Zukunftsforum Handel der IHK
Klickst Du noch oder kaufst Du schon?

13.11.2017 | Stand 03.08.2023, 4:52 Uhr
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Nachdem es im letzten Jahr um die Herausforderungen für den Handel in der Region Altötting-Mühldorf ging, beschäftigte sich die Veranstaltungsreihe Zukunftsforum Handel der IHK für München und Oberbayern dieses Jahr mit den Chancen durch eCommerce

MÜHLDORF Herbert Prost, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Mühldorf, eröffnete die bis auf den letzten Platz gefüllte Veranstaltung am 9. November 2017 mit der Aussage, der Einzelhandel in Oberbayern müsse digitaler werden. Der oberbayerische Einzelhandel setze zwar auf Digitalisierung, im bayernweiten Vergleich bestehe jedoch Aufholbedarf. Dieses Stimmungsbild zeichne die erste IHK-ibi-Handelsstudie, eine Umfrage unter oberbayerischen Einzelhändlern, die über den Einfluss der Digitalisierung auf den Handel befragt wurden. Dies sei ein Forschungsprojekt der deutschen Industrie- und Handelskammern und ibi research an der Universität Regensburg.

„Zwar gaben 90 Prozent der Teilnehmer der Umfrage an, dass digitale Innovationen das Einkaufsverhalten der Kunden verändern und damit ein Umdenken erforderlich machen. Gleichzeitig verfügen aber nur 22 Prozent über einen eigenen Online-Shop und nur elf Prozent der oberbayerischen Händler haben ein eigenes Budget für weitere Digitalisierungsmaßnahmen vorgesehen. Die meisten hält laut der Studie der Zeit- und der Investitionsaufwand von Digitalisierungsmaßnahmen ab“, so Prost.

Dabei müsse es kein eigener Online-Shop sein, eine attraktive Website und entsprechend abgestimmte Marketing-Maßnahmen seien in den Betrieben wesentlich leichter umzusetzen und oftmals effektiver, so Michael Seidl von der CIMA GmbH. Denn ihren Gewinn würden die wenigsten Händler mit dem Webshop machen und Multichannel-Vertrieb sei noch lange kein Allheilmittel. Die Chancen liegen darin, den Konsumenten über die online und mobile Präsenz in das Ladengeschäft zu holen und dort zu halten.

„Der Trend des Internets geht vom world-wide-Ansatz hin zum regionalen und lokalen Netz. Der Kunde informiert sich zuerst im Netz und sucht nach Produkten einer bestimmten Marke in Altötting oder Mühldorf. Es interessiert nicht, ob das Produkt weltweit zu haben ist. Noch haben die Einzelhändler ihre Kundschaft mit den größten Konsumausgaben im mittleren Alterssegment. Doch auch die Digital Natives mit einem ganz anderen Käuferverhalten werden älter und dann zur stärksten Käuferschicht heranwachsen. Dafür heißt es gerüstet zu sein! Wer wie ein Drittel der inhabergeführten Händler keine Website hat oder wer den bestens informierten Kunden keine kompetente Beratung, keinen WLAN-Zugang im Geschäft oder keinen individuellen Service bietet, wird auf der Strecke bleiben“, so Michael Seidl.

Einen Erfahrungsbericht aus dem eigenen Unternehmen gab Michael Scherr (Scherr Fachhandel in Mühldorf). Er hat das junge, von ihm gegründete Unternehmen von Anfang an „zweigleisig“ aufgestellt und schreibt den Erfolg, insbesondere auch die mittlerweile weltweiten Aufträge, seiner professionellen Internetpräsenz zu. Neben dem Webshop, der Seriosität und Vertrauen vermittelt, bedeutet für Scherr insbesondere das SEO-Marketing ordentlich finanziellen oder personellen Aufwand. Ohne Marketing Maßnahmen, könne man sich einen Shop allerdings sparen. In seinem Geschäft wird jeden Tag am Online-Auftritt gearbeitet. Das habe er teuer lernen müssen und empfiehlt deshalb seinen Händlerkollegen, Beratung zu e-Commerce und entsprechenden Förderprogrammen zu nutzen und spezialisierte Partner und Agenturen einzubinden. „Man muss die eigenen Grenzen erkennen und lieber nicht alles selber machen“, so Scherr.

Das Fazit der IHK Expertenrunde lautet: Es liegt am einzelnen Händler, die Chancen des eCommerce zu nutzen, über das Web gefunden zu werden und einkaufen wieder zum Erlebnis und sozialen Event zu machen!

Foto oben (von links): Herbert Prost (Leiter der IHK-Geschäftsstelle Mühldorf), Sonja Gehring (Betriebswirtschaftliche Beraterin bei der IHK), Michael Scherr (Scherr Fachhandel in Mühldorf), Hans Baumgartner (Altöttinger Wirtschaftsverband e.V.) und Michael Seidel (CIMA GmbH).

Mühldorf a.Inn