Deutsch-Tschechisches Jugendforum
Wo ist Heimat? – Die Grenzen der Heimat sind wohl nur im Kopf

11.07.2017 | Stand 25.07.2023, 0:29 Uhr
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"Das Gefühl von Heimat muss nicht zwangsläufig mit dem Wohnort und staatlichen Grenzen in Verbindung stehen. Es kommt auch auf die Menschen in unserem Umfeld an", sind sich Tschechen und Deutsche einig.

REGENSBURG Eineinhalb Jahre lang haben sich 30 Mitglieder des Deutsch-Tschechischen Jugendforums der Frage "Wo bin ich Zuhause?" auf verschiedene Art und Weise gewidmet. Die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten sie am Freitag, 17. März, im bayerischen Regensburg. Die Gruppe "Der Heimat auf der Spur" stellte ihre Wanderausstellung vor. Plakate, welche Äußerungen unterschiedlicher Menschen dokumentierten, veranschaulichten wie breit gefächert die Wahrnehmung des Heimatbegriffs im 21. Jahrhundert und in Zeiten der Globalisierung ist. "Die Grenzen meiner Heimat sind wohl nur in meinem Kopf", meint der Architekt Osamu Okamura, der japanisch-tschechischen Ursprungs ist und einer der Befragten war. Er berichtet, dass er bei jeder Reise bewusst mit diesen Grenzen spiele. Jedes Jahr bemühe er sich, in ein Land zu reisen, in welchem er noch nicht war. Auf diese Art und Weise verschiebe er die mentalen Grenzen seiner Heimat. Unter den Befragten war auch der politische Aktivist und ehemalige Chefredakteur des Magazins Score, Jan Vrobel, die polnische Schriftstellerin Brygida Helbig, die in Deutschland lebt oder auch der Obdachlose Jiří Valčík aus Bystříce pod Hostýnem. Die Arbeitsgruppe stellte ihre Ausstellung bereits im Februar 2017 in Pilsen zum ersten Mal vor. Weitere Stationen der Wanderausstellung sind zum Beispiel Gießen, Würzburg, Salzkotten und Svatý Hostýn. Weitere Orte sind geplant.

Des Weiteren führte die Gruppe "Volt" ihre Kurzfilme, zusammengefasst unter dem Namen Kulturštrúdl, vor. Die Filme erzählen von fünf verschiedenen Studierenden, die ein Erasmus-Auslandssemester in Deutschland oder Tschechien verbringen. Die Studierenden beschreiben insbesondere ihre Eindrücke und Gefühle vor, während und nach dem Aufenthalt. "Ich denke, dass die Filme vor allem für Studierende nützlich sein können, die ins Ausland wollen. Sie können erfahren, dass sie keine Angst vor der Fremde haben müssen und dass sie eine Vielzahl an Kompetenzen sammeln können," bewertete Kateřina Kabátová, ein Mitglied des Jugendforums, den Film. Die Besucher hatten zudem die Gelegenheit eine interaktive Broschüre der Arbeitsgruppe „Okamblick“ durchzublättern, Postkartentexte aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands und Tschechiens im Rahmen einer Ausstellung der Gruppe "Kulturšok" durchzulesen sowie an der Vorstellung des Blogs der Gruppe "Heimat-Ort-Beziehung" teilzunehmen. Der Blog enthält viele Videos, Podcasts und Texte, die sich mit dem Thema Heimat befassen. Die deutsche Sprecherin, Bettina Finzel, hält die Ergebnisse der neunten Amtszeit des Jugendforums für sehr gelungen. "Im Rahmen der Projektverwirklichung wurden die Mitglieder dazu angeregt, über den Begriff der Heimat nachzudenken. Mittels ihrer Abschlusspräsentationen konnten sie das Publikum erfolgreich in die Diskussion über die vielfältigen Interpretationen des Heimatbegriffs verwickeln."

Das Deutsch-tschechische Jugendforum besteht aus 30 Ehrenamtlichen im Alter von 16 bis 26 Jahren, die sich für die Verbesserung und Intensivierung der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit einsetzen. Die Abschlusspräsentation markierte den Höhepunkt der 9. Amtszeit. Noch bis September werden die Arbeitsgruppen ihre Projekte in der Öffentlichkeit präsentieren. Im Herbst 2017 beginnt schließlich die Jubiläumsamtszeit (zehn Jahre). Detaillierte Informationen über die Mitgliedschaft im Jugendforum können über eine Email an info@cnfm.cz angefordert werden.

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