Gesellschaft nicht entgegenbringt. Auch inhaltlich arbeitet die Gruppe: Immer wieder kommen Ärzte und Therapeuten und berichten zu unterschiedlichen Themen. Beim nächsten Treffen am Mittwoch, 14. März, ist die plastische Chirurgin Dr. Charlotte Kleeberger von den Isar-Kliniken in München zu Gast.

Ärzte und Therapeuten halten Vorträge

Sie berichtet zum Themenbereich der Wiederherstellung nach einer Magen-OP. Denn: Die schnelle Gewichtsabnahme führt meist dazu, dass überschüssige Haut vorhanden ist. Diese kann in weiteren Operationen entfernt werden. Am 11. April ist dann Dr. Otto Dietl in der Gruppe zu Gast und berichtet über die OP-Möglichkeiten.

Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe gibt es direkt bei Christine Liedl unter der Telefonnummer 0171/ 6846322 oder per Mail an tineli81@web.de.

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