Anwohner in der Neuburger Straße besorgt:
Bangen und Ringen gegen vierten Funkmast

11.07.2017 | Stand 13.09.2023, 0:09 Uhr
−Foto: n/a

Neuburger Straße: Anwohner kämpfen weiter gegen einen vierten Mobilfunkmast.

PASSAU  „Übergangene Anwohner laufen Sturm gegen Mobilfunkmast“, hieß es in der PaWo anlässlich einer von 50 Anwohnern rund um die Passauer Neuburger Straße verfassten und unterschriebenen Petition. In der letzten Woche tagte nun der „2. Umweltausschuss zum Thema Mobilfunkmast in Neuburger Straße 86“.

 „Das Gutachten vom September 2016 sichert eine Worst-Case-Betrachtung der Funkmast-Situation Neuburger Straße 86 zum Schutz der Bürger zu“, erläutert Anwohner Dr. Raimund W. Pfleger. Das Gutachten weist, so Pfleger, eine Ausschöpfung des Grenzwertes von rund zehn Prozent aus. Das nebenstehende Gebäude wurde aus der Betrachtung wohl zunächst ausgeklammert. Bei der Nachberechnung ergab sich, unter vergleichbaren Bedingungen, ein Wert von 24 Prozent.

 Dr. Pfleger ist hier allerdings skeptisch: „Wissen sollte man dabei, dass laut dem Umweltinstitut München Messungen und Immissionsprognosen im Rahmen des Mobilfunkpakts zu 57 Prozent von den Mobilfunkbetreibern finanziert werden.“ Die Basis für die Prognosen, informiert der besorgte Anwohner der Neuburger Straße, sind die von der Telekom als Betreiber gelieferten Leistungsdaten für den sogenannten „realen Betrieb“ und die Leistungsdaten für die „beantragte Leistung“ für die Betriebsgenehmigung. „Mit anderen Worten, man will real nur Fiat 500 fahren, beantragt aber einen Porsche 911“, beschreibt es Dr. Pfleger. „Bei dem Vortrag des Telekom-Vertreters drängen sich Fragen auf, denn das am Mittwoch von ihm vorgestellte Ergebnis stellt uns vor die Aussage der Alternativlosigkeit. Die Begründungen sind die zu hohen Alternativstandorte und die damit verbundene Störung der Österreichnetze, sowie die zu große Nähe zu bereits genutzten Standorten mit Funkstörungen. “

Mit Standorten am Inn hat man  keine Probleme, da hier ein Abkommen mit Österreich getroffen wurde, wirft Pfleger ein. Denn: Die Österreichische Telekom ist ein Tochterunternehmen der Deutschen Telekom. Die sehr kleinen Abstände anderer Anlagen im Raum Passau sind – warum auch immer – unkritisch. Man hat eine Lösung, sie ist billig und den juristischen Widerstand hält ein Weltkonzern leicht aus“, meint Dr. Pfleger.

 Und weiter: „Wenn schon vertikal 5 bis 6 Meter Abstand von der Telekom selbst freiwillig zum Dach eines bewohnten Hauses eingehalten werden, obwohl die Antennen mehr horizontal als vertikal abstrahlen und das Dach noch als Schutz dazwischen ist, was bedeutet es dann für Bewohner mit 20 Meter horizontalem Abstand bei offenen Fenstern?“  

Dr. Raimund W. Pfleger fragt sich wohl nicht zu Unrecht, was wäre, wenn der Eigentümer des Hauses Neuburger Straße 86 sein Haus nicht zur Verfügung stellt? Würde dann in Passau die Funkversorgung zusammenbrechen? Es gibt ja scheinbar keine Alternativen!

 „Das so angenehme Gutachten wurde wegen der Kindergärten und Schulen erstellt. Es suggeriert maximal zirka zehn Prozent des Grenzwertes. Ist es damit unbedenklich für Kinder? Ab welchem Wert müssen die Antennen umziehen?“, fragt er sich. „Wir leben mit Verkehrslärm, Feinstaub und Funkstrahlung. Sollen wir künftig in Bunkern oder Erdlöchern wohnen? Nur damit die Telekom die billigsten Lösungen umsetzen kann?“

Passau