Prozess in Regensburg
15-Jährige niedergestochen – 24-Jähriger steht vor Gericht

09.12.2019 | Stand 13.09.2023, 0:44 Uhr
−Foto: Foto: Ursula Hildebrand

Dienstag, 30. April 2019, diesen Tag wird Laura (Name geändert, richtiger Name der Redaktion bekannt) nicht vergessen. Damals war die 15-Jährige gerade auf dem Heimweg von der Schule – und dann geschah das Unfassbare: Ein Mann griff das Mädchen an, verletzte sie mit Messerstichen in den Bauch und im Bereich der Schulter in den Rücken. Das Mädchen konnte an einem Haus klingeln und entkam so dem Angreifer. Seit Montag, 9. Dezember, muss sich ein 24-Jähriger wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Regensburg verantworten – er leidet an chronischer paranoider Schizophrenie, seine Unterbringung steht im Raum.

REGENSBURG Der Vorfall wirkt bis heute nach – über sieben Monate nach der Tat kämpft die 15-Jährige immer noch mit den Folgen. Als der Angeklagte am Montag den Saal 101 am Landgericht Regensburg betritt, schießen dem Mädchen die Tränen in den Augen. Tapfer hat es neben seiner Mutter und seinem Anwalt Platz genommen – als Nebenklägerin stellt sie sich dem Verfahren. Zunächst muss sie miterleben, dass der Beschuldigte keine Angaben machen wollte.

Die Mutter der 15-Jährige schilderte dann bei ihrer Aussage, wie ihre Tochter an jenem 30. April bei ihr angerufen hatte – sie sei auf dem Heimweg im Lamer Ortsteil Frahelsbruck (Landkreis Cham) und da sei ein Autofahrer, der komisch schaue. Bei einem weiteren Anruf schilderte das Mädchen, sie habe das Gefühl, der Mann verfolge sie. Beim dritten Anruf konnte die Mutter nur noch wirre Geräusche und Schreie vernehmen – „Mama, Mama, hilf mir!“, habe sie gehört. Daraufhin sei sie mit dem Auto losgefahren – an der Schultasche ihrer Tochter vorbei, da habe sie auch einen Mann gesehen, den mutmaßlichen Täter. Bei der Tochter angekommen habe sie den Notruf gewählt, vor Ort sei die Tochter dann vom Helfer vor Ort und dem Notarzt versorgt worden. Gegen 14.50 Uhr, so der damalige Polizeibericht konnte der mutmaßliche Täter festgenommen werden. „Dabei handelt es sich um einen 24-jährigen Deutschen mit Wohnsitz im Landkreis Cham“, so die Mitteilung.

Die Verletzungen der 15-Jährigen waren zum Glück nicht lebensbedrohlich – aber sie haben Auswirkungen bis heute. Die Schulabschlussprüfung musste Laura im September nachholen, sie schläft schlecht, hat Albträume. Auch körperliche Schmerzen tauchen immer wieder auf, die Messerstiche haben sichtbare Narben hinterlassen. Das Mädchen befindet sich in psychologischer Betreuung – das Misstrauen gegenüber Fremden ist groß, mit dem Bus fährt sie nur, wenn ihre Freundinnen dabei sind, alleine traut sie sich das nicht mehr.

Nach einem längeren Rechtsgespräch im Anschluss an die Aussage der Mutter rang sich der Beschuldigte dann durch, durch seinen Anwalt eine Erklärung abzugeben. Sein Mandant räume das Tatgeschehen im Kern ein, so Anwalt Maximilian Stromayer. Er verlas zudem einen Brief seines Mandanten, in dem er sich „ausdrücklich“ entschuldigt, Laura habe „viel Leid erfahren“ durch die Verletzungen, am liebsten wäre es ihm, „wenn alles nicht geschehen wäre“.

Für die Aussage des Opfers wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Beschuldigte wurde im Saal so gesetzt, dass ihn das Mädchen während der Aussage nicht sehen konnte. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Für Donnerstag ist ein weiterer Verhandlungstag angesetzt.

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