Ab Herbst
129 von 130 Lastwagen der Stadt sind Diesel-Stinker – Ausnahme für die Umweltzone?

11.07.2017 | Stand 20.07.2023, 11:27 Uhr
−Foto: Foto: Phillip Panaye

Die Umweltzone kommt ab 1. Oktober 2017 in Regensburg. Experten halten sie für Unsinn, einige Städte denken über ihre Abschaffung nach. Jetzt kommt raus: Viele städtische Fahrzeuge erfüllen die Euro-Norm nicht. Doch für sie soll es Ausnahmen geben.

REGENSBURG Dass die Umweltzone in Regensburg kommt, ist sicher. Ab Herbst dürfen nur noch Autos der niedrigsten Schadstoffklasse – also Autos mit einer grünen Plakette – ins Zentrum fahren. Und diese grüne Plakette bekommen nur Fahrzeuge ab Euro-Norm 4. Der Stadtrat definiert die Umweltzone so: „Umweltzonen sind Gebiete, in denen ‚saubere‘ Fahrzeuge mit ‚freier Fahrt‘ belohnt werden, während Verkehrsbeschränkungen für Kraftfahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß gelten.“ Der Fuhrpark der Stadt mit rund 200 Fahrzeugen (70 Pkw und 130 Lkw) ist bei dieser Regelung aber wohl außen vor.

27 Fahrzeuge davon dürften ab Herbst eigentlich nicht mehr in die Umweltzone einfahren – sie haben nur Euro-Norm 2 beziehungsweise Euro-Norm 3 und sind damit nicht „sauber“. Gut für die Stadt Regensburg, dass es Ausnahmeregelungen gibt: Gemäß der Bundes-Immissionsschutzverordnung sind zum Beispiel Fahrzeuge, die für Sonderrechte in Anspruch genommen werden können – wie zum Beispiel für die Müllabfuhr und für den Straßenunterhalt – von den Verkehrsverboten ausgenommen. Diese Ausnahmeregelung trifft auch auf den städtischen Fuhrpark zu. Übrigens: 129 der 130 Lkw im Fuhrpark sind Diesel. Eine blaue Plakette, die Diesel einschränken würde, würde die Stadt massiv betreffen. Außer, sie macht auch hier eine Ausnahme – für sich selbst.

Kürzlich hat die Regierung der Oberpfalz die Fortschreibung des Luftreinhalteplanes vorgelegt. Wer darin liest, fasst sich allerdings an den Kopf: Die Zahl der Überschreitungen der zulässigen Feinstaubwerte ist an den beiden Messpunkten nämlich eklatant zurückgegangen. Waren es im Jahr 2013 noch 28 Überschreitungen bei erlaubten 35, stieg die Zahl 2014 zwar auf 30. Doch im Jahr 2015 sank sie – auf elf Überschreitungen im Jahr. Zumal die Messstellen dort aufgebaut wurden, wo man sich schlicht wundern würde, wenn es keinen Feinstaub gäbe: In der D.-Martin-Luther-Straße und am Schwanenplatz hat man gemessen, eine der wenigen verbliebenen Verkehrsachsen an der Altstadt vorbei oder gar in die Altstadt hinein.

Apropos Altstadt: Die ist im Prinzip von der Umweltzone im Kern betroffen. Ausgerechnet dort also, wo vor allem durch Einbahnstraßen-Regelungen und Durchfahrverbote, durch den Wegfall von Bewohnerparkplätzen und anderweitiger Hindernisse tagtäglich hunderte von Anwohner-Fahrzeugen Parkplätze suchen. Die eigentliche Verkehrsachse Friedenstraße ist übrigens nicht von der Umweltzone betroffen, wohl aber der Park von Schoss Thurn und Taxis. Da gibt es zwar gar keine Straße, aber das hindert die Stadtoberen nicht, sie in die Umweltzone mit einzubeziehen.

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