Cholesterin reduzieren
500 Blutwäschen gegen Herzinfarkt

05.12.2019 | Stand 02.08.2023, 17:55 Uhr
−Foto: n/a

Zu viel Cholesterin kann zur Lebensgefahr werden. Für Risiko-Patienten bietet das Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) als eine der wenigen Stelle in der Oberpfalz eine spezielle Art der Blutwäsche, die sogenannte Lipid-Apherese.

REGENSBURG Wie jede Woche sitzt Norbert Dietl auch heute, am 4. Dezember, wieder auf einem Therapiestuhl im Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin des UKR. Doch dieser Termin ist etwas Besonderes, heute bekommt er nämlich zum 500. Mal eine Lipid-Apherese, bei dem das Cholesterin aus seinem Blut gefiltert wird. „Ich bin sehr froh, meine Werte mit dieser Methode reduzieren zu können. Die Apherese ist sehr viel wirksamer als der alleinige Einsatz von Medikamenten. Die Betreuung und Behandlung im UKR ist hervorragend und nimmt mir die Angst vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall“, sagt der 69-jährige. Norbert Dietl leidet unter einer Fettstoffwechselstörung, die einen dauerhaft erhöhten Cholesterinspiegel zur Folge hat. Er gilt damit als Risiko-Patient für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Gefahr, wieder einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, ist bei ihm deutlich erhöht. In Fachkreisen wird dies als Hypercholesterin- und Hyperlipoproteinämie bezeichnet. Diese kann wie bei Norbert Dietl genetisch bedingt sein, aber auch durch einen ungesunden Lebensstil hervorgerufen werden. Bei familiärer Hypercholesterinämie lässt sich der Cholesterinspiegel nicht allein durch gesunde Ernährung und Bewegung ausreichend senken, häufig kommt eine medikamentöse Therapie zum Einsatz, in besonders schweren Fällen zusätzlich die Lipid-Apherese.

„Wir versorgen ein sehr großes Einzugsgebiet und können damit Betroffenen wir Herrn Dietl helfen, ein möglichst normales Leben zu führen“, erklärt Professor Dr. Norbert Ahrens. Er ist Leiter der Transfusionsmedizin des Instituts für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am UKR und behandelt Norbert Dietl bereits seit vielen Jahren. „Bei Cholesterin unterscheiden wir mehrere Arten: Während das HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein) allgemein als ‚gutes‘ Cholesterin verstanden wird, ist vor allem das LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) sowie das Lipoprotein(a) (Lp(a)) für die Entstehung von Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich. Leider lässt sich gerade Lp(a) bisher schwer mit Medikamenten regulieren, sodass häufig nur eine Blutreinigung helfen kann.“

Für diese Blutreinigung kommt Norbert Dietl bereits seit zwölf Jahren ins Universitätsklinikum Regensburg. Mit der Lipid-Apherese können seine Cholesterin-Werte um etwa 70 Prozent gesenkt werden. Das Verfahren ähnelt einer Dialyse oder einer Plasmaspende, bei dem der Patient über zwei Schläuche in seiner Armvene mit einem speziellen Gerät verbunden ist. Dabei wird ihm über den einen Schlauch sein Blut entzogen und in der Maschine gefiltert, sodass das Cholesterin entzogen werden kann. Parallel bekommt er das gereinigte Blut über den zweiten Schlauch wieder zurückgeführt. Dieser Vorgang dauert etwa zwei Stunden.

Gutes und schlechtes Cholesterin

Der Begriff „Cholesterin“ lässt bei vielen heute schon alle Alarmglocken läuten, allerdings ist diese fettähnliche Substanz ein unverzichtbarer Stoff in unserem Körper. Cholesterine sind Fette, die von einer Eiweißhülle umgeben sind und so im wässrigen Blut transportiert werden können. Sie bilden einen wichtigen Bestandteil unserer Zellmembranen und sind gleichzeitig auch Basis vieler Hormone wie der Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron. Etwa Dreiviertel des Cholesterins wird in unserer Leber produziert und von dort als HDL-, LDL-Cholesterin oder Lp(a) über das Blut in die verschiedenen Organe transportiert. Der restliche Teil gelangt über unsere Nahrung in den Organismus. Sind die Zellwände gesättigt, werden die Fette an den Gefäßwänden abgelagert und verursachen dort die umgangssprachlichen Arterienverkalkungen. Ist im Körper ausreichend HDL-Cholesterin vorhanden, können diese Ablagerungen zurück in die Leber transportiert und dort abgebaut werden.

„Oft wird ein erhöhter Lp(a)-Wert nicht diagnostiziert, was fatale Auswirkungen haben kann. Man nimmt an, dass es einerseits Thrombosen fördert und andererseits die Auflösung von Gerinnseln hemmt. Patienten mit anhaltend hohen Werten bzw. einer fortschreitenden Atherosklerose sollten sich dahingehend testen lassen und gegebenenfalls eine Apherese in Erwägung ziehen. Wir beraten hierzu gerne“, ergänzt Professor Ahrens.

Regensburg