"Ich denke nicht in Sieg oder Niederlage"
Regensburger Oberstaatsanwalt fand die Lücke im Fall Mollath

07.07.2017 | Stand 13.09.2023, 1:22 Uhr
−Foto: n/a

Der Regensburger Oberstaatsanwalt Dr. Wolfhard Meindl hat nun tatsächlich Rechtsgeschichte geschrieben. So nannte das auch ein Abgeordneter im Untersuchungsausschuss, vor dem Meindl zum Fall Mollath aussagte.

REGENSBURG/NÜRNBERG Über Weihnachten hatte Meindl einen Wiederaufnahmeantrag geschrieben, der zum Ziel hatte, das Verfahren gegen den seit 2009 in der Psychiatrie befindlichen Gustl Mollath neu aufzurollen. Die siebte Strafkammer des Landgerichts Regensburg hatte indes sowohl Meindls, als auch den Antrag von Mollaths Verteidiger Gerhard Strate mit Bausch und Bogen verworfen.

Paukenschlag dann am Dienstag: Offenbar hatte Meindl die richtige Nase in dem Fall. Denn er hatte, anders als Mollaths Verteidiger Strate, auf ein Attest gesetzt, das im Urteil gegen Mollath maßgeblich war. Damit führte Meindl seine Regensburger Richter-Kollegen vor, die vom zuständigen Oberlandesgericht Nürnberg am Dienstag eine Riesenklatsche kassierten. Das Attest eines Arztes vom 3. Juni 2002 wurde bei der Kriminalpolizei 2003 vorgelegt und besagte, dass die Ex-Frau Mollaths erhebliche Verletzungen aufwies, die indes von Schlägen Mollaths stammen sollten. Das Attest trug den Briefkopf einer Ärztin, doch unterzeichnet hatte es ihr Sohn "i. V.", also in Vertretung. Komisch war schon mal, dass die Untersuchung Monate vorher, nämlich im August 2001 stattgefunden hatte. Da es keine Zeugen gab, die einen Übergriff Mollaths auf seine Frau hätten belegen können, stützte sich das Landgericht Nürnberg-Fürth maßgeblich auf dieses Attest, als der Mann zwar freigesprochen wurde, aber nur, weil er allgemeingefährlich sei und eingewiesen wurde.

Der Oberstaatsanwalt selbst indes war am Dienstag gegenüber dem Wochenblatt gewohnt nüchtern: „Die Justiz denkt nicht in Sieg oder Niederlage“, so Meindl. Der Fall Mollath stehe jetzt wieder ganz auf Anfang: „Die Staatsanwaltschaft wird eine Anklage vorbereiten, eine Strafkammer des Landgerichts wird die Hauptverhandlung neu aufrollen“, so Meindl zum Wochenblatt. Es werde sicher Herbst werden, bevor Anklage gegen Mollath erhoben wird. Wer den Fall dann für die Staatsanwaltschaft vertreten wird? „Ich denke, ich“, sagt der Mann, der Rechtsgeschichte schrieb.

Regensburg